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Pubertät – Loslassen und Haltgeben

Pubertät – Loslassen und Haltgeben

Titel: Pubertät – Loslassen und Haltgeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Rogge
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der Pubertät, dann ist Verständnislosigkeit auf beiden Seiten ebenso die Folge wie Schul-Unlust.
    Pubertierende enttarnen den Anspruch vieler Eltern, die einen guten Schulabschluss und glänzende Noten für eine unverzichtbare Voraussetzung einer späteren Karriere halten, für ein Ammenmärchen und für eine Lebenslüge. Verschiedene Jugendforscher haben festgestellt: Nur ein Viertel aller Pubertierenden hält ausgezeichnete Schulleistungen für wichtig, um im späteren Leben zu reüssieren. Ebenso viele sind der Ansicht, dass schulische Leistungen wichtig, aber nicht ausschlaggebend sind für die spätere Laufbahn. Knapp die Hälfte aller Jugendlichen meint sogar, dass die schulischen Leistungen ohne Bedeutung für den beruflichen Werdegang, für Verdienste und ideelle Anerkennung sind. Eltern sollten diese Einstellungen unbedingt berücksichtigen, wenn sie mit ihren heranwachsenden Kindern über das Thema Schule reden.
    Schülerinnen und Schüler, die in einem häuslichen Laisser-faire-Stil aufwachsen, deren Eltern sich um wenig kümmern, sichvom pubertierenden Kind und seinen Ansichten zurückziehen, lassen es allein. Diese Heranwachsenden entwickeln kein Selbstbewusstsein, erlernen keine Leistungsbereitschaft, weil sie ihre Fähigkeiten nicht einschätzen können. Ständige Versagensgefühle sind ebenso die Folge wie Verunsicherungen.
    Viele Heranwachsende fühlen sich von ihren Eltern überfordert, dies vor allem dann, wenn sie elterlichen Erwartungshaltungen nicht gerecht werden. Dies kann Stress auslösen und gefühlsmäßige Belastungen zur Folge haben, denn nicht eingelöste elterliche Anforderungen gehen meistens mit Liebesentzug einher. Pubertierende fühlen sich dann als eine Fläche, in die Eltern ihre eigenen Erwartungen oder unerfüllt gebliebenen Wünsche projizieren. Spüren Heranwachsende dies, sind Machtkämpfe die logische Folge. Ich beobachte mit Sorge, dass insbesondere Väter ausgezeichnete schulische Leistungen ihrer heranwachsenden Kinder höher einstufen als ein emotional stabiles Familienklima. Oder anders gesagt: Viele opfern eine gefühlsmäßig tragfähige Erziehungsbeziehung auf dem Altar besonderer schulischer Leistungen.
    Genügen Heranwachsende nicht den Ansprüchen, kann dies Minderwertigkeitsgefühle nach sich ziehen – dies vor allem dann, wenn Pubertierende die Schuld für das Scheitern bei sich suchen. Damit wird aber eine zentrale Fähigkeit, Aufgaben und Krisen durch ein positives Selbstwertgefühl produktiv zu bewältigen, nicht ausgebildet.
    Störungen des Familienlebens (z.   B. Unklarheiten in der elterlichen Partnerschaft) oder soziale Desorganisation (z.   B. Vernachlässigung der Kinder)
können
sich nachteilig auf Schulmotivationen auswirken. Wenn Heranwachsende nicht frei im Kopf sind, vielmehr in Gedanken dem Familienleben nachhängen, steht die Schule in der subjektiven Bedeutungshierarchie hintenan.
     
    Nun lassen sich freilich Rahmenbedingungen benennen, die Jugendlichen Lust auf die Schule machen und ihre Einstellungen positiv beeinflussen. Dazu zählt vor allem die Ermutigung (insbesondere bei wenig genügenden Leistungen) durch die Eltern. Spüren Pubertierende, dass die Zuwendung ihrer Eltern nicht von den Leistungen abhängt, sondern bedingungslos ist, dann zieht das eine Stärkung des Selbstbewusstseins und des Urvertrauens nach sich. Umgekehrt formuliert: Je stärker Heranwachsende angetrieben werden, je mehr sie Kontrolle und Druck spüren, umso weniger eigenständig arbeiten sie. Wenn Heranwachsende nur Leistungen in der Folge von Drill erbringen, sind sie auf Dauer nicht motiviert.
    Doch können Stichproben, z.   B. bei Hausaufgaben, und regelmäßige Gespräche den Jugendlichen zeigen: ‹Meine Eltern sind an meinen schulischen Aufgaben interessiert.› Nur selbsterbrachte Leistungen, nur Erfolgserlebnisse aufgrund eigener Bemühungen stärken das Vertrauen in die eigenen Kräfte und die Motivation.
    Hausaufgaben-Rituale
    So, wie es Gute-Nacht-Rituale geben muss, auf die Kinder vertrauen, sollten Sie auch für die Hausaufgaben ein Ritual einführen, das sich vor allem durch feste Zeiten und vertraute Räume auszeichnet. Wie in vielen anderen Situationen des Alltags hat auch bei den Hausaufgaben die Macht der Gewohnheit eine große Bedeutung.
    Wissenschaftliche Erkenntnisse über den Biorhythmus geben Hinweise auf den idealen Zeitpunkt: Die Leistungsfähigkeit des Kindes hat Höhepunkte am Vormittag sowie zwischen 16 und 19   Uhr. Das Tagestief

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