Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie
Eisbären
❏ einen Flamingo
❏ einen Zitteraal
❏ ein Murmeltier
❏ einen Seehund
❏ eine Vogelspinne
❏ einen Biber
Armer Zitteraal. Wetten, dass ihn niemand von Ihnen gern mit nach Hause nehmen würde? Dass es aber Streit gäbe um den kleinen Eisbären? Bei vielen Zoos kann man Tierpatenschaften erwerben; man zahlt Geld für die Versorgung des Tiers und wird dafür als Pate am Gehege genannt. Achten Sie bei Gelegenheit einmal auf die Patenschaften, die dort vermerkt sind: Bei manchen Tieren gibt es offenbar einen Riesenandrang, während andere vergeblich auf einen Paten warten. Der Zitteraal hat immerhin den Vorteil, dass er elektrischen Strom produzieren kann – deshalb profitiert er vom Ähnlichkeitsprinzip: Energieversorger mögen ihn und spendieren ihm manchmal eine Patenschaft. Da geht es anderen Tieren wesentlich schlechter …
Warum mögen wir nun den kleinen Eisbären lieber als die kleine Spinne? Beide sind Lebewesen, die gleichermaßen unseren Respekt und unsere Zuneigung verdienen. Und am persönlichen Charakter, den viel gelobten »inneren Werten«, kann es nicht liegen, denn in der Regel kennen wir keins der Tiere näher …
Bleibt nur eins übrig: das Aussehen! Ob wir ein anderes Lebewesen mögen, beurteilt sich zu einem sehr großen Anteil danach, ob wir es optisch attraktiv finden. Schönheit bestimmt unser Leben! Das geben wir meist nicht gern so offen zu wie Oscar Wilde, der in seinem Roman »Das Bildnis des Dorian Gray« unumwunden sagt: »Nur der oberflächliche Mensch urteilt nicht nach dem Äußeren.«
Das geht uns natürlich nicht nur mit Tieren so, sondern auch mit anderen Menschen. Der Halo-Effekt (siehe das Kapitel »Aber hallo! Mit dem Halo-Effekt können Sie punkten (und gepunktet werden)« hat uns bereits gezeigt: Schöne Menschen haben es grundsätzlich leichter im Leben und zwar von Geburt an. Man traut ihnen auch allerlei sonstige positive Eigenschaften zu, selbst wenn sie die in Wirklichkeit gar nicht haben. Und ob sich aus einem ersten Date mal eine heiße Nacht oder gar eine Liebesbeziehung entwickelt, hängt ganz maßgeblich davon ab, ob wir uns körperlich anziehend finden. Ist diese Grundvoraussetzung nicht erfüllt, kann leider auch der »Effekt der bloßen Darstellung« (siehe »Liebe auf den 1000. Blick: Von Hollywood fürs Leben lernen«) nicht mehr viel ausrichten.
Weil die Schönheit so entscheidend ist, boomen Q 10, Hyaluron, Botox – oder gar Skalpell: Seit jeher geben Menschen viel Geld dafür aus, »schön« zu sein. Vor kaum etwas anderem haben wir offenbar eine so panische Angst wie davor, nicht schön zu sein.
Zum Glück ist Schönheit ja ohnehin nur subjektiv, oder etwa nicht? »Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters«, schwadroniert der Volksmund, und: »Über Geschmack lässt sich nicht streiten.«
Alles also Ansichtssache? Alles Quatsch!
Am Beispiel der Tiere haben wir schon gesehen, dass die Masse doch ein recht einheitliches Schönheitsideal hat. Nicht anders ist es, wenn wir Menschen beurteilen. Die Attraktivitätsforschung beschäftigt seit Jahren auch Psychologen mit der Frage: Wann finden wir einen Menschen schön und warum? Spätestens seit den 1980er Jahren wissen wir aus dieser Forschung: Es gibt eine recht breite sogenannte »Urteilerübereinstimmung«. Das heißt: Menschen beurteilen Schönheit zum großen Teil nach denselben Maßstäben. Also nichts mit persönlichem Geschmack!
Im grundlegenden Experiment hierzu zeigt man Frauen und Männern jeweils 50 Fotos von anderen Menschen und lässt sie Schönheits-Punkte vergeben. Dann analysiert man die Gesichter nach Form, Proportion und besonderen Merkmalen. Die Ergebnisse sind eindeutig: Attraktiv bei weiblichen Gesichtern ist für Männer eine Mischung aus kindlichen Merkmalen und »Reifezeichen«. Zu den kindlichen Merkmalen gehören große Augen, kleine Nasen und ein kleines Kinn. Reifezeichen sind hohe Wangenknochen und hohle Wangen.
Frauen mögen an Männern ebenfalls eine Mischung aus kindlichen Merkmalen und »Reifezeichen«: große Augen und hohe Wangenknochen! Außerdem punkten Männer mit einem großen, markanten Kinn.
Überprüfen Sie einmal kurz die Tiere, die Sie attraktiv fanden, auf die genannten Merkmale. Stimmt’s? Die Kriterien funktionieren gegenüber Menschen und Tieren gleichermaßen.
Das gilt sogar kulturübergreifend – die Fotos im Experiment zeigen Menschen aus unterschiedlichen Ländern. Umgekehrt kommen regelmäßig auch Untersuchungen in
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