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Pubertät – Loslassen und Haltgeben

Pubertät – Loslassen und Haltgeben

Titel: Pubertät – Loslassen und Haltgeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Rogge
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Regelverletzung reagieren, dann führt dies bald zur Entmutigung bei Heranwachsenden. So etwas zieht eine «Ist-mir-doch-alles-egal»-Haltung nach sich und endet in gegenseitigen Schuldvorwürfen.
     
    Mario, 12   Jahre, spielt gern am Computer. Diese Zeit ist auf 2   Stunden pro Tag begrenzt. Missachtet er diese Regel, so gilt für zwei Tage das Verbot, den Computer zu benutzen. Sollte er in dieser Zeit gegen die Konsequenz verstoßen, so darf er 14   Tage lang nicht an den Computer. Mario war mit der Absprache einverstanden, ohne sich dabei wohl über die Länge dieses Zeitraums im Klaren zu sein.
    Als er gegen die Absprache verstieß, wurde das Computer-Verbot auf 2   Wochen ausgedehnt. In der Folge drehte sich jedes Gespräch in der Familie Beier um den Computer. Es gab kein anderes Thema mehr. Das Familienklima war stark belastet.
    Der Versuch der Eltern, sich konsequent zu verhalten, hat hier das Gegenteil bewirkt. Konsequenzen werden dann als Strafe empfunden, wenn sie den Jugendlichen überzogen erscheinen. Aus Marios Sicht kam das konsequente Verhalten seiner Elterneiner Niederlage gleich. Er rächte sich durch ständig neue Regelverletzungen. Am Ende gab es nur Unterlegene.
    Bedenken Sie deshalb: Wenn konsequentes Verhalten ein störendes Verhalten nicht beendet, überlegen Sie, ob die Konsequenz sich aus der Sicht Ihres Kindes als überzogen, nicht nachvollziehbar darstellt.
    «Aber», so kritisiert Marios Mutter, «mein Sohn war doch mit der Absprache einverstanden!»
    «Manchmal», erwidere ich, «übersehen Heranwachsende nicht, welche wirkliche Bedeutung natürliche Folgen haben!»
    Deshalb: Halten Sie nicht an Konsequenzen fest, die nicht funktionieren! Setzen Sie nur jene Handlungen fort, die positive Folgen haben. Schließlich sollten Sie vom guten Willen, von der Kooperationsbereitschaft Ihres Kindes ausgehen. Anders ausgedrückt: Deuten Sie es nicht nur und ausschließlich als Provokation und Zeichen des Nichtwollens, wenn Ihr Kind sich an getroffene Absprachen nicht hält.
    Kommen Sie allerdings nach sorgfältiger Prüfung zu dem Ergebnis, dass Ihr Kind die getroffene Absprache einhalten kann, es aber nicht will, dann ist es gleichfalls wenig opportun, an Konsequenzen festzuhalten. Offenkundig hat Ihr Kind dann kein Interesse daran, die Regelverletzung abzustellen, will daran festhalten, um auf sich aufmerksam zu machen.
     
    Es ist dann Ihre Aufgabe, herauszufinden, auf was der Heranwachsende durch sein Handeln hinweisen will. Einige Motive kommen besonders häufig vor – zwei sind im Handeln von Falk und Mario deutlich geworden:
Durch Grenzüberschreitungen und Missachtung logischer Folgen weisen Heranwachsende darauf hin, dass bisherige Regeln nicht mehr passen, Grenzen zu modifizieren sind, mehr Mitsprache und Eigenständigkeit eingefordert werden. Die enormen körperlichen sowie geistig-seelischen Veränderungen,die Pubertierende zwischen dem 11. und 18.   Lebensjahr erfahren, machen ständige Veränderungen bei Absprachen notwendig, wollen diese nicht zu einem starren Regelwerk verkommen, an dem Eltern dogmatisch festhalten.
Wenn Heranwachsende Absprachen als unangemessen empfinden, etwas nicht nachvollziehen und im Alltag umsetzen können, dann deuten sie Konsequenzen als Strafe und reagieren entmutigt. Das kann sich in überangepasstem Verhalten, beleidigt-gekränktem Rückzug oder wütend-aggressiver Selbstbehauptung zeigen.
Die Übertretung von Regeln kann ein Versuch sein, auf unbefriedigende und unklare Lebenssituationen hinzuweisen. Störungen stellen einen Machtkampf zwischen Eltern und Heranwachsenden dar.
Absprachen und die natürlichen Folgen sollten für alle Beteiligten gelten – auch für die Erwachsenen. Empfinden Heranwachsende Konsequenzen als einseitig gegen sie gerichtetes Mittel, werden sie sich nicht darauf einlassen. Partnerschaftlichkeit ist wichtig. Konsequenz in der Erziehung braucht die gemeinsame Anstrengung. Es gilt, nicht nur das unangemessene Verhalten des Pubertierenden, sondern auch das der Eltern zu begrenzen.
     
    Heinz Schade, Hauptschullehrer, berichtet von einem 1 3-jährigen Schüler. «Horst macht so ziemlich jeden Scheiß. Er fällt immer auf. Wenn’s bei mir in der Klasse mal ruhig ist, dann fehlt er bestimmt!» Heinz Schade mag den Jungen, weil er kreativ ist, auch sehr sensibel und sozial engagiert.
    «Aber wenn der seinen Durchdreher bekommt, dann ist es schlimm, dann erreichst du ihn kaum.» Er verletzt zwar niemanden, aber er knallt dann

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