Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie
uns das feine Werkzeug der Konditionierung: Wenn das Hundchen dem Frauchen ein Pfötchen gibt und das Frauchen dieses Verhalten mit Leckerchen verstärkt, dann gibt das Vierbeinerchen erneut und häufiger Pfötchen. Es macht das also nicht ganz uneigennützig. Und Frauchen und Herrchen freuen sich trotzdem darüber. Wenn die Belohnung allerdings eines Tages ausbleibt, dann schleicht sich das Verhalten ganz schnell aus. Gar nicht so dumm, der Bello. Dieses Ausschleichen oder Auslöschen nennen wir in der Fachsprache »Extinktion«.
Wie können wir nun Bellochens Verhalten extinktionsresistenter machen – damit er weiterhin und auch ohne Leckerchen Pfötchen reicht?
Die Psychologie kennt einen verblüffenden Trick: Wir verstärken intermittierend, das heißt: unregelmäßig.
Wenn Frauchen zwar regelmäßig Pfötchen bekommt, aber den Hund nur ab und zu belohnt, dann dauert die Extinktionsphase – das Ausschleichen – länger. Das haarige Freundchen hegt nämlich bis zum Schluss die Hoffnung, dass es irgendwann doch noch etwas Gutes zu beißen bekommt. Denn so hat Bello es ja gelernt: Er hat auf jedes Pfötchengeben nur dann und wann etwas bekommen, dazwischen lagen immer Belohnungspausen. Die Phase, in der es später gar nichts mehr gibt, wertet der Hund lediglich als längere Pause. Und fährt fort im Händchenhalten. Praktisch!
Was bedeutet das jetzt für Sie?
Erkenntnis Nummer eins: Wenn Sie jemanden zu etwas bringen, ihn oder sie »erziehen«, für sich etwas bewirken wollen – dann tun Sie gut daran, mit intermittierender, also unregelmäßiger Verstärkung zu arbeiten. Auf diese Weise sorgen Sie dafür, dass das gewünschte Verhalten schön lange anhält. Dass Sie schön lange davon profitieren können – selbst wenn Sie schon lange aufgehört haben, Ihr Gegenüber dafür zu loben, zu belohnen, sein Verhalten zu verstärken …
Aber: Wie alles im Leben hat auch die intermittierende Verstärkung neben dieser Schokoladenseite ihre Schattenseite. Damit kommen wir zu Erkenntnis Nummer zwei: Unregelmäßige Bestrafung ist identisch mit intermittierender Verstärkung! Wenn Sie glauben, mit höflicher Ab-und-zu-Abmahnung Ihre Verabredung, die Kinder, die Kollegen zur Raison rufen zu können – dann haben Sie sich gewaltig getäuscht. Das Ausbleiben der Strafe in zwei von drei Fällen erlebt Ihr Gegenüber intern und unbewusst als Belohnung. Das führt dann dazu, dass das unerwünschte Verhalten (zu spät kommen, fernsehen, Aufgaben nicht erledigen) noch häufiger auftritt und irgendwann extinktionsresistent wird. Es löscht dann einfach nicht aus.
Und was lernen wir daraus? Wenn schon Strafe – dann richtig. Belohnen Sie zurückhaltend, aber strafen Sie konsequent. Alles andere ist nicht nur Wischiwaschi, sondern führt sogar zur Verschlimmerung. Dann könnten Sie auch von vornherein jede Verfehlung mit Schokolädchen belohnen.
Der Volksmund weiß: Strafe muss sein! Die Lernpsychologie belegt es wissenschaftlich: Ein bisschen Peitsche ist nichts anderes als immer Zuckerbrot – ein bisschen intermittierende Strafe wirkt wie die effektivste Form der Belohnung. Verraten Sie’s nicht Bello.
Lefrancois, G. R. (2003): Psychologie des Lernens (Kap. 2–4). Berlin: Springer
Margraf, J. & Schneider, S. (2009): Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Grundlagen, Diagnostik, Verfahren, Rahmenbedingungen (S. 101–113). Berlin: Springer
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