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Psychopath

Psychopath

Titel: Psychopath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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denken, dass es genau das ist, was du verdienst. Und das will ich nicht für dich. Die Wahrheit ist, ich könnte es nicht ertragen.« Er schaute zu Billy, um zu sehen, ob er auf dieses Friedensangebot reagierte. Tat er nicht. »Andere Eltern würden einfach die Cops rufen«, fuhr er fort. »Sie lassen ihr Kind vom Staatsanwalt wegen Drogenbesitz anklagen und hoffen auf einen Deal, in dem der Richter die Anonymen Drogenabhängigen und Drogentests zu einem Teil der Bewährungsauflagen macht.« Er zuckte mit den Achseln. »Das ist nicht immer eine schlechte Idee. Wenn die Gefängnisstrafe wie ein Damoklesschwert über dir hängt, kann es dir den Spaß verleiden, high zu sein.«
    »Oder den Spaß erhöhen«, bemerkte Billy und starrte weiter stur durch die Windschutzscheibe.
    Clevenger wandte sich zu Billy um und sah den selbstgefälligen Ausdruck auf seinem Gesicht. Und in dem Moment hätte es sich richtig gut angefühlt, ihn im Nacken zu packen und seinen Kopf gegen die Windschutzscheibe zu knallen, ihm das Grinsen mit Gewalt aus seinem Gesicht zu vertreiben und ihn zu lehren, dass er sich für einen harten Burschen halten mochte, doch manche Leute um etliches härter waren als er. Vielleicht war das eine Lektion, die Billy dringend lernen musste, die Lektion, die ihm niemand auf dem Schulhof von Auden Prep hatte erteilen können.
    Doch noch während Clevenger fühlte, wie sich der Zorn in ihm zusammenbraute, wie sein Herz zu rasen begann, wie er seine Zähne zusammenbiss, erkannte er, dass Schläge genaudas waren, worauf Billy es abgesehen hatte. Er versuchte unbewusst, seine Beziehung zu Darwin Bishop wieder auferstehen zu lassen, wobei er diesmal Clevenger die Rolle des Peinigers zuschob. Clevenger schüttelte den Kopf und dachte bei sich, wie schwer die Vergangenheit doch starb. Er war nur einen Fehler – eine Ohrfeige, einen Fausthieb – davon entfernt, wie sein eigener Vater zu werden und die pathologische Reise vom Opfer zum Täter zu vollenden. Eine verführerische Sache, dieser Wiederholungszwang. Der einzige Ausweg war, die Gedanken auszusprechen, anstatt sie in die Tat umzusetzen. »Natürlich gibt es Eltern, mit denen es durchgeht«, sagte er, »die ihren Kindern die Seele aus dem Leib prügeln.«
    Billy sah ihn an. »Ist mir scheißegal. Tu’s doch, wenn du willst.«
    »Du bist es, der das will.«
    Billy verdrehte die Augen.
    »Ich hab früher in dem gleichen Gleis festgesessen wie du«, sagte Clevenger.
    »Und welches Gleis soll das sein?«, fragte Billy
    Clevenger wandte seinen Blick wieder zur Windschutzscheibe. »Ich hab versucht zu beweisen, wie stark ich bin, indem ich Prügel um Prügel weggesteckt habe. Zuerst von meinem Vater. Dann, als er nicht mehr da war, hab ich selbst die Rolle übernommen. Ich hab mich fast mit Kokain und Schnaps umgebracht.«
    »Du?«, sagte Billy »Kokain?«
    Clevenger spähte in die Nacht. »Es hat den Schmerz betäubt. Das ist der offensichtliche Reiz. Aber es hat noch etwas anderes getan. Es hat den Traum von meinem Vater für mich lebendig erhalten. Den Traum, dass ich einen Vater hätte, dem etwas an mir lag.«
    »Ich versteh nicht«, sagte Billy
    »Solange ich mich selbst misshandelt habe«, sagte Clevenger und sah ihn an, »solange ich nichts Besseres verdiente, konnte ich mich glauben machen, dass er mich liebte. Mich, den Versager. Mich, den Süchtigen. Den Lügner. Was machte es schon, dass der Mann ein hoffnungsloser Säufer war? Was machte es schon, dass er zum Gürtel griff, wenn er sauer auf mich war? Schließlich verdiente ich es. Ich musste nur in den Spiegel schauen, um zu sehen, dass ich es verdiente.« Billy hörte jetzt genauer hin.
    »Es wartet eine Menge Schmerz und Leid auf dich, wenn du erkennst, dass du ein wertvoller Mensch bist, Billy«, fuhr Clevenger fort. »Ich meine, wirklich wertvoll – deines Herzens wegen, nicht deiner Haare oder deines Aussehens oder deines Körpers wegen. Denn dann fängst du an zu fühlen, wie weh es getan hat, als dir diese Überzeugung aus dem Leib geprügelt wurde, wie sehr du gelitten hast, bevor du sie endlich aufgegeben hast. Du fängst an, eine Rechnung aufzustellen, wie viel es dich gekostet hat, einen Vater zu haben, der dich nicht geliebt hat. Und dann fängst du wirklich an zu bluten.«
    »Oder zu verbluten«, sagte Billy
    Diese Bemerkung überraschte Clevenger.
    »Alle sagen immer, dass man sich den Dingen stellen muss«, sagte Billy »Als würde einen das glücklich machen. Aber wer kann schon sagen, ob

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