Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pubertät – Loslassen und Haltgeben

Pubertät – Loslassen und Haltgeben

Titel: Pubertät – Loslassen und Haltgeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Rogge
Vom Netzwerk:
verstecken.
    Wichtige Grundvoraussetzung für Achtung und Respekt im Gespräch ist die Fähigkeit, zuhören zu können, ohne vorschnell zu unterbrechen oder loszupoltern. Zum Zuhören gehören Nachfragen – aber kein penetrantes Ausfragen. Wenn Heranwachsende aus der Schule kommen und gefragt werden: «Wie war’s heute in der Schule?», können Eltern nur schwerlich eine wirkliche und genaue Antwort erwarten. Der elterliche Wunsch nach Kontaktaufnahme kann anders formuliert werden, z.   B. indem man über den eigenen Vormittag berichtet oder eine Zeit ausmacht, wann die Schule Thema ist.
    Manche Gespräche enden in lautstarken Auseinandersetzungen. Die Gefühle gehen mit allen Beteiligten durch. Nur lassen sich im Zorn keine Konflikte lösen. Dann ist es sinnvoller, sich für eine Zeit zurückzuziehen (z.   B. den Raum zu verlassen), um später – nervengestärkt – gemeinsam mit dem Pubertierenden nach Wegen der Verständigung zu suchen. Sollten im Streit unbedachte Äußerungen gefallen sein, dann zeugt es von Souveränität, sich zu entschuldigen oder vorschnell angesetzte Strafen zurückzunehmen. Und bedenken Sie: Auch Pubertierende brauchen Zeit, ehe sie sich für unbedachte Äußerungen entschuldigen können. Gleichwertigkeit im Gespräch gelingt nur auf der Grundlage gegenseitigen Respekts und gegenseitiger Achtung.
     
    14.   Woher kommen die Stimmungsschwankungen?
    Wenn die Hormone im Kopf Tango tanzen, sich die Gehirnsynopsen im Hip-Hop-Rhythmus bewegen, dann hat es keinen Sinn, an die Vernunft des Kindes zu appellieren. Ein Merkmaldieser Entwicklungsetappe ist, dass die Heranwachsenden in dieser Zeit häufig nicht verstanden werden wollen, weil sie sich selbst nicht verstehen, überhaupt nicht einordnen können, was mit ihnen psychisch und physisch passiert. Sie sind hin und her gerissen zwischen Erwachsen-sein- und Kind-bleiben-Wollen, zwischen unrealistischen Omnipotenzphantasien und verstandesmäßiger Durchdringung der Möglichkeit, zwischen «Halt mich!», aber auch «Lass mich bloß los!», zwischen dem Wunsch nach augenblicklicher Begleitung und dem Bedürfnis, völlig in Ruhe gelassen zu werden. Elterliche Gelassenheit ist in dieser Phase das Gebot der Stunde, eine Gelassenheit, die aber nicht mit Gleichgültigkeit und Gewährenlassen zu verwechseln ist. Mein Tipp an die Eltern: Nutzen Sie die Phasen der Ausgeglichenheit, der Ruhe, um den Kontakt zum Heranwachsenden herzustellen. Geben Sie den Kindern Nähe, wenn sie es wollen, aber versuchen Sie nicht, einen Kaktus zu umarmen, wenn er partout stechen will. Denken Sie daran: Das Verhalten des pubertierenden Kindes ist nicht der Ausdruck von Erziehungsfehlern, sondern einer Entwicklungsphase, die vorübergeht. Irgendwann – mal nach zwei, mal nach vier Jahren – wird aus dem reißenden ein gemächlich dahinfließender Strom.

LITERATUR
    Claudia und David Arp:
Und plötzlich sind sie 13
, Gießen 2010
    Ulla Atzert:
Homo pubertensis. Tipps zum störungsfreien Umgang mit Heranwachsenden
, Frankfurt 2007
    Dieter Baacke:
Die 13- bis 1 8-Jährigen . Einführung in das Problem des Jugendalters
, Weinheim 1994
    Cheryl Benard/​Edit Schlaffer:
Einsame Cowboys. Jungen in der Pubertät
, München 2005
    Joachim Braun:
Jungen in der Pubertät
, Reinbek 2003
    Heidemarie Brosche:
Nervenprobe Pubertät
, Freiburg 2004
    Katrin Busemann/​Christoph Gscheidle:
Web 2.0: Communities bei jungen Nutzern beliebt
, in: Mediaperspektiven 7/​2009
    Karin Flaake/​Vera King (Hg.):
Weibliche Adoleszenz
, Weinheim 2003
    Sabine Feierabend/​Albrecht Kutteroff:
Medien im Alltag Jugend licher – multimedial und multifunktional
, in: Mediaperspek tiven 12/​2008
    Max H.   Friedrich:
Irrgarten Pubertät. Elternängste
, Wien 2003
    Alexander Grob/​Uta Jaschinski:
Erwachsen werden. Entwicklungs psychologie des Jugendalters
, Weinheim 2003
    Hedwig Gafga/​Angelika Ohland:
U 20 – Deutschland deine Tee nies
, München 2009
    Gabriele Haug-Schnabel/​Nicolas Schnabel:
Pubertät. Eltern-Ver antwortung und Elternglück
, Ratingen 2008
    Anna-Maria Hirsch:
Wenn Kinder flügge werden. Eltern und Kinder im Ablösungsprozess
, München 1991
    Willem Heuves:
Pubertät. Entwicklungen und Probleme
, Frankfurt 2010
    Sybille Herold:
300   Fragen zur Pubertät
, München 2008
    Gerald Hüther:
Männer. Das schwache Geschlecht und sein Gehirn
, Göttingen 2009
    Klaus Hurrelmann u.   a. (Hg.):
Jugendgesundheitssurvey
, Weinheim 2003
    Michael Jäckel:
Was

Weitere Kostenlose Bücher