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Psychopath

Psychopath

Titel: Psychopath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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tun.«
    Eine der anderen Telefonleitungen fing von neuem an zu klingeln.
    »Sagen Sie mir, womit ich Sie umstimmen kann«, sagte Warner.
    »Ich hoffe, dass Sie diesen Kerl schnappen«, sagte Clevenger. »Ich wünsche mir wirklich, dass Sie ihn kriegen. Aber Sie werden ihn ohne mich schnappen müssen.« Er legte auf. Er nahm den Hörer vom anderen Anschluss ab und legte auch diesen wieder auf.
    Anderson sah aus dem Fenster und schaute einem Mann und einer Frau dabei zu, wie sie eine Fernsehkamera, ein Stativ und eine Tonausrüstung aus dem Übertragungswagen der New England Cable News ausluden. Die andere Fernsehcrewwar bereits auf dem Weg zur Eingangstür. »Willst du, dass ich es ihnen sage?«
    »Das ist meine Aufgabe«, sagte Clevenger. Er schaute kopfschüttelnd aus dem Fenster.
    »Was ist wirklich der Grund dafür, dass du sie abgewiesen hast?«, fragte Anderson.
    Clevenger antwortete nicht.
    »Wenn du dich meinetwegen zurückhältst«, sagte Anderson, »lass es. Ich bin mit dem, was ich letztens gesagt habe, zu weit gegangen.«
    »Nein. Du hattest Recht«, sagte Clevenger. Er sah Anderson an. »Billy nimmt Drogen.«
    Die Neuigkeit erwischte Anderson wie ein Tritt in den Magen. »Mein Gott, Frank, es tut mir so Leid.«
    »Er handelt auch damit. Sie haben ihn aus Auden rausgeworfen.«
    Es klopfte an der Eingangstür.
    »Lass sie warten«, sagte Anderson. »Wann hast du das herausgefunden?«
    »Vor zwei Tagen.«
    »Marihuana?«
    »Unter anderem.«
    »Braucht er einen Entzug?«
    Clevenger schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht ganz sicher, was er braucht. Aber ich denke, unterm Strich läuft alles darauf hinaus, dass er mich mehr braucht denn je. Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um mich abzusetzen.« Er atmete tief durch. »Ich habe nie wirklich zugelassen, dass sich jemand auf mich verlässt und stützt.« Er sah, dass Anderson protestieren wollte. »Im Beruf, natürlich. Ich hoffe, du weißt mittlerweile, dass ich zu dir stehe, was immer auch passiert. Ich denke, auch meine Patienten haben immer gewusst, dass sie auf mich zählen können. Aber abgesehen davon, in meinem Privatleben habe ich nie für jemanden außer mir selbst Verantwortung übernommen – und selbst das gilt erst seit kurzem. Keine Frau. Keine Kinder. Billy ist der erste Mensch, der in mir den Wunsch geweckt hat, den Schritt zu wagen und jemand anders über mich zu stellen. Und ich muss bei der Stange bleiben. Ich darf die Sache mit ihm nicht vermasseln.«
    Ein dritter Übertragungswagen hielt vor dem Gebäude. »Wenn es irgendetwas gibt, das ich tun kann, du musst es nur sagen.«
    »Scheu dich auch weiterhin nicht, mir zu sagen, wenn ich Mist baue.«
    Das Telefon fing wieder an zu klingeln.
    Ein breites Grinsen zog sich über Andersons Gesicht. »Nur wenn du versprichst, für mich das Gleiche zu tun.«
    »Versprochen.«
     
    Während Clevenger aus dem Gebäude trat, um sich den dort versammelten Reportern zu stellen, öffnete Jonah Wrens zweihundertacht Meilen nördlich in Canaan, Vermont, seine Bürotür für Naomi McMorris. Sie hatte ihr Haar zu zwei Zöpfen gebunden, die von rosa Schleifen gehalten wurden. Sie trug eine Jeanslatzhose, auf deren Brust drei Mäuse und ein Stück Schweizer Käse aufgestickt waren. Die Schwestern hatten ihr weiße Lederturnschuhe gekauft, mit roten Plastikherzen, die bei jedem Schritt aufleuchteten. »Kann ich jetzt kommen?«, fragte sie.
    »Jetzt ist bestens.«
    Naomi nahm vor Jonahs Schreibtisch Platz. Diesmal setzte Jonah sich in den Sessel neben ihr. Er musterte die Verbände an ihren Unterarmen. Er hatte die verstümmelte Haut darunter gesehen, teils vernarbt, teils wund und frisch genäht. »Warum schneidest du dich, Naomi?«, fragte er.
    Sie drehte ihre Arme so, dass Jonah die Verbände nicht mehr anschauen konnte.
    »Warum?«, wiederholte Jonah.
    »Einfach so«, sagte sie schüchtern.
    »Einfach so ...?«
    »Es fühlt sich gut an.«
    »Welcher Teil fühlt sich gut an?«, wollte Jonah wissen. »Das Schneiden? Wenn das Blut herausquillt? Dass die Leute es mit der Angst zu tun bekommen, wenn du das machst? Alles zusammen?«
    Sie starrte auf ihren Schoß.
    »Du kannst es mir erzählen. Es ist in Ordnung.«
    Sie schwieg weiter.
    »Wie wär’s, wenn ich dir zuerst noch eins von meinen Geheimnissen erzähle?«
    Sie sah ihn an.
    »Solange du versprichst, es nicht den anderen Ärzten zu erzählen«, sagte er.
    »Niemals«, versprach sie.
    Jonah knöpfte seine Manschetten auf, krempelte seine Ärmel hoch

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