Psychopath
starrte stur geradeaus.
»Sie haben einen Beutel mit Marihuana in deinem Spind gefunden«, sagte Clevenger. »Sind wir uns wenigstens so weit einig?«
»Ja«, antwortete Billy, den Blick noch immer starr geradeaus gerichtet.
»Aber der Beutel hat nicht dir gehört«, kam Clevenger Billys Protest zuvor. »Du hast ihn nur für jemanden aufbewahrt.«
Billy drehte sich zu Clevenger um. »Ich habe ihn auch nicht für jemanden aufbewahrt.«
»Was war es dann?«
»Hat Walsh zufällig ...?«
»Dekan Walsh«, sagte Clevenger.
Billy verdrehte die Augen. »Hat Dekan Walsh zufällig erwähnt, wer ihm den Tipp gegeben hat, überhaupt in meinem Spind nachzuschauen?«
»Nein. Hat er nicht. Aber es spielt auch
»Du hast ihm nicht gerade viele Fragen gestellt«, fiel ihm Billy ins Wort. »Du hast einfach hingenommen, dass sie mich auf frischer Tat erwischt hätten. Basta. Schuldig im Sinne der Anklage.«
Clevenger gefiel nicht, dass Billy versuchte, den Spieß umzudrehen und ihn in den Zeugenstand zu manövrieren. Und ihm gefiel schon gar nicht, dass er beschuldigt wurde, ihn im Stich gelassen zu haben, nicht nachdem er alles aufs Spiel gesetzt hatte, um ihn davor zu bewahren, im Gefängnis alt zu werden. »Wenn du auf irgendwas Bestimmtes hinaus willst«, sagte Clevenger, »dann spuck’s aus. Ansonsten spar dir bitte diesen selbstgerechten Mist, damit wir uns überlegen können, wo wir Hilfe für dein Drogenproblem bekommen – so du welche nimmst – und wo du die Schule beenden sollst, so du das vorhast.«
»Scott Dillard«, sagte Billy selbstgefällig.
»Scott Dillard«, wiederholte Clevenger. Dillard war der Anführer des Trios, das Billy das Leben schwer gemacht hatte. »Scott Dillard hat dich verpfiffen.«
Billy nickte.
»Wie das? Hat er die Kombination für das Spindschloss, oder was? Denkst du, er hat die Drogen dort versteckt? Das kaufe ich dir nicht ab.«
»Die Kombinationen bleiben Jahr für Jahr gleich«, sagte Billy. »Er muss sie sich von jemandem besorgt haben, der den Spind vor mir hatte.«
Diese ganze Unterhaltung war typisch Billy Bishop, dachte Clevenger bei sich. Er bot eine plausible, wenn auch unwahrscheinliche Erklärung für die Klemme an, in der er steckte. Solch eine Verteidigung mochte im Gerichtssaal funktionieren, wo die Pointe mit den wieder verwendeten Spindkombinationen im besten Perry-Mason-Stil aufgetischt werden konnte, und das war es wohl, was Clevenger so daran störte. Billy schien immer auf den sprichwörtlichen Schatten eines Zweifels zu bauen. »Ich schätze, ich werde nie mit Gewissheit erfahren, was passiert ist«, sagte er, »aber ...«
»Ich hab dir gerade erzählt, was passiert ist«, protestierte Billy.
»Was ich mit Gewissheit weiß, ist, dass Auden Prep dich nicht mehr haben will.«
»Sie suspendieren mich?«, fragte Billy. »Für wie lange?«
Clevenger sah ihn an. Hatte Dekan Walsh es ihm tatsächlich nicht gesagt? Oder war Billy nicht bereit gewesen zu hören, was Walsh zu sagen hatte? »Sie suspendieren dich nicht, Billy Du bist der Schule verwiesen worden.« Die Worte schienen keinen Eindruck zu machen. »Rausgeworfen. Für immer«, setzte er nach.
»Rausgeworfen«, wiederholte Billy
Clevenger sah, wie Billy Tränen kamen. Und jener Teil von ihm, der Billy in den Arm nehmen wollte, statt ihn zur Rechenschaft zu ziehen, wurde stärker. Nichtsdestotrotz musste er sich fragen, ob Billys Tränen echt oder berechnend waren. Bei diesem Jungen wusste man das nie. Er sah nicht nur aus wie ein Filmstar. Er war ein sehr guter Schauspieler.
»Warum fragst du Dekan Walsh nicht wenigstens, ob sie die Spindkombinationen jedes Jahr ändern?«, fragte Billy
»Das würde für ihn nichts an der Sache ändern«, erwiderte Clevenger. »Vielleicht, wenn da nicht die Prügeleien gewesen wären, aber ... er hat sich entschieden.«
»Dann scheiß drauf. Ich hab genug von diesem Laden. Ist mir sowieso egal, was Walsh denkt. Mich kümmert, was du denkst. Niemand sonst.«
Das klang wie blanke Schmeichelei. »Klar«, sagte Clevenger. »Ich kann sehen, wie du dich immer ins Zeug legst, um mich stolz zu machen.« Er schüttelte seinen Kopf, ließ den Motor an und setzte aus der Parklücke zurück. Als er wieder zu Billy sah, starrte dieser nach vorne, während ihm Tränen über das Gesicht liefen.
Clevenger stellte die Schaltung abermals auf »P«. »He«, sagte er.
Billy sah ihn nicht an.
»Hör mir jetzt mal gut zu«, lenkte Clevenger ein. Er wartete, bis Billy sich zu ihm
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