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Psychopath

Psychopath

Titel: Psychopath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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vorhatte, all das Marihuana selbst zu rauchen, oder?«, erwiderte Walsh. Er machte eine Kunstpause, um seiner rhetorischen Frage mehr Wirkung zu verleihen. »Ihr Sohn ist außerordentlich intelligent«, fuhr er fort. »Hoch begabt, intellektuell. Niemand bestreitet das. Sein Charakter ist allerdings eine andere Sache.«
    »Wie hat Billy die Sache erklärt?«, wollte Clevenger wissen.
    »Er hat alles abgestritten«, sagte Walsh. »Er hat behauptet, jemand anders habe die Drogen in seinen Spind gelegt.«
    »Ist das möglich?«, fragte Clevenger.
    Walsh lächelte. »Es ist kein Fall, der Ihren fachmännischen Einsatz verlangt, Doktor. Es müssen hier keine forensischen Untersuchungen angestellt werden. Was passiert ist, ist passiert.« Er schüttelte den Kopf. »Wir hatten große Hoffnungen, was Billy angeht. Nicht nur ich. Auch die anderen Lehrer. Aber ich glaube, wir haben uns sehr fair gezeigt.«
    »Und die Footballsaison ist vorbei«, bemerkte Clevenger.
    »Wie bitte?«
    »Sie haben sich besonders während der Footballsaison fair gezeigt«, sprach Clevenger es deutlicher aus.
    Walsh machte ein entrüstetes Gesicht. »Wenn Sie auf BillysRauferei im Herbst anspielen«, sagte er, »jener Zwischenfall stand beileibe nicht auf der gleichen Stufe wie dieses Vergehen. Dieser Zwischenfall ist eine Straftat. Diesmal gibt es keinen anderen Jungen, der die Mitschuld trägt. Das hier ist eine gänzlich andere Liga.« Er machte abermals eine Pause und sah selbst etwas schockiert aus, dass er ein so abgedroschenes Klischee benutzt hatte. »Zu Billys Glück haben wir hier in Auden den Grundsatz, dass der Besitz einer illegalen Droge nicht einen Anruf bei der Polizei nach sich zieht. Beim Verkauf einer illegalen Droge ist das anders. Aber kein Angehöriger des Lehrpersonals ist mit eigenen Augen Zeuge eines Handels gewesen. Ansonsten würden Sie Billy nicht hier abholen, sondern vor Gericht eine Kaution stellen.«
    Clevenger nickte. Es hatte keinen Sinn, den Überbringer der Botschaft zu erschießen, selbst wenn der Überbringer ein so aufgeblasener Popanz wie Stouffer Walsh war. »Danke«, sagte Clevenger. »Und nur damit Sie es wissen, ich bin niemandem außer Billy böse. Wenn ich einen anderen Eindruck vermittelt habe, dann möchte ich mich dafür entschuldigen.« Er stand auf.
    Walsh blieb sitzen. »Was das Einspruchsverfahren angeht ...«
    »Mir war nicht bewusst, dass es ein Einspruchsverfahren gibt«, sagte Clevenger.
    »Sie können natürlich Einspruch erheben«, erklärte Walsh, »aber ich würde davon abraten. Angesichts der unbestreitbaren Fakten in diesem Fall könnte es als, nun ... uneinsichtig betrachtet werden. Außerdem würde eine Abschrift des Verfahrens Teil von Billys Schulakte werden. Sie wäre für andere Schulen einsehbar, einschließlich des öffentlichen Schulsystems. Ich halte es für besser, den Verstoß für sich selbst sprechen zu lassen und sich mögliche weitere negative Beurteilungen über Billy zu ersparen. Und ich bin sicher, es gäbe sie.«
    »So wie die Dinge liegen, denke ich nicht, dass wir Einspruch einlegen werden«, sagte Clevenger. »Nochmals danke.« Er wandte sich zum Gehen.
    »Es gäbe da noch eine letzte, etwas peinliche Angelegenheit«, sagte Walsh und stand endlich auf. Er stützte seine flachen Handteller auf den Schreibtisch.
    Konnte noch etwas schief gegangen sein? »Und was wäre das?«, fragte Clevenger.
    »Die Frage von Billys Schulgeld.«
    »Ich bin überzeugt, das ist voll bezahlt. Gibt es irgendeine Art Ausschlussgebühr?«
    »Nein, nein, nein. Nichts dergleichen«, wehrte Walsh ab. »Sie haben voll bezahlt. Ich muss Sie nur daran erinnern, dass bei einem disziplinarischen Verweis keine Teilrückerstattung des Schuldgelds möglich ist. Ich weiß, es ist unangenehm, in einem Moment wie diesem überhaupt davon zu sprechen, aber das Bestreben, bei Abgängen alle potenziellen finanziellen Fragen zu klären, ist nun einmal Teil unserer Grundsätze.«
    »Betrachten Sie sie als geklärt«, sagte Clevenger.
    »Bestens. Billy sollte inzwischen im Vorzimmer auf Sie warten. Ich wünsche Ihnen beiden alles Gute, Doktor.«
    »Nun ja. Nochmals vielen Dank.«
     
    Billy saß im Vorzimmer und hatte seinen Kopf in den Händen vergraben, sodass seine schmutzig blonden Haare in langen Dreadlocks vor seinen Augen herabbaumelten. Als Clevenger näher kam, konnte er sehen, wie sich Billys Kiefer rhythmisch anspannte. »Können wir gehen?«, fragte Clevenger und musste sich alle Mühe geben,

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