Pubertät – Loslassen und Haltgeben
gewinnst, hast du schnell das Gefühl, du kannst was. Und wo hast du das Gefühl sonst im Alltag?»
Heranwachsende haben andere Erwartungen als Erwachsene. Sie weisen den Computerspielen eine ganze Bedeutungsvielfalt zu: Sie klären Unbekanntes, arbeiten sich an Herausforderungen ab, lernen, Dinge aus ihrer Warte zu betrachten. Mittels des Spiels versuchen Heranwachsende, auf eine ihnen angemessene Weise Probleme zu bewältigen. Sie schaffen sich Rituale und Regeln, um Probleme zu lösen.
Die Faszination, die Computerspiele haben, lässt sich unter fünf Gesichtspunkten zusammenfassen:
Das Computerspiel ist ein gefühlsmäßiges Vergnügen. Es zieht in den Bann, verschafft eine positive Erlebnisdichte.
Computerspiele vermitteln Erfolgserlebnisse, positive Stressgefühle. Allerdings kann auch das Gegenteil passieren: ständige Frustrationserlebnisse, bezogen auf die Spiele, bringen manchen Spieler erst dazu, noch mehr Zeit vor dem Gerät zu verbringen, um die Spielabläufe zu beherrschen.
Erfolg und Kontrolle gehören beim Spiel eng zusammen. Nur derjenige, der die Regeln und Abläufe beherrscht und kontrolliert, wird gewinnen.
Es gibt Altersunterschiede bei der Spielintensität und -auswahl . Zwischen dem 10. und 15. Lebensjahr herrschen Action-und Abenteuerspiele vor. Vom 15. Lebensjahr an nimmt die Faszination dieser Spiele ab.
Es existieren Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Pubertierenden. Mädchen favorisieren lustige Spiele, bei Jungen herrschen Action und Abenteuer vor. Hier setzt sich im Übrigen fort, was beim Umgang mit anderen Medien schon zu beobachten ist.
Freilich: Es gibt keine einflusslosen Medien. Dies gilt auch für den Computer. Doch in welcher Weise sich dies genau auf Pubertierende auswirkt, hängt entscheidend davon ab, mit welchen intellektuellen, emotionalen und sozialen Vorerfahrungen Heranwachsende an das Computern herangehen.
Viele Eltern befürchten, ihre Pubertierenden würden vom Computer abhängig. «Mein Kind ist computersüchtig», sagte ein Vater neulich in einem Telefongespräch. «Er sitzt nur noch vor diesem Gerät, hat kein Interesse mehr an anderen Dingen.»
Die intensive Zuwendung zum Computer, die über Monate hin sich erstreckende zeitintensive Nutzung, ja die damit verbundene Selbstisolierung, kann durchaus auch ein Hilfeschrei des Pubertierenden sein, mit dem er sich Aufmerksamkeit verschaffen und auf unbewältigte Probleme in seiner Nahwelt hinweisen will. Wenn Pubertierenden keine anderen Freizeitaktivitäten offenstehen, insbesondere außerhäusliche Aktivitäten, wenn sie sich von Eltern, Geschwistern und Freunden isolieren, wenn sie entmutigt sind, über wenig Selbstwertgefühl und -vertrauen verfügen, wenn der Computer zum Fluchtort wird, sollte es Eltern nachdenklich stimmen. Dann gilt es, die Rahmenbedingungen der Nah- und Umwelt des Jugendlichen zu überprüfen. Die nachstehende Checkliste kann dabei behilflich sein. Eine übermäßige und zeitintensive Nutzung des Computers kann als Reaktion des Heranwachsenden gedeutet werden, um auf
schulische Probleme (Überlastung, Überforderung, Versagensängste etc.),
Probleme mit Freunden,
fehlendes Urvertrauen, nicht vorhandenes Selbstwertgefühl, Entmutigung,
starke Spannungszustände bei gleichzeitig fehlendem Stressabbau,
unbefriedigende Eltern-Kind-Beziehungen, Gleichgültigkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen sowie nicht vorhandene alternative Freizeitangebote hinzuweisen.
Tipps für gelassenes Handeln
Ich möchte abschließend ein paar Grundsätze formulieren, die Eltern beherzigen können, um dem Medienumgang der pubertierenden Kinder mit Gelassenheit zu begegnen:
Machen Sie sich bewusst, aus welchen Motiven Ihr heranwachsendes Kind mit den Medien umgeht. Unterscheiden Sie beim Computer die intensive anfängliche Faszinationsphase und die Art und Weise, wie ein Pubertierender in späteren Phasen damit umgeht. «Zu viel Fernsehen» oder «zu viel Computer» – das Maß ist schwer zu bestimmen. Entscheidend ist die Motivation, mit der Jugendliche an die Medien herangehen. Werden sie zur Flucht, zur Selbstisolation, benutzt, dann stellt schon eine sehr kurze Zeit ein Problem dar.
Heranwachsende brauchen Unmittelbarkeit, Anschaulichkeit, Bewegung und den Kontakt zu Gleichaltrigen. Deshalb muss sich der Mediengebrauch dem normalen Tagesablauf unterordnen und nicht umgekehrt. Bedenken Sie: Das Bedürfnis der Heranwachsenden nach Medien wird umso geringer, je intensiver sie
Weitere Kostenlose Bücher