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Puna - Toedliche Spurensuche

Puna - Toedliche Spurensuche

Titel: Puna - Toedliche Spurensuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Scholze
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wickeln das sehr professionell ab. Komm mit«, sagte er und schwang sich seinen Rucksack auf den Rücken. Eine weitere Tasche hielt er in der rechten Hand. Anja folgte ihm. Sie gingen zu einer Frau mit Klemmbrett. Gemeinsam nahmen sie das Protokoll auf. Da die Frau laminierte Vorlagen mit Abbildungen dabei hatte, auf die Anja nur zu tippen brauchte, war der Vorgang schnell abgeschlossen. Zwei Tage würde es maximal dauern, sagte man ihr.
    »Damit hat sich es wohl erledigt, dass du schnell weiterreisen kannst. Wenigstens brauchst du Deine Klamotten nicht ins Hotel zu schleppen. Du bekommst sie frei Haus geliefert .« .
    »Aber ich habe nichts mehr. Selbst mein Handgepäck ist weg .«
    »Keine Sorge, wenn du es zurückbekommst, hast du zwar mehr als jetzt aber wahrscheinlich ist es trotzdem nicht mehr vollständig. Sieh es positiv. Ohne Gepäck kannst du Dich besser an die Höhe anpassen. Wie fühlst du Dich ?«
    »Ich habe etwas Kopfschmerzen«, antwortete Anja.
    »Das ist wahrscheinlich die Höhe. Das gibt sich wieder«.
    »...«
    »Als du vorhin das Formular mit der Frau vom Flughafen ausgefüllt hast, hattest du Dein Hotel genannt. Dort gibt es ganz oben ein Restaurant mit Blick über die Stadt. Wie wäre es mit einem Essen dort - anstelle der Polleria ?«
    »Woher kennst du das ?«
    »Weil ich bisher immer dieses Hotel gebucht habe und damit zufrieden war«.
    »Okay ...«
    »Und noch eines: Nimm meinen Rat mit dem Mate de Coca ernst. Er macht es Dir leichter. Wenn du eincheckst, bekommst du schon einen Gutschein. Den solltest du nicht ablehnen .«
    Beide verließen das Flughafengebäude und hielten ein Taxi an, das sie nach La Paz bringen sollte. Der Flughafen El Alto liegt auf der Hochebene, 12 km nördlich und 500 m über La Paz. Ihr Taxifahrer, ein Fast-noch-Jugendlicher, steuerte den Wagen durch das Durcheinander auf der Straße. Autos, Busse, Sammeltaxen und LKWs. Er hupte. Die anderen hupten. Hupen und losfahren. So schien es hier zu funktionieren.
    Überall waren Aymara-Frauen in der typischen Kleidung zu sehen. Wollene Pullover, mehrere Schichten Röcke, darüber eine Schürze. Den Kopf zierte ein schwarzer Bombin, ein Bowlerhut oder ein ausgebleichter Schlapphut. Sie schoben metallene Handwagen, bepackt mit Empanadas, Teigtaschen, vor sich her durch das Gewühl der Straßen und versuchten, sie feilzubieten. Auf den Fußwegen saßen sie mit diversen Säcken, deren obere Ränder aufgerollt waren und so den Blick auf verschiedene Arten von Kartoffeln und getrocknetem Gemüse freigaben. Wieder andere warteten mit bunten prall gefüllten Rückentüchern aus Baumwolle auf das Sammeltaxi.
    Je mehr sie sich von den Rändern der Hochebene entfernten und abwärts fuhren, desto besser wurde der Blick auf die stark besiedelten Steilhänge frei. Die Fahrt ging sehr zügig durch teilweise tiefe Einschnitte abwärts. Rechts und links der Straße standen große, bunte Werbeplakate für Konsumgüter aller Art von der Zahnpasta bis zum Waschmittel. Allmählich wurde der Blick auf La Paz frei. Vorbei an Überlandbussen, Kleinbussen und LKWs. Mal links überholt, mal rechts oder auf dem mittleren Fahrstreifen zwischen ihnen hindurch. Baumgruppen. Ginster. Mehrstöckige Häuser in Würfelbauweise. Hochhäuser. Eine alte Kirche aus hellen Steinquadern im spanischen Stil errichtet. Straßenschluchten. Ohne viele Worte zu verlieren, brachte sie ihr Fahrer bis zum Hotel, parkte in zweiter Reihe. Ein kurzer Fingerzeig: »Es todo«. Er sprang aus dem Auto, öffnete den Kofferraum und schleppte Nathan’s Gepäck bis vor die Rezeption. Bezahlen. Ein kurzes ‚Adios‘ und sie waren sich selbst überlassen. 12 Kilometer und 500 Höhenmeter in weniger als 15 Minuten. »Buenos dias«, sagte eine freundliche Frauenstimme hinter ihnen am Empfang.

    Anja trat vor das Hotel. Nachdem sie die Formalitäten beim Einchecken erledigt hatte, verabschiedete sie sich von Nathan und bezog ihr Zimmer. Sie legte sich auf das Bett und schlief ein. Zwei Stunden später fühlte sie sich schon viel besser. Sie ging die Avenida Illiampu entlang, bog in die Avenida Santa Cruz und an der nächsten Querstraße nach rechts ein. Schließlich entschied sie sich an der folgenden Kreuzung, nach links zu gehen. Der Weg führte sie seit dem Hotel die meiste Zeit abwärts. Sie musste immer wieder stehen bleiben und Luft holen. Sie überlegte sich, dass sie nachher, wenn es auf dem Rückweg bergan geht, wohl noch stärkere Probleme haben würde. Sie schlenderte

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