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Puls

Puls

Titel: Puls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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das Hotel praktisch für uns.«
    Wie um ihn zu widerlegen, kam von oben weiteres Poltern, weiteres Klirren von zersplitterndem Glas und ein schwach vernehmbares wildes Knurren. Sie sahen alle auf.
    »Hören Sie, Clay«, sagte McCourt, »wenn der Kerl dort oben die Treppe findet . Ich weiß nicht, ob diese Leute denken können, aber .«
    »Nach allem, was wir auf der Straße gesehen haben«, sagte Clay, »ist es vielleicht falsch, sie auch nur als ›Leute‹ zu bezeichnen. Ich habe den Eindruck, dass der Kerl dort oben mehr einem Käfer gleicht, der zwischen Fensterscheibe und Fliegengitter eingesperrt ist. Ein gefangener Käfer kommt vielleicht raus - wenn er ein Loch findet -, und der Kerl dort oben könnte die Treppe finden, aber wenn, dann meiner Meinung nach nur durch Zufall.«
    »Und wenn er runterkommt und die Tür zur Eingangshalle blockiert findet, benutzt er den Notausgang zur Seitengasse hinter dem Hotel«, sagte Mr. Ricardi ungewohnt eifrig. »Dann hören wir den Alarm - er geht los, wenn jemand den Bügelgriff herabdrückt -und wissen, dass er fort ist. Ein Verrückter weniger, der uns Sorgen bereitet.«
    Irgendwo südlich von ihnen flog etwas Großes in die Luft, und sie krümmten sich alle zusammen. Clay glaubte jetzt zu wissen, wie es gewesen sein musste, in den 1980er-Jahren in Beirut zu leben.
    »Ich versuche hier nur, vernünftig zu argumentieren«, sagte er geduldig.
    »Von wegen«, sagte McCourt. »Sie gehen ohnehin, weil Sie sich nämlich Sorgen um Ihre Frau und Ihren Sohn machen. Sie versuchen, uns zum Mitkommen zu überreden, weil Sie Gesellschaft wollen.«
    Clay atmete hörbar frustriert aus. »Klar will ich Gesellschaft, aber das ist nicht der Grund, weshalb ich versuche, euch zum Mitkommen zu bewegen. Der Rauchgeruch wird stärker, aber wann habt ihr die letzte Sirene gehört?«
    Niemand antwortete.
    »Ich auch nicht«, sagte Clay. »Ich glaube nicht, dass die Verhältnisse in Boston sich bessern werden, nicht in nächster Zeit. Sie werden sich verschlimmern. Falls es die Handys waren . .. «
    »Sie wollte eine Nachricht für Dad hinterlassen«, sagte Alice. Sie sprach hastig, so als wollte sie sicherstellen, dass sie alle Wörter herausbrachte, bevor die Erinnerung sich verflüchtigte. »Sie wollte ihn nur daran erinnern, dass er die Sachen aus der Reinigung holt, weil sie ihr gelbes Wollkleid für ihre Ausschusssitzung gebraucht hat und ich mein Ersatztrikot fürs Auswärtsspiel am Samstag. Das war in dem Taxi. Und dann hatten wir einen Unfall! Sie hat den Mann gewürgt, und sie hat den Mann gebissen, und sein Turban ist runtergefallen, und die eine Gesichthälfte war blutig, und wir hatten einen Unfall!«
    Alice betrachtete die drei Gesichter, die sie anstarrten, dann schlug sie die Hände vor ihres und begann zu schluchzen. McCourt stand auf, um sie zu trösten, aber Mr. Ricardi überraschte Clay, indem er hinter seinem Schreibtisch hervorkam und dem Mädchen einen spindeldürren Arm um die Schultern legte, bevor McCourt sie erreichte. »Ruhig, ganz ruhig«, sagte er. »Ich bin mir sicher, dass das alles nur ein Missverständnis war, junge Dame.«
    Sie sah mit weit aufgerissenen Augen und wildem Blick zu ihm auf. »Missverständnis?« Sie deutete auf den Latz aus angetrocknetem Blut auf der Vorderseite ihres Kleides. »Sieht das nach einem Missverständnis aus? Ich habe mein Karate aus dem Selbstverteidigungskurs in der Unterstufe angewendet. Ich habe meine eigene Mutter mit Karate abgewehrt! Ich habe ihr das Nasenbein gebrochen, glaub ich ... das weiß ich ...« Alice schüttelte so heftig den Kopf, dass ihr Haar flog. »Aber wenn ich's nicht geschafft hätte, hinter mich zu greifen und die Autotür zu öffnen ...«
    »Sie hätte dich umgebracht«, sagte Clay ausdruckslos.
    »Sie hätte mich umgebracht«, bestätigte Alice flüsternd. »Sie hat nicht gewusst, wer ich bin. Meine eigene Mutter.« Sie sah von Clay zu McCourt hinüber. »Es waren die Handys«, sagte sie mit demselben Flüstern. »Genau, es waren die Handys.«

14
    »Wie viele von den verdammten Dingern dürfte es in Boston geben?«, sagte Clay. »Wie hoch ist die Handydichte?«
    »Wegen der vielen Studenten dürfte sie sogar ziemlich hoch sein, würde ich sagen«, meinte Mr. Ricardi. Er hatte seinen Platz hinter dem Schreibtisch wieder eingenommen und wirkte jetzt etwas lebhafter. Das mochte daher kommen, dass er das Mädchen getröstet hatte, möglicherweise lag es aber auch daran, dass er eine geschäftlich orientierte

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