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Puck

Puck

Titel: Puck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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den Einheimischen drin, die Angst hatten, daß man sie ihnen wegnimmt. Deshalb haben sie sie hier vergraben.«
    Einen Moment kämpfte der Major mit dem Lachen, platzte dann heraus, bückte sich und nahm Puck auf den Arm: »Und du hast sie ausgegraben, du unmöglicher Kerl!« Sein Blick ging über den aufgehäuften Sand: »Du hast ja geschuftet wie ein ganzer Zug Pioniere!« Er wandte sich mit beinahe feierlichem Ernst an uns: »Ich würde raten, das Zeug wieder einzubuddeln, bis alles ganz ruhig ist.«
    »Wos hat er g’sagt?« fragte Alois.
    »Wir sollen’s schleunigst wieder einbuddeln. Also Jungs — ab mit euch und viel Spaß!«
    Zwei Wochen später fuhr Major Taylor ab. Wir standen alle traurig um seinen Jeep herum, einschließlich der Alois. Im Moment, als der Jeep sich in Bewegung setzte, sagte Taylor in beinahe tadellosem Deutsch: »Übrigens — ich hätte eure Gewehre sowieso nicht genommen. Nur für Jagd — und ich töten prinzipiell keine Tier!«
    Ich sehe sein jungenhaftes Grinsen unter dem roten Haarschopf jetzt nochmals der Jeep knatternd entschwand. Alois schob sein Hütl in die Stim und kratzte sich den Kopf: »Jodalecktsmigleiamorsch! Der muß schö über uns g’lacht habn, da droben bei dem Loch.« Er schob den Hut wieder nach hinten: »Aber zünftig war er, der Major, des muaß ma eahm lass’n, richtig zünftig.«
    Immer mehr Freunde tauchten auf. Immer mehr Care-Pakete kamen, und an der neuen Währung in Form von Zigarettenstangen war kein Mangel.
    Wir lebten wie in einem Traum, an dessen Wahrheit wir nicht zu glauben wagten. Puck hatte in dieser Beziehung keinerlei Skrupel. Wir lernten von ihm, das Leben ohne Furcht zu nehmen, so, wie es kam. Er tobte über die saftigen Wiesen, wälzte sich in letzten Schnee-Inseln und beroch die ersten Blumen. Einmal hörte ich ihn unaufhörlich bellen. Ich folgte mit neuerwachten Kräften dem Laut und kam an eine Schonung. An ihrem Rand hatte er ein Kitz gestellt, das wackelig auf seinen viel zu langen Läufen stand und mir aus riesigen Augen entgegenblickte. Das feuchte Näschen, das wie lackiert aussah, hob sich witternd in meine Richtung. Puck leckte das Rehbaby gerade am Ohr, als ich dazukam. Ich griff nach ihm — er entwand sich meiner Hand. »Sofort hierher und aufhören!« schrie ich. Er blieb stehen, überlegte, kehrte dann zurück und beroch die >Beute<, mit der er offensichtlich nichts anzufangen wußte. Schließlich warf er sich vor dem Kitz auf die Erde und stieß kleine, werbende Laute aus. Das Kitz beroch ihn, dann mein Gesicht und setzte mit großen Sprüngen in die Lichtung. Einmal sah es noch zu uns zurück, dann war es verschwunden.
    Die Goldtaler des Löwenzahn in unserem Garten verwandelten sich in Pusteblumen, da kam Susi mit ihrer großen Überraschung heraus: sie wurde läufig — zur allgemeinen Rührung der Weiblichkeit. Die Rührung verschwand aber schnell und gründlich, als sich dieses Ereignis in der zugehörigen Männerwelt herumsprach. Einer der ersten, die auftauchten, war Ajax, und das Herz blieb mir fast stehen, als er und Puck zum erstenmal zusammentrafen. Sie stutzten, berochen sich dann und fingen an zu wedeln. Puck zeigte dem Untier alle Plätze, an denen es besonders gut roch, gefolgt von Lumpi, einer unaussprechlichen Dackelmischung. Um Mittag waren es schon vier Interessenten, die nachts ein Männerquartett bildeten und von der Professorin mit dem Stock in Schach gehalten wurden, wenn sie Susi hinausführte. Trotzdem mußte ich des öfteren zu Hilfe kommen, wobei mir Lumpi am meisten Ärger machte. Wenn Susi, die es an schamlosen Angeboten nicht fehlen ließ, wieder verstaut war, fiel das Quartett über alle Hausinsassen her, besonders über mich. An einem Bein hing Puck, am anderen Lumpi, der Collie Kassim, den sich der Colonel zugelegt hatte, umarmte mich von hinten, und Ajax richtete sich mit seinem Mordsgesicht von vorn an mir hoch, legte mir die Pfoten auf die Schultern und hechelte mir ins Gesicht. Ich führte wahre Ringkämpfe mit ihm auf, während ich ihm gut zuredete: »Ajax, altes Riesenmöbel, du bist doch an der völlig falschen Adresse! Und was willst du denn überhaupt von der Susi — so eine kleine Susi und so ein großer Ajax.«
    Er ließ sich absetzen und hörte mir, den dicken Kopf schief geneigt, aufmerksam zu. Ich benutzte die Gelegenheit, um Puck und Lumpi abzuschütteln und den Collie zu verscheuchen. Er ging einige Meter entfernt in Wartestellung.
    Vom Haus her wurde ich gerufen, und gleich

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