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Pubertät – Loslassen und Haltgeben

Pubertät – Loslassen und Haltgeben

Titel: Pubertät – Loslassen und Haltgeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Rogge
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andere Freizeitmöglichkeiten nutzen können.
Wenn Ihr Kind sich dauerhaft und überaus intensiv mit einem Medium beschäftigt, deuten Sie das durchaus als Hilferuf.Die Flucht in Medien kann ein Hinweis auf eine unbefriedigende Lebenssituation des Kindes sein.
Medienverbote helfen in der Regel wenig. Sie führen zu einem Machtkampf zwischen Eltern und Heranwachsenden und fördern kindlichen Widerstand und Protest. Medienverbote führen vielmehr zur Heimlichkeit. Medien sollten weder als Belohnung noch zur Bestrafung benutzt werden, denn dadurch gewinnen sie an zusätzlicher Bedeutung.
Heranwachsende brauchen, um in ein Computerspiel hineinzufinden, Zeit. Diese Zeit sollten Sie ihnen lassen! Aber Kinder brauchen auch Eltern, die Maßlosigkeiten beim Computerspielen mit zeitlichen Grenzen einzuschränken wissen. Dies gilt auch für den Gebrauch des Videos oder des Fernsehens. Das bringt Reibereien und Streit mit sich! Lassen Sie sich nicht durch das Argument verunsichern, alle anderen dürften länger mit dem Computer spielen oder intensiver fernsehen. Bleiben Sie konsequent!
Orientieren Sie sich bei der Medienerziehung am Alter des Kindes: Ein Zehnjähriger braucht engere zeitliche Grenzen als ein Fünfzehnjähriger. Deshalb ist Medienerziehung niemals abgeschlossen, sondern sie verändert sich mit der Entwicklung des Heranwachsenden. Je älter die Jugendlichen werden, umso mehr Mitspracherecht brauchen sie.
Wenn Ihnen Inhalte der Spiele, wenn Ihnen Sendungen nicht gefallen, sagen Sie dies. Formulieren Sie Ihre Kritik in Ich-Botschaften! Vermeiden Sie Moralpredigten und besserwisserische Belehrungen! Vermeiden Sie Verbote! Wecken Sie Einsicht! Verbote führen zu Heimlichkeiten, Einsicht dazu, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.
    Die Netzgeneration – «digital natives»?
    Pubertierende gehen wie selbstverständlich mit den digitalen Medien um. Ihnen sind Facebook, Wikipedia, ICQ, YouTube, Skype, E-Mail und chatten vertraut, während die ältere Generation der interaktiven Technologie nicht ausschöpfend gegenübersteht und ein Rückgang an Innovationsfreudigkeit zu beobachten ist. Aber darin liegen nicht nur Nachteile, sondern auch Chancen.
    Auf einem Seminar erzählte der 1 5-jährige Victor, er habe seine Großmutter, als sie 80   Jahre war, an den Computer herangeführt. Das wäre harte Arbeit gewesen, meinte er. Sie wollte die Tastatur nicht anfassen, weil sie dachte, sie mache alles kaputt. Aber nach einem halben Jahr, erzählte er schmunzelnd, «da hatte ich sie so weit. Sie machte Online-Banking. Nun spiele ich mit meiner Oma Computerspiele, kompliziert», er stockt, «und sie gewinnt.» Victor grinst breit. «Aber nur, weil ich sie gewinnen lasse!» Er lacht in sich hinein. «Aber sie hat mich früher auch bei ‹Mensch-ärgere-dich-nicht› gewinnen lassen!»
    So wichtig sich Medien für Pubertierende darstellen, so wichtig sind ihnen die gelebten Haltungen von Menschen, die ihnen wichtig sind. Und für die Medien- und Kommunikationskompetenz unterschiedlichster Generationen bedeutet das:
Was kann ich von meinen Pubertierenden im Hinblick auf den Umgang mit digitalen Medien lernen?
Aber auch: Was möchte ich als Vater und Großvater, als Mutter und Großmutter meinen Heranwachsenden an unmittelbaren, kommunikativen Kompetenzen vermitteln?
     
    Für Pubertierende gehören Internet, Google, Youtube, Facebook und Twitter zum Alltag. Dennoch ist ihnen der persönliche Kontakt wichtig. Und genau hier ist ein Ansatz für einen generationsübergreifenden Dialog.

KONSUMWÜNSCHE UND SELBSTBEDIENUNGSMENTALITÄT
    In Gesprächen mit Eltern und Pubertierenden fällt mir ein Widerspruch auf: Heranwachsende beklagen sich, selten etwas allein machen zu können oder zu dürfen (Mutter: «Nun lass mal, ich mach das schon!», oder Vater: «Ich hab’s dir ja gesagt!»). Und Eltern stöhnen, Kinder seien durch Werbung und Konsum verdorben, würden im Alltag nur dann mithelfen, wenn «etwas dabei herausspringt», ließen sich von vorne bis hinten verwöhnen. Tatsächlich handeln manche Kinder so, als wohnten sie im Hotel «Mama und Papa», könnten Rechte einfordern, ohne Pflichten zu übernehmen. Aber verwöhnte Heranwachsende, die nicht mithelfen, die ständig fordern, ja eine Art Dienstleistungsbeziehung im häuslichen Alltag pflegen, sind häufig dazu erzogen worden.
    Johannes, 12   Jahre, über den seine Mutter klagt, er rühre «keinen Finger im Haus», erzählt mir: «Früher, als ich so 4   Jahre

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