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Psychopath

Psychopath

Titel: Psychopath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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sein Vater es nie mit ihm getan hatte. Nicht ein einziges Mal. Er ging zu Billy, legte seine Arme um ihn und drückte ihn fest an sich. Und nach einem Moment fühlte er, wie Billy die Umarmung erwiderte. Und dann wagte er sich noch einen Schritt weiter, wandte seinen Kopf um und gab seinem Adoptivsohn einen Kuss auf die Wange. Und er wusste, dass jene Umarmung und jener Kuss und die, die folgen würden, alles, was sie jeder für sich und miteinander erlebt hatten, und alles, was ihnen noch bevorstand, leichter machen würden. Weil sie es zusammen durchstehen würden.
    Billys Augen waren feucht, als Clevenger ihn schließlich losließ. Doch diesmal waren seine Tränen anders. Diesmal versuchte er, sie zurückzuhalten. Diesmal waren sie unverkennbar echt. Sie ließen ihn zittern. Er musste sich räuspern, um sprechen zu können. »Ich biete dir ein Tauschgeschäft an, einen Gefallen von dir gegen einen von mir«, sagte er. Er zog die Zeitungen unter seinem Arm hervor. »Du fährst mich zu der Klinik, und ich gebe dir einen Tipp zum Highwaykiller.«
    Clevenger zögerte. Er wollte wirklich nicht, dass Billy in den Fall hineingezogen wurde. Doch zum ersten Mal erkannte er, dass er möglicherweise nicht imstande sein würde, ihn davon abzuhalten. Billy stand mit der Times in der Hand vor ihm, fünf Tage nachdem er im ersten Brief des Highwaykillers namentlich erwähnt worden war, zwei Minuten nachdem Reporter ihn mit ihren Fragen bombardiert hatten.
    Doch was noch wichtiger war, Billy wollte ganz unverkennbar helfen. Er wollte helfen, den Mörder zu schnappen. Und diesem Drang nachzugeben würde ihm vielleicht helfen, mit seinem Gewaltpotenzial das zu tun, was Clevenger mit dem seinen getan hatte – es in das Verlangen verwandeln zu heilen, in eine Verpflichtung zu beschützen. Ihm kamen einige Zeilen aus dem letzten Brief des Highwaykillers in den Sinn:
     
    Haben Sie je den Wunsch verspürt zu töten, Frank? Haben Sie Alkohol und Drogen konsumiert, um jenen Drang zu betäuben? Bemühen Sie sich so sehr, Mörder zu verstehen, um sich selbst zu verstehen?
     
    Ja, dachte Clevenger. »Ja« lautete die Antwort auf jede dieser drei Fragen. Und vielleicht war Billy nicht anders als er. Vielleicht wollte er Clevenger bei den Ermittlungen helfen, um sich selbst zu helfen. Vielleicht war er bereit, sich seinen eigenen Schmerz zunutze zu machen, um den Schmerz anderer zu lindern. »Abgemacht«, versprach er ihm.
    Billy setzte sich auf die Couch und breitete die Zeitungen vor sich aus. »Dieser Typ ist angeblich von seinem Vater geschlagen worden, stimmt’s?«
    Clevenger nickte.
    »Und er denkt an seine Mom?« Er zuckte mit den Achseln. »Das hab ich nie getan. Nicht, wenn ich verprügelt wurde.« Wieder zuckte er mit den Achseln. »Hast du das getan?«
    Clevenger überlegte. Er dachte an all die Abende, wenn er die Gewalttätigkeiten seines Vaters hatte einstecken müssen, dachte daran, dass es jedes Quäntchen seiner Willenskraft gekostet hatte, auch nur seine Angst im Zaum zu halten. »Nein«, pflichtete er bei.
    »Natürlich nicht«, sagte Billy »Du hast darum gebetet, dass es aufhören möge. Und wenn du wie ich warst, dann hast du dir von Herzen gewünscht, du hättest einen normalen Vater. Ich hab mir tatsächlich zusammenfantasiert, dass ich irgendwo anders einen hätte und dass er eines Tages zur Tür hereinschneien und mich dort wegholen würde.«
    »Ich auch«, gestand Clevenger.
    »Also, wie ich die Sache sehe, ist die Frau in der Ecke eine bloße Erfindung von diesem Typ«, fuhr Billy fort. »Er will daran glauben, dass er eine gute Mutter hat, einen Schutzengel. Aber die hat er nicht. Er hat die schlimmste Mutter, die man sich vorstellen kann. Sie ist es, die über ihn herfällt.« Er beugte sich vor, und seine Worte überschlugen sich fast. »Es gab keine Geburtstagsfeier im Park. Es gab keine Geschenke. Es gab nur die Prügel. Den ganzen Friede-Freude-Eierkuchen-Scheiß hat er sich ausgedacht. Er hat nicht mit einem Teufel und einem Engel zusammengelebt. Es gab nur einen Teufel. Eine Teufelin. Der Typ ist total schizo.«
    Das Wort schizo half Clevenger, den Gedanken zu formulieren, der in seinem Kopf Gestalt angenommen hatte, während er Billy zuhörte. »Es sei denn, sie war beides«, sagte er.
    »Wie meinst du das?«, fragte Billy
    »Es ist leichter, etwas Vorhersehbares zu überleben. Etwas, das immer schlimm ist. Wie zum Beispiel, wenn mein Vater nach Hause kam. Wenigstens wusste ich, was mir bevorstand. Ich

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