Pulphead
gehäuft. Andere symbolisierten Tiere, etwa die schönen und auffällig großen Mounds
in Ohio und Kentucky, die wie Vögel oder Schlangen geformt sind. Schließlich gab es die riesigen flachen Tempelmounds der Mississippi-Kultur, deren Zweck ein Rätsel bleibt. Nur ein winziger Bruchteil wurde nicht von den weißen Plünderern verwüstet.
Das Erste, was die Pilgerväter taten, war, einen Grabhügel zu plündern. Myles Standish führte eine kleine Gruppe an Land. Sie folgten einem Sandpfad. Sie entdeckten einen Grabhügel. An einem Ende war ein Gefäß vergraben, und oben drauf befand sich ein Objekt, das aussah wie ein umgedrehter Mörser. Sie diskutierten und entschieden sich zu graben. Sie fanden einen Bogen und ein paar verrottete Pfeile. Sie schütteten das Grab wieder zu und zogen weiter, »weil wir es ihnen gegenüber widerwärtig fanden, ihre Gräber zu plündern«.
Herzlich wenige ihrer Nachfahren ließen sich von solchen Skrupeln aufhalten. Neben den klassischen Pionierplündereien, wie sie in den Aufzeichnungen festgehalten wurden, gab es im 19. Jahrhundert gewerbliche Grabräuber (die mit Hausbooten durch den Süden fuhren, Gefäße ausbuddelten und sie per Kleinanzeige verkauften), gefolgt von semi-professionellen Antiquitätenhändlern, die unzählige Mounds im Mittleren Westen aufrissen, was dann zu den riesigen, in ihren Ausmaßen an den Bau der Pyramiden erinnernden Grabungen führte, die man zu Zeiten des New Deal in den dreißiger und vierziger Jahren realisierte. Die schiere Masse an Material, die Letztere ans Tageslicht brachten, führte zu der ersten ernsthaften Klassifizierung der Kunst der Mississippi-Kultur und der Geburt der Idee des Southern Cult. Zwei Forscher, Antonio Waring und Preston Holder, bemerkten das gehäufte Vorkommen bestimmter Motive im Süden und behaupteten, es handele sich um Zeugnisse einer religiösen Bewegung, die unbekannte Gottheiten verehrt habe.
Als das Tor geöffnet war, schalteten wir unsere Helmlampen an. Die schlammigen Ablagerungen erschwerten den Zugang zur Höhle immer mehr. Wir konnten nicht einfach »einen Gang betreten« wie die Siedler 1790. Stattdessen quetschten wir uns auf dem Bauch hindurch. Der Schlamm war wie geschmolzene Schokolade und drang durch den Reißverschluss meines Billig-Overalls. Es wurde so eng, dass mir beim Robben auf dem Bauch die Höhlendecke den Rücken kratzte. Jan erzählte, dass sie schon ein paar Leute hatten ausgraben müssen.
Irgendwann waren wir durch und konnten gebückt stehen. Ich drehte meinen Kopf, um mit dem Lichtstrahl die Wand zu beleuchten: eine hellbraune Höhle. Jan hatte eine größere und kräftigere Batterielampe. Er leuchtete umher. »Feuerspuren«, sagte er und nickte zu einem Fleck an der Wand. In seinem Blickfeld sah man ein paar schwarze Punkte, wie ein Schwarm schwarzer Fliegen, den man mit einem Streich an den Stein geklatscht hatte. Man fand sie überall in der Höhle. Sie markierten die Stellen, erklärte Simek, wo die alten Höhlenkletterer ihre Schilffackeln »abgeascht« hatten. Wenn man das nicht tat, wurde es immer rauchiger.
Er hielt an und wartete auf mich. Sein Gesicht zeigte zur Wand. »Das erste Bild«, sagte er und zog den Lichtkegel enger. »Doppelte Spechte.« In den Kalkstein geätzte schwach-weiße Linien. Man erkannte die Vögel sofort. Einer über dem anderen. Eine auffällige Zahl von Höhlen, sagte Simek, habe Vögel als Eröffnungsbilder.
»Was bedeutet das?«, fragte ich.
»Das wissen wir nicht«, sagte er.
Ich begriff, dass dies seine Standardantwort auf die Frage Was bedeutet das? war. Er bot einem dann eine plausible und interessante Theorie an, aber erst sagte er: »Das wissen wir nicht«. Das war keine Verschrobenheit, sondern eine theoretische Grundhaltung.
Spechte könnten etwas mit Krieg zu tun haben, sagte er. In
anderen indianischen Mythen tragen sie die Seelen der Toten ins Jenseits.
Wir kamen voran. An den Wänden hingen kleine braune, in sich selbst gewickelte Zwergfledermäuse. Die Kondenswassertröpfchen auf ihren Flügeln funkelten im Licht unserer Lampen und ließen die kleinen Kreaturen aussehen, als seien sie mit Juwelen überkrustet. Als Jan sich hinkniete, um etwas unten an der Wand zu beäugen, landete eine auf seinem Rücken. Er bat mich, sie zu vertreiben. Ich nahm meinen Helm und wollte ihr nahelegen, abzuhauen – die Fledermaus löste sich und verschwand in der Dunkelheit.
Jan ging ein paar Meter und legte sich dann auf einer Erhöhung in
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