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Pulverturm

Pulverturm

Titel: Pulverturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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Gommert fröhlich, der seine Fassung wiedergefunden hatte. Schreck und Schock hatten hochdosiert Adrenalin in seinen Körper gepumpt. Und jetzt war er nicht mehr zu halten.
    »Halt die Klappe, Gommi!«, sagte Lydia trocken. Es machte ihm aber entgegen seinen sonstigen Empfindlichkeiten überhaupt nichts aus.
    Sie bogen nach rechts in die Reutiner Straße ein, folgten bis in die Köchlinstraße. Schielin war wirklich gespannt, ob der Jaguar in der Rechtskurve vielleicht doch nach links, in den Motzacher Weg einbiegen würde. Er tat das nicht und fuhr weiter in Richtung Steigstraße. Links stand Lindaus schönstes Bauernhaus, wie Schielin fand. Kurz danach passierten sie das Alte Reutiner Rathaus. Schielin dachte an die Auftritte des Liederhortes und der Reutiner Blasmusik.
    »Was will der bloß hier. Gibt’s hier vielleicht ’nen Puff?«, fragte Lydia.
    »Jo, woher soll i denn des wisse«, pfurrte Gommert von hinten, denn die Frage hatte Lydia eindeutig an ihn gerichtet.
    Schielin grinste hämisch und bog am Rickenbacher Weg nach rechts ab, während der Mitsubishi der Fahndung dem Jaguar nach links folgte. In der von Romantik freien Umgebung der Robert-Bosch-Straße traf man sich wieder. Gommert sah nach links und rechts aus dem Fenster. »So, wäret mer do nun auch emole wieder gwäse.«
    Lydia bezweifelte den Erfolg ihrer Aktion. »Das geht nicht mehr lange gut. Der muss doch gemerkt haben, dass wir an ihm dranhängen. Mit dem Anhänger hinten dran. Wenn das nicht auffällt, was dann?«

    Nach einem weiteren Haken landete der Jaguar wieder in der Bregenzer Straße und fuhr Richtung Österreich. Das Ziel schien klar, und er saß in der Falle. Am ehemaligen Grenzübergang Ziegelhaus wartete die Fahndung, und vor der Autobahnausfahrt lauerte bereits eine Streife.
    Dann tat Josef Pawlicek allen einen Gefallen, indem er den Blinker rechts setzte und in die Tankstelle einfuhr. Schielin folgte, stellte sein Gefährt abseits der Tanksäulen ab und stieg zusammen mit Lydia aus. Sie wiesen Gommert in klaren Worten an, sich zurückzuhalten. Am liebsten wäre es ihnen gewesen, wenn er im Auto sitzen geblieben wäre.
    Es war beachtlich, festzustellen, wie viele Liter Benzin in den Tanks eines Jaguars verschwinden konnten. Als das erste schwarze Loch gefüllt war, ging Josef Pawlicek auf die andere Seite seines Wagens, öffnete den zweiten chromblinkenden Tankdeckel, der oben auf dem hinteren Kotflügel angebracht war, und ließ noch einmal fünfundsiebzig Liter Super-Super einlaufen. Schielin und Lydia waren fair und warteten, bis er gezahlt hatte. Die Kollegen von der Fahndung waren inzwischen mit dabei.
    Josef Pawlicek lächelte Schielin freundlich an und nickte, als der ihm entgegentrat und ernst fragte. »Herr Pawlicek?«
    Von Schielins Wagen her war plötzlich das Schreien von Ronsard zu hören.
    Gommert hatte sich außerhalb des Sichtfelds seiner Kollegen hinter dem Eselkarren postiert. Er telefonierte gerade mit seiner Frau. »Nein, Mausiii … nein, wirklich, tut mir leid, ich konnte nicht eher anrufen. Ich musste noch jemanden festnehmen: den Mörder, vom Pulverturm … du weißt schon.«

    Josef Pawlicek verhielt sich ruhig und besonnen. Etwas irritiert war er jedoch, als er feststellte, dass die beiden Polizisten, die ihn festgenommen hatten, in jenes Auto einstiegen, aus dessen Anhänger ein Esel schrie. Dieses Deutschland war schon irgendwie anders. Er wusste von Polizeihunden und von Pferden. Aber im Deutschen gab es wohl auch Esel bei der Polizei.

    Schielin verständigte Kimmel, danach die Staatsanwaltschaft, dann erledigten er und Lydia den Schriftkram. Gommert räumte auf, was aufzuräumen war, und draußen vor der Dienststelle dröhnte Ronsard durch die Nacht.
    Josef Pawlicek verbrachte diese in der Zelle der Polizeiinspektion Lindau. Er spürte weder Furcht, noch beängstigte ihn die Situation. Er war diese Umstände gewohnt. Den Geruch sterilisierter Kunststoffmatratzen, den Muff alter Wolldecken, die Kälte glatter Böden und gefliester Wände.
    Als er sich endlich auf das gemauerte Bett setzte und in Gedanken versank, fühlte er eher Ruhe und Erleichterung. Er blieb, was ihn anlangte, gelassen und schlief viel besser, als die Nächte zuvor im viel teureren Hotelbett.
    Sorgen aber, Sorgen machte er sich schon.

    Schielin kam spät in der Nacht nach Hause. Es hatte lange gedauert, bis ein Abschleppunternehmer gefunden war, der den Jaguar auf den Polizeihof verfrachtete. Dort sollte er am nächsten Tag auf

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