Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie
positiv oder negativ sein.
Leider (manchmal auch zum Glück) entzieht sich das Psychische einer direkten Beobachtung – wir können nicht so einfach in Köpfe gucken. Deshalb wählt die Psychologie oft Vergleiche, um unsichtbare Denkprozesse und Gefühle zu modellieren. So wird zum Beispiel das Gehirn häufig mit einem Computer und entsprechenden Rechenprozessen gleichgesetzt. Heider überträgt in seinem Modell eine Grundregel aus der Mathematik auf das Zwischenmenschliche: Minus mal Minus ergibt Plus. Er sagt, das Dreieck ist balanciert, wenn das Produkt der Einstellungen positiv ist. Konkret:
Und schon haben wir den Salat. Damit für »P«, also Sie selbst, wieder Harmonie,Balance herrscht, stehen zwei Lösungsvarianten zur Verfügung:
Variante I: Sie lassen sich von Ihrer Schwester überzeugen und finden die Schwägerin ebenfalls doof.
Variante II: Sie erkennen, dass Ihre Schwester das eigentliche Miststück in dem ganzen Spiel ist und halten weiter an der positiven Einstellung zur Schwägerin fest.
Gar nicht so leicht also, die Welt wieder in Ordnung zu bringen. Und das war nur die simple Variante des flotten Dreiers. Viel Spaß beim Übertragen auf zigköpfige Sippen, Klatsch und Tratsch bei der Cliquenbildung … Da will man den Kopf doch nur noch in die Hochzeitstorte stecken.
Heider, F. (1958): The psychology of interpersonal relations. New York: Wiley
Auge um Auge, Kuss um Kuss
Mit reziproker Zuneigung können Sie neue Freunde finden
Bei Ihnen in der Firma hat ein neuer Kollege angefangen. Sie beide könnten unterschiedlicher nicht sein: Er geht am Freitagabend ins klassische Konzert, Sie spielen mit den Kumpels Fußball. Er ist in der Umweltbewegung aktiv, Sie werfen absichtlich Flaschen und Altpapier in den Restmüll, »um den Ökofritzen eins auszuwischen«. Er ist ein Familienvater, der seinen halben Schreibtisch mit Familienfotos zupflastert, Sie genießen Ihre Freiheit als Single. Er ist überzeugter Anti-Alkoholiker, Sie finden: So ein Feierabendbier ist schon nötig, um vom Tag runterzukommen.
Mögen Sie den neuen Kollegen? Er wird sich wohl eher nicht in Ihrem engsten Freundeskreis einbürgern …
Nun erfahren Sie zufällig, dass er sich kürzlich in der Kantine sehr positiv über Sie geäußert hat: Er bewundert Ihre lockere Art, Ihre gute Arbeitsorganisation – insgesamt mag er Sie gern, vertraut er einer gemeinsamen Kollegin an.
Was denken Sie nun über ihn?
❏ Hmmm … Eigentlich ist er ja gar nicht so übel. Vielleicht sollten wir mal zusammen einen Jasmintee trinken gehen.
❏ Was bildet der sich ein, so über mich zu reden? Das kann er vielleicht mit seinen Öko-Freunden machen; ich grüße ihn jetzt erst recht nicht mehr!
In dem Kapitel »Ziehen sich Gegensätze an oder aus?« haben wir bereits festgestellt: Wir mögen Menschen umso lieber, je ähnlicher sie uns sind. Je größer die Unterschiede, desto größer unsere Abneigung. So will es das Ähnlichkeitsprinzip – und danach müssten wir den neuen Kollegen, der so anders ist als wir selbst, wirklich gründlich ablehnen.
Es gibt allerdings noch ein anderes Prinzip, das noch stärker wirkt als das Ähnlichkeitsprinzip: die »reziproke Zuneigung«. Nach der Theorie der reziproken Zuneigung finden wir einen Menschen umso sympathischer, je mehr wir annehmen, dass dieser Mensch uns selbst mag. Das gilt sogar dann, wenn dieser Mensch uns überhaupt nicht ähnlich ist, wir ihn also normalerweise stark ablehnen würden. Das Prinzip der reziproken Zuneigung sticht das Ähnlichkeitsprinzip aus. So machtvoll ist unser Bedürfnis, geliebt zu werden, dass wir alle anderen Prinzipien über den Haufen werfen, wenn wir erfahren, dass ein Mensch uns mag – und diesen Menschen umgehend mit Gegenliebe belohnen!
Die reziproke Zuneigung lässt sich so nachweisen: Man lässt Probanden einen Persönlichkeitstest machen und erklärt ihnen, ihr Ergebnis unterscheide sich stark vom Ergebnis einer bestimmten anderen Person. Die persönlichen Einstellungen seien sehr unterschiedlich. Diese »andere Person« ist allerdings ein Lockvogel. In einer inszenierten Pause sitzt dieser Lockvogel mit ausgewählten Probanden in einem Raum und unterhält sich mit ihnen. Dabei schaut er ihnen in die Augen, beugt sich nach vorne, interessiert sich für sein Gegenüber – und signalisiert so, dass er sein Gegenüber mag. Probanden aus der Vergleichsgruppe sehen den Lockvogel nur kurz im Vorbeigehen.
Hinterher sollen alle Probanden angeben, wie
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