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Pubertät – Loslassen und Haltgeben

Pubertät – Loslassen und Haltgeben

Titel: Pubertät – Loslassen und Haltgeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Rogge
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Lernerfolg stellt das «gute» Zeugnis nicht den wichtigsten Aspekt bei der Hausaufgabenbetreuung dar. Entscheidend ist, dass das Kind gerne zur Betreuung geht und dadurch wieder Freude am Lernen gewinnt.
Letzteres bekommt das Kind aber nur, wenn es ausreichend Freizeit hat, Zeit für sich und seine Interessen. Stimmt die Balance zwischen fremdbestimmter und selbstbestimmter Zeit nicht, kommt es beim Kind zu einem inneren und äußeren Ungleichgewicht: Entweder nimmt die Schule zu viel Zeit in Anspruch, oder das Kind verliert sich in Freiheiten, die keine sind. Einerseits brauchen die Kinder ein optimal gestaltetes Lernumfeld, eine feste tägliche Hausaufgabenzeit, Eltern, die ihrer Erziehungsverantwortung gerecht werden; andererseits möchten die Kinder, die ja, weil sie die Schule besuchen und deshalb schon «groß» sind, beteiligt sein und mitbestimmen. Beider Interessen – die der Eltern und die der Kinder – sind nicht immer deckungsgleich. Die Folge sind Reibungen. Deshalb gilt bei den Hausaufgaben wie in anderen Erziehungsfeldern auch: Es geht nicht darum, Konflikte zu vermeiden, sondern sie so zu lösen, dass Achtung und Respekt für alle Beteiligten gewährleistet sind.

DER START INS BERUFSLEBEN
    Immer wieder liest man Horrormeldungen, wonach die Arbeitsmoral der Jugend abnimmt, die Einstellung zur Arbeit (z.   B. Geldverdienen) nur noch instrumentell und eine verstärkte Hinwendung zur Freizeit und zum Konsum zu beobachten ist. Diese Beobachtungen sind nicht nur falsch, sie verkennen und denunzieren den ehrlichen Willen der Heranwachsenden. Im Gegenteil, es stellt sich als äußerst bedeutsam dar, einen Beruf zu finden, ihn auszuüben. Denn der Beruf ist wichtig für die Ausbildung einer eigenen Identität. Die Unsicherheit bei der Berufsfindung und vor allem die Bedrohung durch Arbeitslosigkeit können zu einem der bedrückendsten Probleme für Heranwachsende werden.
    «Für mich», sagt Helga, 15   Jahre, «ist der Beruf wichtig, bei dem ich nicht sofort arbeitslos werde.»
    «Genau, der Verdienst ist mir nicht so wichtig. Für mich heißt es, eigenständig zu arbeiten, bald Verantwortung zu übernehmen», meint Beatrice, 16   Jahre.
    «Und es ist schon ein Frust, 30   Bewerbungen habe ich geschrieben», berichtet Rainer, «endlich habe ich eine Lehrstelle bekommen. Aber das war schon übel, diese Wartezeit!»
    «Ich fahre jeden Tag drei Stunden zur Arbeit, aber ich habe auch eine Lehrstelle bekommen, die ist mir wichtig», so Tanja, 17   Jahre.
     
    Jugendliche formulieren oft folgende Ansprüche an ihren Beruf:
Den Heranwachsenden ist es wichtig, eine gute Leistung zu zeigen, d.   h., sie wollen eigenständig, kreativ sein und Verantwortung übernehmen. Über die Arbeit, über Erfolgserlebnisse identifizieren sie sich. Deshalb sind Spaß und Interesse am Beruf äußerst wichtig.
Guter Verdienst ist zwar angenehm, aber bedeutsamer ist der Schutz vor Arbeitslosigkeit.
Unterstützung bei der Berufswahl erwarten die Heranwachsenden auch von ihren Eltern. Jugendliche brauchen nicht selten Anleitung, zum Beispiel beim Sammeln von Informationen über den Beruf; wenn sie die Voraussetzungen für den Beruf einschätzen müssen; wenn es darum geht, Fähigkeiten und Eignungen einzuschätzen.
     
    Doch trotz eingehender Vorbereitung entwickelt sich die erste Zeit am Arbeitsplatz äußerst spannungsreich, bis man einen eigenen Stil gefunden und entwickelt hat. Die Mutter der 1 5-jährigen Julia berichtet: «Meine Tochter jammert nur noch über ihren Beruf, dass sie die Arbeit nicht mehr mag. Sie hat so viel Stress, der Chef schimpft ständig, für ihre Kollegin ist sie eine Anfängerin. Am liebsten würde sie die Lehre aufgeben, obwohl sie sich den Beruf selbst ausgesucht hat.»
     
    Die ersten Monate im Beruf treffen Heranwachsende härter, als sie es erwartet haben. Sie müssen früh aufstehen, es wird Disziplin gefordert, der Arbeitsrhythmus muss erst erlernt werden. Und manch eine(r) erfährt Demütigungen und Missachtungen. Dann erwarten Pubertierende Ermutigung, Bestätigung darin, den angestrebten Beruf zu schaffen. Auszubildende haben Bedürfnisse nach Angenommensein, nach elterlicher Zuwendung und Anteilnahme.
    Die Berufsfindung weist geschlechtsgebundene Unterschiede auf. Da kann man bei Mädchen schon lebenszeitlich früh – wie Befragungen zeigen – ein Bemühen feststellen, Beruf und eine spätere Familiengründung miteinander zu vereinbaren. Die Frauenforscherin Carol Hageman-White spricht

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