Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Psychopathen

Psychopathen

Titel: Psychopathen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Dutton
Vom Netzwerk:
klinischen Definition mit großer Regelmäßigkeit auf. Man betrachte nur die diagnostischen Kriterien des
DSM
zur Antisozialen Persönlichkeitsstörung (APS), ein Bereich von besonders großer strategischer Bedeutung in der epidemiologischen Diskussion. Laut dem
DSM
ist die Antisoziale Persönlichkeitsstörung ein Synonym für Psychopathie. Sie wird definiert als »ein tiefgreifendes Muster von Missachtung und Verletzung der Rechte anderer, das in der frühen Kindheit oder frühen Adoleszenz beginnt und bis ins Erwachsenenalter fortdauert«. Der Betroffene muss achtzehn Jahre oder älter sein undschon vor Vollendung des 15. Lebensjahres Anzeichen für eine Störung des Sozialverhaltens [12] zeigen, und mindestens drei der folgenden Verhaltensweisen müssen aufgetreten sein:
Unfähigkeit, sich in Bezug auf gesetzmäßiges Verhalten an soziale Normen anzupassen; wiederholte Handlungen, die einen Grund für eine Festnahme darstellen.
Falschheit, die sich in wiederholtem Lügen, dem Gebrauch von Decknamen oder dem Betrügen anderer zum persönlichen Vorteil oder Vergnügen äußert.
Impulsivität oder das Versagen, vorausschauend zu planen.
Reizbares und aggressives Verhalten, das sich in häufigen Schlägereien oder Überfällen äußert.
Rücksichtsloses Verhalten sich selbst oder anderen gegenüber.
Ausgeprägte und andauernde Tendenz zu verantwortungslosem Handeln, das in wiederholtem verantwortungslosem Arbeitsverhalten oder dem Ignorieren finanzieller Verpflichtungen zum Ausdruck kommt.
Wenig Gewissensbisse, was sich in Gleichgültigkeit odereiner Rationalisierung äußert, wenn der Betreffende jemanden verletzt, misshandelt oder bestohlen hat.
    Aber ist dies wirklich dasselbe wie Psychopathie? Viele Theoretiker verneinen dies und sagen, dass der fundamentale Unterschied – auch wenn es zweifellos einige Überschneidungen gibt – in Folgendem liegt: dem deutlichen Ungleichgewicht zwischen der Fülle an
Verhaltens items
, von Kriterien des »sozialen Abweichens«, durch die die ASP charakterisiert wird, und der
affektiven
Beeinträchtigung, dem schattenhaften, emotionalen Halbdunkel, das stark an den Psychopathen erinnert.
    Die Verästelungen, ob statistischer oder anderer Art, sind nicht folgenlos. Im Fall von Strafgefangenen ist die Antisoziale Persönlichkeitsstörung das psychiatrische Äquivalent für einen Schnupfen, wobei laut Robert Hare 80 bis 85 Prozent der inhaftierten Kriminellen die Kriterien für die Störung erfüllen. 41 Demgegenüber steht eine Trefferrate von nur 20 Prozent für Psychopathen. Außerdem kämpft diese Minderheit von 20 Prozent in einer schwereren Gewichtsklasse. 42 Rund fünfzig Prozent der aktenkundigen schwersten Verbrechen – wie z. B. Mord und Serienvergewaltigungen – wurden von Psychopathen begangen.
    Und werden weiterhin von Psychopathen begangen.
    Studien zur Rückfallquote von psychopathischen und nichtpsychopathischen Häftlingen zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, innerhalb von einem Jahr rückfällig zu werden, bei Ersteren mehr als dreimal so hoch ist wie bei Letzteren. 43 Wenn wir Gewalt mit einbeziehen, ist die Kurve sogar noch steiler. Mit einer fünfmal höheren Wahrscheinlichkeit landet der Psychopath aufgrund von Schlägereien, Vergewaltigungen und Verstümmelungen immer wieder hinter Gittern. Akkurater wäre es zu sagen, dass die Beziehung zwischen der Antisozialen Persönlichkeitsstörung und der Psychopathie asymmetrisch ist. Etwa jedem Vierten, bei dem APS diagnostiziert wurde, steht möglicherweise ein Psychopath gegenüber. Doch jeder Psychopath wird auch automatisch unter APS leiden.
Der entscheidende Unterschied
    Die folgenden Fallgeschichten machen den Unterschied zwischen den beiden Syndromen vielleicht ein bisschen deutlicher:
    Fall 1
    Jimmy ist 34 Jahre alt und wurde wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. 44 Er war schon immer jähzornig und wurde in einem Pub in eine Schlägerei verwickelt, die mit einer tödlichen Kopfverletzung endete. Im Großen und Ganzen ist Jimmy im Gefängnis beliebt, hält sich aus Problemen raus und zieht den Kopf ein. Der erste Eindruck ist der von einem unreifen, unbekümmerten Typen, der sowohl mit dem Personal als auch mit seinen Mithäftlingen gut auskommt.
    Mit siebzehn wurde Jimmy zum ersten Mal straffällig (sein Strafregister besteht inzwischen aus einem halben Dutzend Straftaten), als er einen Ladendiebstahl beging. Seinen Eltern zufolge ging es jedoch schon früher mit ihm bergab. Bereits

Weitere Kostenlose Bücher