Puls
gehört zu haben (beim Einchecken von Mr. Ricardi persönlich), das Hotel habe kein Restaurant, aber das Metropolitan Cafe sei gleich nebenan. Konferenzräume, dachte er. Ziemlich sicher Konferenzräume mit Indianernamen.
»Was?«, fragte Mr. Ricardi wieder. Das klang noch griesgrämiger.
»Haben Sie versucht, jemanden anzurufen, seit das alles angefangen hat?«
»Aber natürlich!«, sagte Mr. Ricardi. Er kam an die Tür zwischen dem Büro und dem Bereich hinter der Theke mit seinen Brieffächern, Überwachungsbildschirmen und nebeneinander aufgestellten Computern. Von dort aus betrachtete er Clay ungehalten. »Der Feueralarm ist losgegangen - den habe ich als Erstes ausgeschaltet. Doris hat gemeldet, dass im zweiten Stock ein Papierkorb in Brand geraten ist, und ich habe die Feuerwehr angerufen, um zu sagen, dass sie nicht zu kommen braucht. Die Nummer war aber besetzt. Besetzt, können Sie sich das vorstellen?«
»Das hat Sie bestimmt sehr aufgeregt«, sagte McCourt.
Mr. Ricardi wirkte zum ersten Mal beschwichtigt »Ich habe die Polizei angerufen, als es mit den Dingen draußen angefangen hat ... Sie wissen schon ... bergab zu gehen.«
»Ja«, sagte Clay. Bergab gehen ... klar, so konnte man's auch ausdrücken. »Haben Sie jemanden erreicht?«
»Ein Mann hat mich aufgefordert, die Leitung frei zu machen, und dann hat er einfach aufgelegt«, sagte Mr. Ricardi. In seine Stimme schlich sich wieder Empörung ein. »Als ich dann wieder angerufen habe - das war, nachdem der Verrückte aus dem Aufzug gekommen ist und Franklin umgebracht hat -, war eine Frau am Apparat. Die hat gesagt .« Mr. Ricardis Stimme hatte zu zittern begonnen, und Clay sah die ersten Tränen durch die scharfen Falten hinunterlaufen, die sich auf beiden Nasenseiten hinabzogen. ». gesagt .«
»Was?«, fragte McCourt im selben milde mitfühlenden Ton. »Was hat sie gesagt, Mr. Ricardi?«
»Sie hat gesagt, wenn Franklin tot ist und sein Mörder geflüchtet ist, dann hätte ich kein Problem. Sie war's, die mir geraten hat, mich einzusperren. Und sie hat mich aufgefordert, alle Aufzüge herunterzuholen und abzustellen, was ich dann auch getan habe.«
Clay und McCourt wechselten einen Blick, in dem ein wortloser Gedanke lag: Gute Idee. Clay stand plötzlich ein deutliches Bild von Insekten vor Augen, die zwischen einem geschlossenen Fenster und einem Fliegengitter gefangen waren: wütend summend, aber nicht imstande, dort herauszukommen. Dieses Bild hatte etwas mit dem Poltern zu tun, das sie über sich gehört hatten. Er überlegte flüchtig, wie lange es wohl dauern würde, bis der oder die Polterer dort oben die Treppe fanden.
»Dann hat sie einfach aufgelegt. Und danach habe ich nur noch meine Frau in Milton angerufen.«
»Sie haben sie erreicht«, sagte Clay, der in diesem Punkt Klarheit wollte.
»Sie war sehr verängstigt. Sie hat mich gebeten, nach Hause zu kommen. Ich habe ihr erklärt, dass ich aufgefordert worden bin, drinnen zu bleiben und die Türen abzusperren. Von der Polizei. Ich habe ihr geraten, es auch so zu machen. Also, alle Türen verrammeln, sich nicht blicken lassen. Sie hat mich angefleht, nach Hause zu kommen. Sie hat gesagt, dass auf der Straße Schüsse gefallen sind und es eine Straße weiter eine Explosion gegeben hat. Sie hat gesagt, einen nackten Mann durch den Garten der Benzycks rennen gesehen zu haben. Die Benzycks sind unsere Nachbarn.«
»Ja«, sagte McCourt sanft. Sogar beschwichtigend. Clay sagte nichts. Er schämte sich, weil er so zornig auf Mr. Ricardi gewesen war - McCourt war nämlich auch zornig gewesen.
»Sie hat gesagt, sie glaubt, gesehen zu haben - glaubt, sie hat nur glaubt gesagt -, dass der nackte Mann eine ... äh ... nackte Kinderleiche getragen hat. Aber möglicherweise sei das auch nur eine Puppe gewesen. Sie hat mich immer wieder gebeten, das Hotel zu verlassen und heimzukommen.«
Clay wusste jetzt, was er wissen musste. Telefonieren im Festnetz war sicher. Mr. Ricardi stand unter Schock, aber er war nicht verrückt. Clay legte eine Hand aufs Telefon. Mr. Ricardi bedeckte Clays Hand mit seiner, bevor Clay den Hörer abnehmen konnte. Mr. Ricardis Finger waren lang und blass und sehr kalt. Mr. Ricar-di war noch nicht fertig. Mr. Ricardi war jetzt erst richtig in Fahrt.
»Sie hat mich einen Dreckskerl genannt und aufgelegt. Ich weiß, dass sie zornig auf mich war, und ich verstehe natürlich, warum. Aber die Polizei hat mich angewiesen, alles abzusperren und zu bleiben, wo ich bin. Die
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