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Pubertät – Loslassen und Haltgeben

Pubertät – Loslassen und Haltgeben

Titel: Pubertät – Loslassen und Haltgeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Rogge
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Versuche.
    «Letztlich blieb ich in den endlosen Streitereien um die Schuhe im Flur inkonsequent. Die haben mich auch richtiggehend erpresst damit, was andere Mütter alles für ihre Kinder tun würden usw. Und dann mein schlechtes Gewissen wegen der Trennung von meinem Mann. Manchmal lief es tageweise gut, dann ging alles wieder von vorne los! Wenn sie sich mal positiv verhalten haben, habe ich das auch nicht besonders verstärkt. Das war wohl mein Fehler!» Sie sieht mich an. «Ich will endlich konsequent sein!»
    Ob sie eine Idee habe, frage ich.
    Sie habe mal bei mir über einen Zaubersack gelesen, der helfensolle, wenn Kinder ihre Klamotten überall herumliegen lassen. Aber wie das umzusetzen sei   … Doch dann hatte sie einen Einfall. «Wenn die beiden Rabauken wieder nicht reagieren, wenn ich sie einmal an die herumliegenden Schuhe erinnert habe, dann stecke ich sie in einen Sack, und den öffne ich erst nach einer Woche.»
    «Gut», sage ich, «dann haben beide ein Paar Schuhe weniger. Und was passiert am folgenden Morgen?»
    Sie überlegt: «Die haben doch ein weiteres Paar, das sie gerne anziehen!»
    «Und wenn die auch nicht aufgeräumt werden?»
    «Dann verschwinden die auch», antwortet sie spontan und lacht.
    «Und wie läuft das am dritten Morgen ab?», will ich wissen.
    Kurzes Nachdenken.
    «Sie haben ja noch mehr Schuhe, die müssen sie dann anziehen!», schmunzelt sie.
    «Wenn Lars und Norbert das aber einfach nicht machen? Weil die zum Beispiel unmodisch oder dreckig sind. Wenn Ihre Kinder dann nicht in die Schule wollen? Die meisten in dem Alter hängen nur an ihren Lieblingsklamotten, die ziehen gar nichts anderes an. Da können sie sehr engstirnig sein.»
    Rita Schult sagt mit forscher Stimme: «Gut, dann müssen sie das mit der Schule selbst klären. Ich ruf den Lehrer an, klär ihn auf, was ich vorhabe. Der hat auch Chaoten zu Hause, ich denke, der ist einverstanden.»
    Ich nicke. «Wer könnte Sie am stärksten von den beiden provozieren?»
    Sie überlegt kurz: «Lars!»
    «Und was könnte die stärkste Provokation sein? Wann könnten Sie schwachwerden?»
    «Wenn er in Strümpfen in die Schule geht. Damit hat er schon mal gedroht!»
    «Stellen Sie sich vor, wir haben jetzt Winter, es liegt Schnee. Er geht in Strümpfen hinaus   …»
    «…   dann soll er sich drei Paar anziehen oder sich Flügel umschnallen», meint sie entschlossen. «Der wird sich wundern!»
    Als sie vom Seminar nach Hause kommt, bittet sie ihre Söhne zu einem Gespräch. «Du bist so anstrengend, wenn du von so einer Laberveranstaltung nach Hause kommst», nölt Norbert, und Lars stänkert: «Du findest den Typen wohl gut, was? Schlepp den bloß nicht an. Der hat uns hier gerade noch gefehlt!»
    Rita lässt die Attacke an sich abgleiten, stellt ihren Söhnen ihren Ärger mit den achtlos ausgezogenen Schuhen ganz ruhig dar. Dann fragt sie Lars und Norbert, wie sie die Sache sehen würden. Und sie verstehen den Ärger der Mutter schon.
    «Ist schon scheiße, wie wir uns benehmen», meint Norbert.
    «Ich werd mir Mühe gehen, ehrlich», sagt Lars mit charmantem Lächeln.
    «Habt ihr Vorschläge, wie ihr das hinbekommt, eure Schuhe in den Schrank zu stellen?», will die Mutter wissen. Norbert zuckt mit den Schultern, Lars meint mit nachdenklicher Miene: «Du erinnerst uns einmal, und dann mach ich das.»
    «Und wenn nicht?»
    «Doch, wir machen das!»
    «Und wenn   …»
    «Wir räumen bestimmt auf. Mama, da kannst du dich auf uns verlassen, ehrlich», verspricht Lars etwas altklug.
    «Und wenn nicht?»
    Beide zucken ratlos mit den Schultern.
    Dann stellt Rita ihre Idee mit dem Zaubersack vor, in den sie die Schuhe stecken würde, wenn sie nach einmaliger Aufforderung nicht in den Schrank geräumt sind.
    «Was für einen Zaubersack?»
    «Na, einen einfachen Sack. Da kommen die hinein. Nach einer Woche habt ihr eure Schuhe wieder!» Beide lachen.
    «Habt ihr alles kapiert?» Beide nicken, Lars meint: «Und das probieren wir zunächst für eine Woche aus.» Damit erklärt Rita sich einverstanden.
    Am nächsten Abend, Norbert und Lars haben die Absprache schon vergessen, liegen die Schuhe wie üblich herum. Rita erinnert zwei Mal, doch nichts passiert. Die Schuhe verschwinden im Zaubersack. Der folgende Morgen: Norbert und Lars sind irritiert, sie ziehen ein anderes Paar an, gehen in die Schule. Norbert räumt am Abend seine Schuhe ohne weitere Ermahnung auf. Lars vergisst seine Schuhe wieder, und auch sie verschwinden nach

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