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Puls

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Titel: Puls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Einweiser - in schmutzige Lumpen gekleidet, von den Überlebenskämpfen der vergangenen elf Tage oft viel grausiger entstellt als der Lumpenmann - ihm ein Handy hin.
    Während Clay zusah, nahm der ihm nächste Mann das angebotene Handy entgegen, tippte eine dreistellige Nummer ein und hielt es dann gespannt ans Ohr. »Hallo?«, sagte er. »Hallo, Mama? Mama? Bist du d...« Dann verstummte er. Sein Blick wurde ausdruckslos, sein Gesicht schlaff. Die Hand mit dem Handy sank herab. Der Fügsammacher - das war das beste Wort, das Clay für ihn einfiel -, nahm ihm das Handy wieder ab, gab ihm einen Stoß, damit er weiterging, und machte dem nächsten Wartenden ein Zeichen, er solle vortreten.
    Links und rechts, rief der Lumpenmann wieder. Bitte zügig vorrücken.
    Der Kerl, der versucht hatte, seine Mutter anzurufen, kam aus dem Pavillonzelt gestapft. Dahinter sah Clay hunderte von anderen Gestalten durcheinander laufen. Manchmal kamen sie einander in die Quere, was zu kleinen Auseinandersetzungen führte, bei denen nur ganz leicht mit der flachen Hand geschlagen wurde. Gar kein Vergleich zu früher. Weil ...
    Weil das Signal geändert worden ist.
    Links und rechts, meine Damen und Herren, bitte zügig weiter, wir müssen vor Einbruch der Dunkelheit noch viele von Ihnen abfertigen.
    Dann sah er Johnny. Er trug Jeans, seine Little-League-Mütze und sein liebstes Red-Sox-Trikot mit Tim Wakefields Namen und Rückennummer. Er hatte gerade das Ende der übernächsten Reihe erreicht.
    Clay wollte zu ihm hinüberrennen, aber zunächst war sein Weg blockiert. »Platz da!«, brüllte er, aber der Mann, der ihm den Weg versperrte - und nervös von einem Bein aufs andere trat, als müsste er auf die Toilette -, konnte ihn natürlich nicht hören. Das Ganze war ein Traum, und außerdem war Clay ein Normie - er besaß keine telepathischen Fähigkeiten.
    Er flitzte zwischen dem unruhigen Mann und der hinter ihm Wartenden hindurch. Clay zwängte sich auch durch die nächste Reihe und war so darauf fixiert, Johnny zu erreichen, dass er nicht wusste, ob die Leute, die er beiseite stieß, irgendwie Substanz besaßen oder nicht. Er erreichte Johnny in dem Augenblick, in dem eine Frau - mit wachsendem Entsetzen erkannte er Mr. Scottonis Schwiegertochter, die weiterhin schwanger war, aber jetzt nur noch ein Auge hatte - dem Jungen ein Motorola-Handy gab.
    Wähl einfach die Nortufnummer, sagte sie, ohne den Mund zu bewegen. Alle Gespräche laufen über diese Nummer.
    »Nein, Johnny, nicht!«, rief Clay und griff nach dem Handy, als Johnny-Gee gerade die Notrufnummer einzutippen begann, die er schon als kleiner Junge für den Fall gelernt hatte, dass er jemals Hilfe brauchen würde. »Tu das nicht!«
    Johnny wandte sich etwas nach links, als wollte er seinen Anruf vor dem dumpf starrenden einen Auge der schwangeren Fügsam-macherin verbergen, und Clay griff daneben. Aber wahrscheinlich hätte er Johnny ohnehin nicht daran hindern können, die Nummer einzugeben. Schließlich war das Ganze nur ein Traum.
    Johnny war bereits fertig (drei Tasten waren schnell gedrückt), betätigte die grüne Sendetaste und hielt sich das Handy dann ans Ohr. »Hallo? Dad? Dad, bist du da? Kannst du mich hören? Kannst du mich hören, dann komm bitte und hol m...« Weil Johnny sich etwas abgewandt hatte, konnte Clay nur ein Auge von ihm sehen, aber eines genügte, wenn man beobachtete, wie die Lichter ausgingen. Johnnys Schultern sackten herab. Das Handy sank von seinem Ohr weg. Mr. Scottonis Schwiegertochter schnappte es sich mit einer schmutzigen Hand, dann versetzte sie Johnny-Gee einen groben Stoß ins Genick, um ihn in Richtung Kashwak in Marsch zu setzen - mit allen anderen, die hergekommen waren, um hier in Sicherheit zu sein. Sie machte dem nächsten Wartenden ein Zeichen, vorzutreten und sein Gespräch zu führen.
    Links und rechts, zwei Reihen bilden, donnerte der Lumpenmann mitten in Clays Kopf, und er wachte, den Namen seines Sohns kreischend, im Häuschen des Hausmeisters auf, während Spätnachmittagslicht durch die Fenster hereinströmte.

3
    Gegen Mitternacht erreichte Clay die Kleinstadt North Shapleigh. Unterdessen hatte ein unangenehmer kalter Regen, fast schon ein Schneeregen - den Sharon als »Calippo-Graupel« bezeichnet hätte - eingesetzt. Er hörte näher kommendes Motorengeräusch und trat vom Highway (weiterhin die gute alte Route 11; hier gab es keinen Traumhighway) auf den Parkplatz vor einem 7-Eleven. Als die Scheinwerfer auftauchten

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