Pubertät – Loslassen und Haltgeben
mir selber. Das ist ein verdammt geiles Gefühl. Nur, das Zeug, was da rauskommt, das riecht ein bisschen komisch!»
Während Jungen mit körperlichen Wachstumsschüben – sie werden zwischen dem zwölften und vierzehnten Lebensjahr größer, «schießen» geradezu in die Höhe –, auch mit dem Stimmbrucheinigermaßen umgehen können, so sorgen sie sich erheblich, wenn es um das Aussehen oder die Form der Geschlechtsorgane geht. Akne und Pickel im Gesicht, ausgelöst durch eine ungleichmäßige Hormonausschüttung, bringen stundenlange Aufenthalte vor dem Spiegel oder absoluten Weltschmerz mit sich. Sie machen sich vielleicht Gedanken um die beiden Hoden, die nicht gleich groß sind, die Vorhaut, die sich nur schwer, häufig sogar schmerzhaft, über die Eichel zurückziehen lässt, oder über die Größe des Penis. Fragen der Pubertierenden drehen sich aber nur selten um die Sache, in ihrem Wunsch, mehr zu wissen, sind auch Beziehungsthemen enthalten.
«Mein Penis», so berichtet der 1 4-jährige Jakob mit bedenklicher Stimme, «ist nur zwölf Zentimeter lang. Mehr geht nicht! Kann ich damit überhaupt eine Frau befriedigen?»
So genau Jugendliche körperliche Details und ihre Aufgaben sachgerecht benennen können, so ungenau ist häufig ihr Wissen über die Geschlechtsorgane und deren Funktionen. So zum Beispiel, dass die Penisgröße von Junge zu Junge verschieden ist, Hoden häufig ungleich sind, dass die Länge des steifen Penis nichts darüber aussagt, ob eine Frau oder man selbst zum Orgasmus kommen kann, dass die empfindlichen Nerven am Penis an der Spitze liegen oder an der Eichel und bei der Frau an der Klitoris oder im ersten Drittel der Scheide. Größe oder Dicke des Penis sind mithin nicht wichtig für ein befriedigendes Erlebnis von Sexualität, da es auch noch die Hände, Finger, Zungen oder Lippen gibt, mit denen man körperliche Nähe geben und einander in Erregung versetzen kann. Solches Wissen kann Pubertierende entlasten, ihnen manche Versagensängste nehmen.
Auch bei Mädchen kommt eine Vielzahl an Fragen auf, wenn ihr Körper starke, durch die Pubertät bedingte Veränderungen durchmacht:
Da sorgen sie sich wegen des Brustumfangs: Die einen sind erschrocken wegen ihrer zu großen Brüste, die anderen finden ihren Busen zu «winzig», «unerotisch», wieder andere klagen über den «Hängebusen», viele über die unterschiedlich sich entwickelnden Brüste oder die nach innen gerichteten Brustwarzen, die «Schlupfwarzen».
Sie sind unsicher über die Form der Schamlippen, die vielleicht so ganz anders aussehen, als man das in den Aufklärungsheften und Broschüren gesehen hat. Man macht sich nun Gedanken, ob dies möglicherweise auf die sexuelle Lust, das sexuelle Erleben beim Petting oder Geschlechtsverkehr Auswirkungen hat, vielleicht sogar damit zusammenhängt, dass man sich früher, als man Kind war, zu viel an der Stuhlkante gerieben hat, um schöne Körpergefühle zu erzeugen.
Manche Mädchen haben eine extreme Behaarung im Schambereich, wollen wissen, ob und wie man sich rasieren kann oder ob man dadurch das Wachstum erst recht anregt. Oder sie sind mit den Flecken und Pünktchen auf ihrer Haut unzufrieden, empfinden ihre dünne Orangenhaut «fürchterlich» und wollen darüber informiert werden, ob man etwa schon Cellulitis in der Pubertät haben könne. Der Körper ist in Aufruhr und die Psyche auch.
Dann sind da noch die Unsicherheiten wegen des Scheidenausflusses, den viele als «eklig», als «äußerst störend» empfinden. Man will erfahren, ob und wann der wieder weggeht. Doch hinter all diesen Fragen zur Hygiene – ob nun Slipeinlagen notwendig sind oder nicht, welche Seife benutzt werden darf und welches Deodorant am besten geeignet ist – steckt grundsätzlich die Befürchtung, nicht gemocht und akzeptiert zu werden.
Information hilft, Ängste abzubauen
Normalisieren ist das Gebot der Stunde: Normalisieren befriedigt vor allem den Wissensdurst der Pubertierenden. Es führt zu einer Handlungssicherheit, indem es die Vielfalt körperlicher Veränderungen und Umbrüche zeigt und vermittelt, dass es anderen ähnlich geht. Wenn die Hormone Tango tanzen oder Amok laufen, wenn alles in einem Gefühlschaos aufgelöst ist, kann Normalisieren besonders tröstlich sein, und es kann Entlastung mit sich bringen – vor allem dann, wenn die Vernunft, das Nachdenken, irgendwann wieder die Oberhand gewinnt.
So können Mädchen erfahren, wie sich die Brust ab dem
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