Psychopathen
noch immer auf der Hut.
»Willst du damit sagen, dass Captain Birdseye und ich einfach ein bisschen zu viel von einer guten Sache haben?«, spottet er. »Dass der Wagen ziemlich cool ist, der Fahrer aber zu schnell fährt?«
Es ist eine faszinierende Analogie.
»So in der Art«, sage ich. »Interesse daran, den Fuß vom Gas zu nehmen und mal eine Minute lang anzuhalten?«
Jamie kneift die Augen zusammen. »Ich halte für niemanden an«, kontert er. »Aber wenn du mitfahren möchtest, steig ein.«
Wir gehen zurück zu dem Ende der Station, wo wir unseren Rundgang begonnen haben. Chelsea führt inzwischen 4:0 gegen United. Und Danny – wer sonst? – wurde gerade zum Mann des Matches erklärt.
»Er hat dich also nicht umgebracht«, sagt er beiläufig und wirft einen schnellen Blick in Captain Birdseyes Richtung. »Gehst du im Alter behutsamer vor, Larry?«
Ich lache. Ein ziemlich nervöses Lachen, wie mir auffällt. Mein Glucksen hat einen gesunden Touch von Wahnsinn. Aber Larry ist todernst.
»Hey«, sagt er mit Nachdruck. »Du kapierst es nicht, oder, Junge? Ich hab gesagt, ich würde dich nicht umbringen. Und ich hab’s nicht getan, stimmt’s?«
Plötzlich dämmert mir, dass Larry vielleicht gar nicht geblufft hat; dass er sich vielleicht ein bisschen stärker in Selbstkontrolle geübt hat, als es den Anschein erweckte. Und dass ich ihn mit dem Versuch, mein Unbehagen wegzulachen, verärgert habe, statt ihn in seinem edlen und lobenswerten Ziel zu bestärken.
»Doch, doch, Larry«, piepse ich, »ich hab’s kapiert. Wirklich. Danke. Ich weiß es sehr zu schätzen.«
Jamie lächelt. Er findet das offensichtlich lustig. Aber für mich, der sich jetzt offenbar auf einem gefährlich dünnen Eis bewegt, ist das überhaupt kein Spaß. Man vergisst so leicht, dass bei diesen Typen alles möglich ist. Dass es wirklich keine Grenzen gibt. Und dass der Wagen leicht von der Straße abkommt, wenn man keine normalen Bremsbeläge und eine V12-Amygdala hat.
Das Fußballspiel ist zu Ende. Und Danny lehnt sich auf seinem Stuhl zurück.
»Ein Buch also, was?«, sagt er.
»Ja«, antworte ich. »Ich interessiere mich dafür, wie ihr Jungs Probleme löst.«
Danny sieht mich fragend an. »Was für Probleme?«, will er wissen.
»Alltagsprobleme«, erwidere ich. »Probleme, mit denen die meisten Menschen in ihrem Leben fertig werden müssen.«
Ich sehe zu Larry und Jamie hinüber. »Ist es okay, wenn ich euch ein Beispiel gebe?«
Danny sieht auf die Uhr. »Warum nicht«, seufzt er. »Solange es nicht länger als fünf Jahre dauert.«
»Ich versuche, mich kurz zu fassen«, sage ich – und erzähle ihnen von Freunden von mir, die gerade versuchten, ihr Haus zu verkaufen.
Skrupellosigkeit
Wie man einen unerwünschten Mieter loswird? Diese Frage stellten sich Don und seine Frau Fran, bei denen gerade Frans betagte Mutter Flo eingezogen war. Flo hatte 47 Jahre lang in ihrem früheren Haus gewohnt, doch da sie es nun nicht länger brauchte, hatten Don und Fran es zum Verkauf angeboten. Das Interesse war groß, denn das Haus befand sich in einem aufstrebendenViertel Londons. Aber es gab da ein Problem: den Untermieter, den die Aussicht, ausziehen zu müssen, nicht gerade begeisterte.
Don und Fran waren ziemlich verzweifelt. Sie hatten bereits einen potenziellen Käufer verloren, weil der Untermieter die Koffer nicht packen konnte oder wollte. Einen weiteren Käufer zu verlieren, wäre eine Katastrophe. Aber wie sollten sie den Untermieter loswerden?
»Ich nehme an, wir sprechen hier nicht von Gewalt, oder?«, fragt Danny.
»Richtig«, sage ich. »Wir würden doch jetzt nicht hier drinnen landen wollen, oder?«
Danny zeigt mir den Stinkefinger. Doch die Tatsache, dass er eine solche Frage überhaupt stellt, entlarvt den Mythos, Gewalt sei für Psychopathen das einzige Mittel.
»Wie wär’s denn hiermit?«, poltert Jamie. »Da das alte Mädchen bei seiner Verwandtschaft wohnt, stehen die Chance gut, dass der Typ allein zu Hause ist, oder? Also gibst du dich als jemand von der Gemeinde aus, tauchst an der Tür auf und sagst, dass du mit dem Besitzer sprechen möchtest. Er erzählt dir dann, dass die alte Dame nicht da ist. Okay, sagst du, kein Problem. Aber wissen Sie, wo ich sie erreichen kann? Ich muss nämlich dringend mit ihr sprechen,
Jetzt wird er langsam neugierig. Was ist los?, fragt er ein bisschen skeptisch. Um ehrlich zu sein, ziemlich viel, antwortest du. Du hast gerade an der Vorderseite eine
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