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Puck

Puck

Titel: Puck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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seiner sozialistischen Betätigung verhaftet und in den berüchtigten SA-Kellern verprügelt hatte. Offenbar fand man aber sehr bald heraus, daß er politisch eine ziemlich harmlose Wurst war, und ließ ihn unter der Bedingung frei, daß er sich hinfort nicht mehr politisch betätige. Er zog daraufhin an den Bodensee, wo seine Frau eine Kunstgewerbe-Weberei aufmachte, während er begann, einen riesigen Schinken über Paracelsus zu schreiben.
    Frauchen erschien: »Karl! Na, das ist aber eine Überraschung!«
    Er klopfte sie auf den Rücken, hing ihr seinen Mantel um, setzte ihr seinen Hut auf und rieb sich dann die Hände: »Verflucht kalt habt ihr’s hier. Bei uns blüht schon alles. Wie heißt denn der kleine Strolch?«
    »Puck. Wir haben ihn von René Cambon übernommen. Den kennst du ja auch noch.«
    »René Cambon? Ah — Konfektion, jetzt entsinne ich mich.«
    »Er ist schon achtunddreißig nach Frankreich zurückgegangen. Hat nie geschrieben, er will mich wohl politisch nicht noch mehr belasten. Hoffentlich haben ihn die Nazis in Frankreich nicht eingeholt.«
    Karl kratzte sich die Bartstoppeln: »Wart mal — irgendwas habe ich von ihm gehört. Ja — er hat jemandem aus England geschrieben. Cleveres Luder. Etwas zu clever für meinen Geschmack. Hab’ ihn nie sehr gemocht.« Er streichelte Puck: »Jedenfalls bist du mir bedeutend sympathischer als er.«
    »Nun kommt erst mal ins Zimmer«, sagte Frauchen. »Was hältst du denn da dauernd in der Hand?«
    Wir setzten uns ans Radio, und Karl packte das längliche Paket aus. Es war eine große Hartwurst: »Ihr habt’s doch wahrscheinlich sehr schlecht mit der Futterei, gell?«
    »Das kann man wohl sagen«, erklärte ich. »Jedenfalls ist die Wurst eine deiner besten Ideen.«
    »Den Anschnitt kriegt der Puck«, sagte Karl. »Was treibst du denn? Immer noch in der Lügenfabrik?«
    »Gott sei Dank nicht in der Politik, sondern im Lokalen: Morde, Dachstuhlbrände und Kommunales. Dabei brauche ich nicht zu lügen. Und was ist mit dir? Immer noch Paracelsus?«
    Frauchen hatte eine Flasche Rotwein gebracht und eingegossen. Karl lehnte sich behaglich zurück: »Das Manuskript ist fast fertig. Ich habe es aber bei Freunden in Schlachtensee gelassen.«
    »Warum denn? Hätte mich doch interessiert!«
    »Na, wegen der Bomben«, erklärte er. »Ich bin überhaupt der Bomben wegen zu euch gekommen. Als Zeitgenosse muß man doch mindestens einen Angriff mitgemacht haben.«
    Ich lachte: »Da muß ich dich aber schwer enttäuschen. Viel Geknalle und wenig Bomben. Wir stehen bei Alarm überhaupt nicht mehr auf.«
    »Schade. Ich hatte mir viel mehr Sensation davon versprochen. Jetzt kann ich meinen Leuten da unten gar nichts erzählen.« Er zog ein gewaltiges Taschenmesser heraus, schnitt ein gehöriges Stück Wurst ab und sagte: »Hopp!« zu Puck. Der aber blieb überwältigt mit zitternden Hosen zu seinen Füßen sitzen, drehte sich einmal zu mir um: Ist das richtig? Das kann doch gar nicht wahr sein! So ein Riesenstück Wurst?
    Karl schob ihm das Stück in die Schnauze: »Donnerwetter, der kleine Kerl hat Charakter. Langsam — langsam, du kannst das doch nicht auf einmal ‘runterschlucken! So, hier hast du noch e Scheible. Aber schön langsam kaue und schlucke!«
    »Du schwäbelst ja schon sehr gekonnt«, meinte ich.
    Die tiefen Falten um seinen Mund wurden noch tiefer: »Was tut man nicht alles, um bloß dem Ungeheuer zu entkommen. Entwurzelt sind wir doch alle, Marionetten. Manchmal frage ich mich, ob wir noch richtige Menschen sind. Gibt es überhaupt noch jemanden, der sich traut, das zu 6ein, was er ist?«
    Ich schlug auf mein Knie, und sofort saß Puck auf meinem Schoß. »Doch«, sagte ich, »der hier zum Beispiel. Er setzt sein Leben fort, als sei nichts geschehen. Das hilft uns, verstehst du das?«
    »Der Deutschlandsender ist weg«, sagte Frauchen.
    Als Karl mich fragend anblickte, erklärte ich: »Das ist das Zeichen dafür, daß Bomberverbände ins Reichsgebiet eingeflogen sind. Es bedeutet aber keineswegs, daß sie nun hierherkommen. Normalerweise dauert es eine halbe Stunde oder noch länger, bis das ‘raus ist, und selbst dann, wenn sie herkommen — ich hab’s dir ja gesagt: viel Geknalle und irgendwo ein paar Bomben.«
    Karl rutschte unruhig hin und her. Im Angesicht der wirklichen Gefahr, so stellte ich amüsiert fest, geriet seine sensationslüsterne Schlachtenbummler-Attitüde ins Wackeln. Er stand auf: »Wißt ihr, ich möchte mich sicherheitshalber

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