Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie
sich unser Gehirn gern Arbeit spart, liebt es alles, was es schon kennt. Eine Beziehung mit jemandem, den wir schon »kennen«, ist weniger anstrengend als eine Beziehung mit einem »Fremden«. Außerdem sehen wir uns durch ähnliche Menschen gemocht und bestätigt – was unser unstillbares Bedürfnis nach Liebe und Anerkennung befriedigt.
Aber ist »Gegensätze ziehen sich an« denn nun ganz falsch? Nicht, wenn Sie nur eine Affäre suchen. Das ist die einzig wissenschaftlich bewiesene Ausnahme: Suchen wir das kurze Abenteuer, dann bevorzugen wir tatsächlich Partner, die ganz anders sind als wir – und erleben mit ihnen die größere Befriedigung.
Im Beispiel von oben können Sie mit diesem Wissen nun die einzig richtige Antwort geben. Und wenn Sie sich selbst unsicher sind, ob die aktuelle Bekanntschaft eher eine Affäre ist oder was fürs Leben – dann vergleichen Sie ehrlich, wie ähnlich Sie beide sich sind.
Aber – wie gesagt – nicht nur in der Liebe hilft das Ähnlichkeitsprinzip: Bewerben Sie sich zum Beispiel um einen Job oder eine Wohnung, steigen Ihre Chancen umso mehr, je sympathischer Sie Ihr Gegenüber findet. Also: Je mehr Gemeinsamkeiten Sie haben! Versuchen Sie daher möglichst einen Vorstellungstermin bei jemandem zu bekommen, der Ihnen sehr ähnlich ist: nach Alter, Herkunft, Ausbildung, Familienstand, Hobbys. Recherchieren Sie vorab so viele Eigenschaften Ihres Gesprächspartners wie möglich – und stellen Sie im Gespräch alle Ähnlichkeiten heraus: »Wir haben ja beide früher Fußball gespielt, wenn ich recht informiert bin. Und ebenso wie Sie bin ich ein großer Südafrika-Fan …« Das wirkt mehr als jedes Zeugnis – glauben Sie das der Wissenschaft.
Amodio, D. M. & Showers, C. J. (2005): ›Similarity breeds liking‹ revisited: The moderating role of commitment. Journal of Social and Personal Relationships, 22, 817–836
Hinsz , V. B. (1989): Facial Resemblance in Engaged and Married Couples. Journal of Social and Personal Relationships, 6, 223–229
McPherson, M., Smith-Lovin, J. & Cook, J. M. (2001): Birds of a feather: Homophily in Social Networks. Annual Review of Sociology, 27, 415–444
Warum Familienfeiern von vornherein unentspannt sein müssen
Die Balancetheorie aus der Sozialforschung zeigt Ihnen einen Trick für mehr Familienfrieden
Sie organisieren eine Feier für Freunde und Familie – sagen wir eine mittelgroße Hochzeitsfeier. Sie freuen sich. Schöner Anlass, schönes Fest. Schön, alle mal wieder zu sehen.
Schön?
Stopp: Ist es nicht so, dass Ihre Schwester nicht sonderlich mit der gemeinsamen Schwägerin kann? Dass Ihr Schulfreund Peter seit anno dazumal im Clinch mit … Wenn die sich jetzt begegnen? Und wer sitzt neben wem? Eigentlich mögen Sie beide. Naja, vielleicht hat Peter damals übertrieben? Und wenn Sie so darüber nachdenken – ganz unschuldig ist die Schwägerin ja auch nicht. Eigentlich ein intrigantes Miststück!
So schnell können unsere lieben Mitmenschen in Ungnade fallen.
Wie ist das zu erklären?
Aufschluss gibt uns die sogenannte »Balancetheorie« aus der Sozialpsychologie. Sie ist eine Einstellungstheorie – sie erklärt, warum und wie wir Meinungen und Einstellungen bilden, anpassen, verändern.
Wir gehen im einfachen Fall von drei Personen aus: Die drei Personen stehen miteinander in einem Beziehungsdreieck – wie Sie, Ihre Schwester und die Schwägerin im obigen Beispiel. Alle drei Personen haben so ihre gedanklichen Einstellungen – und die Einstellungen haben eine Tendenz zur Balance. Was passiert, wenn die Balance gestört ist (soll ja im menschlichen Miteinander durchaus mal vorkommen)? Wir fühlen uns unwohl und suchen eine Möglichkeit, die Harmonie wiederherzustellen. Und da es schier unmöglich ist, unsere Mitmenschen und deren Meinungen zu verändern, gehen wir einfach den Weg des geringsten Widerstandes und verändern uns selbst! Wir basteln uns unsere innere Balance zurecht – dass wir dazu grundsätzlich tendieren, haben wir schon in dem Kapitel über die kognitive Dissonanz gesehen.
Wie das nun genau funktioniert, erklärt uns der bekannte Psychologe Fritz Heider, der schon 1946 das entsprechende P-O-X -Modell entwickelt hat: »P« steht für uns selbst ( person ), »O« für die andere Person (other) und »X« für ein beliebiges Einstellungsobjekt (x-beliebig), zum Beispiel eine TV -Serie, ein Möbelstück oder eben auch eine dritte Person. Die Einstellungen in diesem Balancedreieck können jeweils
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