Pubertät – Loslassen und Haltgeben
die damit verbunden sein können (z. B. das Chatten), aufzuklären. Heranwachsende brauchen das Interesse der Eltern an ihnen – sowohl als Person als auch an jenen innovativen Gegenständen, die sie nicht selten kompetenter nutzen als die Erwachsenen. Nur wenn diese Gesprächsbasis vorhanden ist, lassen sich Pubertierende auf Eltern und deren Meinungen ein.
Computer und Spiele
Auch wenn Fernsehen und das Handy manchen Erziehungsstress mit sich bringen, bedeutet der Computer für viele Eltern eine noch größere Herausforderung.
«Für mich», so Elsa Müller, Mutter von Martin, 11, und Lukas, 13 Jahre, «hat der Computer doch nur Nachteile. Meine beiden Söhne hängen nur noch an diesem Ding, vergessen alles um sich herum. Sie spielen doch nur noch damit. In der Schule sind sie leistungsmäßig wesentlich schlechter geworden. Die Hausaufgaben werden nur noch flüchtig gemacht, weil sie diese Spiele im Kopf haben. Neulich habe ich ihnen das Spiel mal für zwei Tage verboten. Aber das gab einen Riesenkrach. Dann sind siezu Freunden. Haben dort gespielt. Also, das lässt sich wohl nicht verhindern. Das ist irgendwie so eine Regel: Entweder du machst da mit, wenn nicht, bist du außen vor. Vogel friss oder stirb! Ich bin da machtlos, und die Kinder haben die Macht. Und das gibt ständig Kämpfe.»
Hier konkretisiert sich eine
ablehnend - abwehrende
Haltung gegen Computer, in der auch durchscheint, dass man die technologische Entwicklung nicht aufhalten kann. Diese Einstellung birgt viel Resignation in sich. Eltern haben das Gefühl, dem Computer und den neuen Medien ausgeliefert zu sein. In diesen Familien wird der Computer nicht selten zu einem Instrument, an dem sich Machtkämpfe zwischen Eltern und den pubertierenden Kindern entzünden – Machtkämpfe, die die Heranwachsenden meist gewinnen und die Ohnmachtsgefühle bei den Eltern zurücklassen.
Günter Behrens, Vater des 1 1-jährigen Jan und des 1 5-jährigen Matthias, umschreibt seine Position so: «Also, ich glaub, der Computer ist schon ein Segen. Er macht vieles leichter. Ich verstehe nicht viel davon, ich brauche dieses Ding auch nicht mehr. Aber für meine Jungens ist das wichtig. Ohne die Technik haben sie keine Chance im Arbeitsleben. Deshalb sollen sie das Ding bedienen können. Ich lasse sie auch. Irgendwie glaube ich, das reguliert sich doch. Bei uns war’s früher das Fernsehen, heute ist es eben der Computer. Du musst dich damit arrangieren. Dagegen anzukämpfen hat überhaupt keinen Sinn. Und irgendwie finden die Jungens schon ihre Grenzen.»
Der resignativ-abwehrenden Haltung entgegengesetzt ist diese eher
angepasst-pragmatische
Einstellung zum Computer. Diese Eltern sehen in der Technologie einen Fortschritt. Deshalb unterbleibt nicht selten eine differenzierte Abwägung von Vor- und Nachteilen. Eltern kontrollieren den Computerzugang ihrer Kinder kaum oder nur unregelmäßig. Zu dieser Haltung neigen oft Eltern, die generell nur wenig gemeinsame Zeit mit denPubertierenden verbringen. Die Konsequenz dieser Einstellung zeigt sich häufig in der Art, wie die Heranwachsenden den Computer gebrauchen. Im Vordergrund steht die Nutzung von Spielen, während die Anwendung kreativer Möglichkeiten des Computers hintansteht. Auffällig ist weiterhin, dass diese Gruppe von Heranwachsenden sehr viel Zeit mit dem Gerät verbringt.
Die Mutter von Julia, 12, und Maren, 14 Jahre, meint: «Ich denke, man kann diese technische Entwicklung nicht gänzlich verhindern. Warum sollte man das auch? Da gibt es sicherlich eine ganze Menge Vorteile. Aber wenn ich mir die Computer in der Arbeitswelt ansehe, dann haben die doch Nachteile. Wenn ich nur an das Wegrationalisieren von Arbeitsstellen denke. Aber auch bei meinen Kindern! Oder in der Familie! Meinen Mann sehe ich manchmal stundenlang nicht, weil der am Computer hängt. Gut, er verdient sein Geld damit. Aber irgendwie geht alles auf Kosten der Familie! Bei meinen Kindern setze ich deshalb klare zeitliche Grenzen, was den Umgang mit dem Computer anbetrifft. Das kostet manchmal Nerven, aber es lohnt sich. Aber ich lasse mir auch vieles von meinen Kindern erklären, rede mit ihnen. Über den Computer. Ich glaube, das tut uns allen gut!»
Diese
kritisch-abwägende
Haltung betrachtet Vor- und Nachteile des Computers unter dem Blickwinkel der intellektuellen, sozialen und gefühlsmäßigen Entwicklung von Heranwachsenden. Hinzu kommen die Auswirkungen des Computers auf das familiäre Zusammenleben. Dieser
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