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Psychopath

Psychopath

Titel: Psychopath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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hilfsbereit genug war, einem Fremden dabei zu helfen, eine Einkaufstasche zu seinem Transporter zu tragen, oder freundlich genug, einem Auto, das mitten in der Nacht liegen geblieben war, Starthilfe zu geben, oder dumm genug, in einen dunklen Park zu gehen, um ein paar Joints oder ein Tütchen Heroin oder ein paar Raubkopien von CDs zu kaufen. Dann kriegst du eines Tages einen Anruf von einem Cop. Sehr ernster Tonfall. Vielleicht denkst du, dein Sohn oder deine Tochter seien wegen überhöhter Geschwindigkeit oder – schlimmer noch – wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen worden. Also wappnest du dich für schlechte Nachrichten. Du denkst vielleicht sogar an einen Anwalt, den du kennst, oder an die Gardinenpredigt, die du ihnen halten wirst. Dann beginnt der Cop mit der Beschreibung, versucht, dich sanft vorzubereiten, sein Tonfall freundlich, nicht barsch, was dir aus irgendeinem Grund den Mut nimmt. Hat Ihr Sohn oder Ihre Tochter, als sie das Haus verlassen haben, diese Jacke oder jene Hose getragen? Und vielleicht hast du trotz allem noch Hoffnung, wenn er diese Jacke erwähnt – die blaue Daunenjacke mit der Kapuze –, und selbst noch, wenn er jene Jeans mit den ausgefransten Kanten beschreibt. Die könnten schließlich jedem gehören. Also könnte es ein Irrtum sein. Ich meine, es müssen jeden Tag eine Million Teenager in Amerika die gleichen Klamotten tragen, um ihrer Individualität Ausdruck zu verleihen. Aber da ist die unbestreitbare Tatsache, dass das Telefon in deiner Hand ist, dass du diesen Anruf erhalten hast, und nicht die Eltern eines dieser Millionen anderer Teenager. Also muss da noch mehr kommen, eine weitere Tatsache, die auf dich zusaust wie ein Komet, um deine Welt zu zerstören. Und dann erwähnt der Cop die grünen Basketballstiefel. Die grünen Basketballstiefel von Nike. Und plötzlich kriegst du keine Luft mehr, und du vergräbst den Kopf in den Händen, und du hörst, wie das Telefon polternd auf dem Boden aufschlägt. Und aus irgendeinem Grund schaust du auf die Uhr, vielleicht weil du dich überzeugen musst, dass sich der Minutenzeiger bewegt, um zu glauben, dass dies alles wirklich geschieht. Und dann weißt du, dass es das tut. Und du weißt, dass du niemals sechzehn Uhr vierundzwanzig am Nachmittag vergessen wirst, dass du dich für den Rest deiner Tage vor jener Schwelle zwischen Nachmittag und Abend fürchten wirst und dass nichts, nichts je wieder wie früher sein wird. Denn der Tod – der Teufel persönlich, die Geißel des Universums – ist an deine Tür gekommen.
    »Völlig wahllos«, endete White.
    »Verstehe«, sagte Clevenger.
    »Ein übereinstimmendes Element ist das Fehlen größerer Anzeichen für einen Kampf«, sagte Ken Hiramatsu, ein Asiate um die Anfang dreißig. »Relativ wenige Prellungen. Kaum zerrissene Kleidung. Keine Stricke. Kein Klebeband. Diese Leute haben dem Mann vertraut, der sie umgebracht hat. Sie haben ihn sehr nah an sich herangelassen.«
    »Hat er sie betäubt?«, fragte Clevenger.
    »Die toxikologische Untersuchung hat nichts zutage gefördert«, antwortete Hiramatsu.
    »Scheint eher, als habe er sie verführt«, bemerkte Whitney McCormick und sah Clevenger an. Ihre Stimme war selbst ziemlich verführerisch, dieser sanfte, mädchenhafte Tonfall, der zusammen mit ihrer Selbstsicherheit entwaffnend war. »Ich meine das nicht notwendigerweise in einem romantischen Sinn. Obgleich ich wetten möchte, dass er gut aussieht. Ansprechend jedenfalls. Ein nettes Gesicht. Eine angenehme Stimme. Gepflegtes Äußeres. Vielleicht sogar obsessiv gepflegt. Er kleidet sich gut. Aber das Wichtigste ist seine sanfte Art. Ein Charmeur. Irgendwie gewinnt er das Vertrauen seiner Opfer auf eine Weise, die es ihnen fast unmöglich macht zu glauben, dass er sie umbringt. Sie sind so schockiert darüber, was passiert, dass sie sich kaum wehren.«
    »Und er hat keinen Sex mit ihnen«, bemerkte Clevenger.
    »Nein«, bestätigte White. Er sah zu Hiramatsu.
    »Es wurde kein Sperma gefunden«, erklärte Hiramatsu. »Er lässt keine Körperflüssigkeiten in seinen Opfern zurück, er nimmt welche von ihnen mit.«
    »Soll heißen?«, fragte Clevenger.
    »Bei jeder Leiche fanden wir Hinweise auf eine Blutentnahme«, sagte Hiramatsu. »Ein kleiner blauer Fleck und ein Einstich in der Ellbogengrube, übereinstimmend mit der Nadel einer Spritze.«
    Bob White legte drei weitere Fotos auf den Tisch. Jedes eine Großaufnahme von der Armbeuge eines Opfers.
    »Er nimmt eine

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