Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie
seiner Band durch die Welt. »Spätestens alle zwei Jahre wechselt der den Wohnort«, gluckst Ihre Freundin glücklich-erregt zwischen Salat und Pasta. »Sonst ist es ihm zu langweilig. Ist das nicht wahnsinnig spannend?«
Ihre beste Freundin selbst ist in einem kleinen Ort auf dem Lande aufgewachsen, in dem sie bis heute wohnt. Nur für ihre Arbeit in der Personalabteilung einer Bank pendelt sie jeden Tag in die Großstadt. Punkt 16 Uhr macht sie Feierabend und freut sich auf zu Hause, auf ihr Sofa und ihre zwei Katzen.
Was sagen Sie?
❏ »Du Glückspilz! So ein aufregender Mann! Das ist genau das, was du in deinem Leben brauchst. Mit dem wird dir auch in dreißig Jahren nicht langweilig sein. Ich sag ja immer: Gegensätze ziehen sich an!«
❏ »Vergiss es. Er passt nicht zu dir. Es heißt ja nicht umsonst: Gleich und gleich gesellt sich gern.«
❏ »Perfekter Fang für einen One-Night-Stand!«
Tja, da haben wir den Salat: Der Volksmund wartet mit zwei Weisheiten auf, die sich auf den ersten Blick völlig widersprechen. So gern glauben wir an die Geschichte mit den Gegensätzen: an den Traumprinzen, der völlig anders ist als wir, der plötzlich in unser Leben eintaucht, es bereichert, uns neue Welten zeigt. Gern sehen wir eine Partnerschaft als Symbiose, in der sich zwei Menschen gegenseitig »ergänzen«. Kaum jemand wünscht sich hingegen offen einen Partner, der so ähnlich ist wie er selbst. »Langweilig«, sagen da die meisten, »ich möchte doch nicht mit mir selbst zusammen sein.«
Doch was ist wirklich besser für eine langfristige Beziehung? Die Antwort der Wissenschaft ist eindeutig: Je ähnlicher sich zwei Menschen sind, desto wahrscheinlicher bleiben sie zusammen. Je mehr Unterschiede es gibt, desto wahrscheinlicher werden sie sich trennen! Klares 1:0 also für »Gleich und gleich …«.
Das gilt für alle Eigenschaften: Herkunft, Alter, Ausbildung, Beruf, Hobbys, politische Ansichten, Charakter, Kommunikationsstil.
Das »Ähnlichkeitsprinzip« sticht das »Komplementaritätsprinzip« regelmäßig an allen Fronten aus. Wir alle tragen die große Sehnsucht nach dem »aufregend Anderen« in uns – aber überlegen Sie selbst: Kennen Sie ein Paar, das sich getrennt hat mit der Begründung: »Wir sind uns zu ähnlich«? Sehen Sie! »Wir sind einfach zu unterschiedlich«, hört man da schon öfter.
Auch die »offene Zahnpastatube im Badezimmer«, die der Legende nach so manche Partnerschaft ruiniert, ist an sich in Wirklichkeit niemals das Problem. Zum Problem wird sie nur, wenn die Partner unterschiedliche Ordnungsvorstellungen haben: Den einen stört sie dann, den anderen nicht. Haben beide hingegen die gleichen Vorstellungen von (Un-)Ordnung, dann wird sich keiner jemals an einer Zahnpastatube reiben – ob sie nun offen ist oder von der CIA versiegelt.
Das klare Fazit unzähliger Studien lautet: Zwei Partner können sich gar nicht ähnlich genug sein! Am meisten Erfolg versprechend wäre es tatsächlich, mit seinem eigenen Klon zusammen zu sein. Glauben Sie nicht? Studien ergeben, dass wir sogar die Menschen körperlich attraktiv finden, die so ähnlich aussehen wie wir: Die Merkmale eines Gesichts (Proportionen, Form und Lage von Wangenknochen, Kinn und so weiter) lassen sich nämlich in das andere Geschlecht »umrechnen«. Lässt man nun Probanden aus mehreren Fotos dasjenige auswählen, das sie am attraktivsten finden, dann greifen sie (ohne es zu wissen) zielsicher zu dem Gesicht, für das sie selbst Pate gestanden haben! Dies bezeichnet man als soziale Homophilie. Diese Bezeichnung hat nichts mit Homosexualität zu tun, sondern beschreibt generell den Umstand, dass wir uns zu Menschen hingezogen fühlen, die uns ähnlich sind. Die häufige Beobachtung, dass Partner sich ähnlich sehen, ist wissenschaftlich also tatsächlich belegbar.
Das Gesetz der Ähnlichkeit gilt natürlich nicht nur in Liebesbeziehungen. Auch mit Freunden, Arbeitskollegen, Nachbarn und allen anderen Menschen kommen wir erwiesenermaßen besser aus, je ähnlicher wir ihnen sind. Sie sind uns einfach sympathischer.
Eine Erklärung dafür haben wir schon kennengelernt (siehe vorheriges Kapitel): den »Effekt der bloßen Darstellung«. Er sorgt dafür, dass wir das sympathischer finden, was uns oft dargeboten wird. Und mit wem werden wir jeden Tag am häufigsten konfrontiert? Wen sehen wir jeden Tag im Spiegel? Genau. Uns selbst. Alles, was uns ähnlich ist, können wir daher gedanklich leicht verarbeiten. Und weil
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