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Psychopath

Psychopath

Titel: Psychopath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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Lippenstift heimkehrte, ein paar Martinis genehmigte? Was war daran anders, als einen Joint zu rauchen? Oder eine Nase Koks zu schnupfen? Einmal abgesehen davon, dass die Regierung beim Schnaps einen Anteil vom Profit absahnte? Darüber hinaus konnte Schnaps einem die Leber zerfressen, oder man fuhr jemanden auf der Straße platt, wohingegen Gras und die gelegentliche Nase Koks nicht schadeten.
    Er legte sich auf die Hantelbank und packte die Hantelstange über sich. Er hatte auf jeder Seite eine weitere Fünf-Kilo-Scheibe aufgelegt, sodass das Gesamtgewicht jetzt hundert Kilo betrug. Er holte tief Luft und drückte die Hantelstange aus ihren Halterungen. Er senkte sie auf seine Brust hinab. Dann stieß er alle Luft aus seiner Lunge und stemmte dieStange hoch. Arme durchgedrückt und sauber gehalten. Er wiederholte die Übung noch einmal, doch beim dritten Mal hatte er zu kämpfen. Bei der vierten Wiederholung zitterten seine Brustmuskeln von der Anstrengung, die er der Stange entgegensetzen musste, damit sie nicht fiel. Seine Arme drohten, jeden Moment nachzugeben. Doch er nahm in Gedanken alle Kraft zusammen und stellte sich vor, dass die Hantel nach oben wollte, dass die Schwerkraft umgekehrt wirkte, dass er nichts weiter tun müsste, als sie zu nutzen. Er schloss die Augen, reckte seinen Hals und stemmte mit aller Kraft, drückte seine Arme durch, hielt das Gewicht für den Bruchteil einer Sekunde still, bevor er es zurück auf seine Halterungen krachen ließ.
    »Klasse«, brüllte Clevenger über den Krach der Musik hinweg und baute sich in der Tür zu Billys Zimmer auf.
    Billy setzte sich keuchend und schweißtriefend auf.
    Clevenger deutete mit einem Nicken auf die Stereoanlage. »Macht es dir was aus, das leiser zu stellen?«
    Billy ging hinüber und drehte die Lautstärke herunter. »Du hättest mich fast überrascht«, sagte er und drehte sich wieder zu Clevenger um. »Ich hätte das Ding beinahe fallen gelassen.«
    »Nein, hättest du nicht«, widersprach Clevenger. »Das wäre nie passiert.«
    »Einhundert Kilo«, verkündete Billy »Vier Wiederholungen.«
    »Ein neuer Rekord«, sagte Clevenger. »Ich gratuliere.« Er deutete mit einem Nicken auf Billys Handy, das neben der Hantelbank auf dem Boden lag. »Ich hab versucht, dich auf der Heimfahrt vom Flughafen anzurufen.«
    »Ich hab’s nicht gehört«, log Billy
    Clevenger nickte.
    »Ich hab heute mit Peter Fitzgerald gesprochen«, verkündete Billy »Ich fang morgen mit der Arbeit an.«
      »Gut«, sagte Clevenger, doch sein Tonfall war reserviert.
    »Zehn Mäuse die Stunde«, plapperte Billy weiter und zwang mehr Enthusiasmus in seine Stimme, als er empfand, in der Hoffnung, dass er die Unterhaltung vielleicht am Thema des Drogentests vorbeisteuern würde. »Und diese Typen, die auf den Schleppern arbeiten, sind echt ...«
    »Erzähl mir von dem Drogentest«, sagte Clevenger.
    »Ich hab’s nicht geschafft hinzugehen«, erwiderte Billy mechanisch. Er griff nach seinem T-Shirt. »Ich geh morgen hin«, versprach er, während er es überstreifte. »Gleich morgen früh.«
    »Was soll das heißen, du hast es ›nicht geschafft, hinzugehen‹?«
    »Als ich auf der Werft fertig war, war es schon halb fünf, und ich hab Casey, diesem neuen Mädchen, das ich kennen gelernt habe, versprochen, dass ich sie anrufe, und das hat bis gut Viertel nach fünf, halb sechs gedauert, und dann war es dunkel, also hab ich mir gedacht, ich kann ebenso gut warten.«
    »Warum hast du den Test nicht machen lassen, bevor du zur Werft gegangen bist, wie wir es abgesprochen hatten?«, wollte Clevenger wissen.
    »Oh, tausend Sachen sind dazwischengekommen«, sagte Billy
    »Tausend Sachen ...«
    »Ehrlich. Ich hab bis mittags geschlafen, dann bin ich laufen gegangen, um mir das Hirn durchwehen zu lassen, dann hab ich mir Mittagessen reingeschoben und noch alles Mögliche. Dann hab ich mir Sorgen gemacht, wie voll es in der Klinik sein würde und dass ich es vielleicht nicht mehr zu Peter schaffen würde. Verstehst du? Aber ich krieg’s definitiv morgen früh auf die Reihe.«
    Clevenger kannte Drogensüchtige – sich selbst eingeschlossen – gut genug, um zu wissen, dass sie es immer hinauszögerten, Proben ihrer Körperflüssigkeiten abzugeben, dass sie immer versuchten, Zeit zu gewinnen, damit sich ihr Körper erst einmal entgiften konnte, damit ihre Nieren und ihre Leber die Wahrheit auslöschen konnten. »Was ist mit jetzt gleich?«, fragte er. »Wir können im Labor von

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