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Pulphead

Pulphead

Titel: Pulphead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Jeremiah Sullivan
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Gesetzen, waren Männer und Frauen und Kinder aus Maryland hierhergekommen. Ihr Führer war ein Mann namens Greenberry – Greenberry Wilson. Sie brachten ein Handvoll Sklaven mit, die Musikinstrumente dabei hatten, und ab und zu soll Greenberry befohlen haben, ein Lied anzustimmen. »Der alte Cato zwinkert und die Melodie von Old Zip Coon schwebt durch die Waldluft. Die wilden Tiere lauschen in einiger Entfernung, die finstre Indianermagd kommt näher und betrachtet die Freude ihrer weißen Schwester mit neidischen Blicken.« So bunt sind die Beschreibungen. Es ist nicht klar, inwiefern sie als zuverlässige Zeit
zeugnisse gelten können. Der Urenkel scheint ein Trinker gewesen zu sein. Ein paar Wochen später erzählte er in der gleichen Zeitung eine völlig andere Version derselben Geschichte. Eindeutig vermischt er Details aus den alten Tagebüchern mit seinen eigenen Träumereien. Irgendwann, glaube ich, gibt er es sogar einmal zu, aber an anderer Stelle versucht er, es zu verbergen. Der einzige Grund, weshalb wir überhaupt wissen, dass es Notizen aus dem 18. Jahrhundert gegeben haben muss und dass der Nachfahre das Ganze nicht einfach erfunden hat, besteht darin, dass er die Siedler sagen lässt, die Höhle sei voller Mumien gewesen. Ohne irgendwelche Aufzeichnungen hätte er im Jahr 1905 schlicht und ergreifend nicht über diese Information verfügen können.
     
    »Wir bereiten eine ordentliche Fackel, dann umkreisen wir den Teich rechtsherum auf einer Kante oder einer Platte aus Fels, dort betreten wir einen etwa drei Meter breiten Gang, den wir fünfzehn oder zwanzig Meter entlanglaufen, und dann öffnet sich der Gang . . . An den Wänden finden sich auf Vorsprüngen und Plattformen Skelette von riesiger Statur, die zu einem vergangenen Weltzeitalter gehören.«
     
    Die Grabstätten sind immer noch da, bedeckt von Ablagerungen, die durch den Karst gespült wurden, als die Bauern um 1800 begannen, das Hochland zu kultivieren. Ausgräber der Universität von Tennessee entdeckten sie, wie in den Aufzeichnungen beschrieben, auf den Felsvorsprüngen unter einer Schlammschicht. Als sie die Knochen sahen, die aus dem Dreck ragten, rührten die Archäologen sie nicht an. All ihr Schmuck und die anderen Gegenstände, die man ihnen für das Jenseits mitgegeben hatte, waren wahrscheinlich längst gestohlen worden – im kleinen Trupp der Siedler hatten sich auch ein paar eifrige Plünderer befunden. Als sie die Höhle an jenem Tag erkundet hatten, rissen sie den indianischen Mound
zwei Meilen talabwärts auf. Man »begann in der Mitte des Mounds« und »brachte etliche Reliquien in Sicherheit«.
    Zu jener Zeit war der Boden dieser verwinkelten Täler von Steinkistengräbern übersät. Nachlesen kann man das in den nahezu unbekannten Reiseberichten von George Featherstonhaugh. Featherstonhaugh war ein Geologe, der in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts die Gegend im Auftrag der Regierung zu Pferde durchquerte. Er beschreibt die vierzig Jahre zuvor geplünderten Hügelgräber als »praktisch von der Zeit ausradiert«. Meistens spricht er allerdings darüber, wie besessen die Bauern von den Hunderten von Kistengräbern auf ihren Feldern waren. Sie lieferten sich Wettbewerbe, wer die meisten öffnete und darin den besten Plunder fand. Kleine Särge aus Kalksteintafeln, keiner länger als sechzig Zentimeter. Die Indianer stellten ihre Leichen also zuerst aus und trockneten sie, um sie dann zu biegen und rituell zu beerdigen. Die Bauern waren sicher, dass sie zu einer Zwergenrasse gehörten. Jeder Tote hatte einen Topf, einen einzelnen irdenen Topf unter dem Kopf. Featherstonhaugh beschloss, selbst ein Kistengrab zu öffnen. Mit dem Messer hebelte er den Kalksteindeckel los. Drinnen fand er das Skelett eines kleinen Kindes, daneben lagen ein Schneckenhaus und die Rippe eines Rehs.
    Mounds zu öffnen war für die weißen Besatzer Amerikas in den ersten Jahrhunderten völlig normal. Das macht es uns nicht unbedingt leicht, uns eine Landschaft voller Mounds vorzustellen. Aber die Eingeborenenkulturen im Osten Amerikas hatten seit fünf Jahrtausenden Mounds gebaut, zunächst die Poverty-Point-Kultur in Louisiana, die manche für älter halten als die monumentale Architektur Lateinamerikas. Dann die Adena-Kultur, die Menschen der Woodland-Periode und die Mississippi-Kultur – allesamt Moundbuilder-Kulturen. Manche waren einfache Grabhügel: Auf den toten Körper einer wichtigen oder geliebten Person wurde Erde

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