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Psychopath

Psychopath

Titel: Psychopath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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dass ihn jemand nach Mitternacht allein herumziehen sah. Als Gast im Krankenhaus war er sowieso Mittelpunkt des Interesses. Er konnte darauf verzichten, noch mehr Neugier auf sich zu lenken.
    Er fuhr auf den leeren Parkplatz einer rund um die Uhr geöffneten Raststätte, ging mit seiner Ausgabe der Times hinein und bestellte bei der molligen, gut sechzigjährigen Frau, die hinter dem Tresen bediente, einen großen Kaffee. Dann setzte er sich an einen Tisch, trank in kleinen Schlucken und tat so, als würde er Clevengers Brief lesen, warf aber verstohlene Blicke zu der Frau, nur um sich zu vergewissern, dass sie sich bewegte und atmete und ihm so die Gewissheit verschaffte, dass er tatsächlich wach, tatsächlich lebendig war. Wie sie.
    Er holte mit zitternder Hand ein Blatt und einen Kugelschreiber aus seiner Manteltasche, entfaltete das Papier und las noch einmal den Anfang seiner Antwort an Clevenger:
     
    Dr. Clevenger,
    wie ist es, wenn man sich verliebt? Ist es die paradiesische Glückseligkeit, wie immer behauptet wird, wenn man die Grenzen des eigenen Ichs schwinden fühlt, wenn man sich mit einem anderen menschlichen Wesen erotisch verbindet?
    Oder ist es einfach ein weiteres Rauschmittel? Sind Sie nach Dr. McCormick in der gleichen Weise süchtig, wie Sie nach Alkohol und Drogen süchtig waren? Als eine Flucht vor Ihrem Schmerz? Ist es tatsächlich besser, sich in ihr statt in einer Flasche zu verlieren?
     
    Er trank einen tiefen Schluck vom Kaffee, ohne zu bemerken, dass er sich die Lippen, den Mund und die Kehle verbrannte. Die Frau hinter dem Tresen sah zu ihm herüber. »Alles in Ordnung?« Er antwortete mit einem Lächeln. »Bestens.« Er griff nach seinem Kugelschreiber und begann zu schreiben:
     
    Der Mörder in Ihnen wird kein bloßer Keim bleiben, sondern wird als Highwaykiller auf Erden wandeln. Jeden Tag, den ich weiterhin krank bleibe, verkörpere ich Ihre Weigerung, Ihren Nächsten zu lieben, die Grenzen Ihres Mitgefühls, Ihr Versagen als Heiler. Ich werfe nicht nur meinen Schatten, sondern auch den Ihren.
    Es ist Ihnen noch immer wichtiger, dem Gesetz der Menschen zu dienen als Gottes Gesetz, wichtiger, mich zu fassen, als mich zu heilen. Welchen Platz nimmt der Herr bei diesem Plan ein? Glauben Sie wirklich, das Böse kann hinter Gittern weggesperrt werden? Erkennen Sie denn nicht, dass ich bereits in Ihnen bin, dass der Kampf um meine Seele inzwischen zum Kampf um Ihre eigene geworden ist?
     
    Sein Blickfeld verschwamm, und er fühlte seinen Puls hinter seinen Augen pochen, doch er zwang sich weiterzuschreiben:
     
    Sie denken, Sie könnten dem Kampf ausweichen, indem Sie Ihren Verstand und Ihr Herz im Sexualakt versenken. Sie wählen die Jägerin, um nicht ein wahres Selbst wählen zu müssen, um der Frage auszuweichen, die Sie verfolgt. Sind Sie – im Kern, in den dunkelsten Momenten Ihrer Nacht – ein Heiler oder ein Jäger, mein Arzt oder mein Henker?
    Ich werde Ihnen helfen, diese Frage zu beantworten. Denn ich bin – im Gegensatz zu Ihnen – ein Mann meines Wortes.
    Ich hätte Ihnen einen um den anderen jeden einzelnen Leichnam zurückgegeben, damit er mit seiner Familie wieder vereinigt werden kann, doch Sie haben sich als unwert erwiesen, indem Sie mit dem FBI nach Utah gekommen sind (nachdem Sie sich von ihnen losgesagt hatten) und dann über meine Opfergabe gelogen haben, um mich dazu zu bringen, meine Liebe zu meiner Mutter, meiner Beschützerin, meinem Engel, infrage zu stellen.
    Mit welchem Ziel? Um mich in die Isolation zu treiben? Um den Tod zu meinem einzigen Engel zu machen? Hat Sie denn niemand bedingungslos geliebt, Frank Clevenger? Haben Sie niemanden von ganzem Herzen geliebt? Ist es Ihnen tatsächlich derart unmöglich, jenes Gefühl zu begreifen, dass Sie es herabwürdigen müssen?
    Ihr Vater hat Sie belogen, und Sie sind ein Lügner geworden. Ihr Vater hat Sie damit gequält, dass er Ihre Hoffnungen geweckt und sie dann zerstört hat. Sie würden mir das Gleiche antun – wenn ich es zuließe.
    Doch das werde ich nicht. Ich werde weder zulassen, dass Sie mich vernichten, noch werde ich Ihre Selbstzerstörung dulden. Wir sind dazu bestimmt, einander zu retten. Dieser erhabenen Reise treu zu bleiben ist mein Pfad zur Erlösung.
    Und ich bin der Ihre.
    Ein Mann Gottes
    Den sie den Highwaykiller nennen
     
    Jonah legte seinen Kugelschreiber ab und trank gierig seinen Kaffee.
    Er war tatsächlich überzeugt, zu einer bedeutsamen Reise aufzubrechen, doch er wusste

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