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Puna - Toedliche Spurensuche

Puna - Toedliche Spurensuche

Titel: Puna - Toedliche Spurensuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Scholze
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weiter durch die Straßen und landete schließlich an der Plaza San Francisco. Im Hintergrund befand sich die barocke Iglesia de San Francisco. Anja war von den großen, mit Metallbolzen beschlagenen Holztüren beeindruckt. Sie wirkten abweisend. Und doch standen sie offen. Sie schaute kurz hinein. Ein Gotttestdienst fand statt. Sie zog sich leise wieder zurück. Zu ihrem Erstaunen liefen auch Straßenhunde in der Kirche herum. Weiter hinten saßen einige Männer, die die Zeitung lasen und Frauen, die Zeitungsannoncen umkringelten. Vor der Kirche gab es verschiedene Verkaufsstände. Anja beschloss, sich eine freie Stelle auf den Treppen zu suchen, um den Menschen zuzusehen. Sie hatte sich angewöhnt, in jedem neuen Land, das sie bereiste, sich die Menschen anzusehen. Wie verhalten Sie sich? Wie holt man ein Taxi? Wie verhält man sich, um auf freier Strecke in einen Bus einzusteigen?
    Es dauerte nicht lange und ein älterer Mann in schwarzer Lederjacke stand vor ihr. Seine Haut war dunkelbraun gegerbt. Eine graue Hose hatte sicherlich ihre besten Zeiten schon hinter sich. Ein weißes Hemd, darüber trug er einen grauen, löchrigen Pullunder. »Señor a«, sagte er und hob gewichtig den Zeigefinger. »Señor a, you want Trilobites?«
    » Que ? «, fragte sie.
    »You want Trilobites ?« . Der Mann fuhr mit der rechten Hand in seine Hosentasche, holte ein Stück buntgestreiften Stoff heraus und setzte sich neben sie auf die Treppe. Er breitete den Stoff auf den Steinen aus. Mehrere Knäuel aus Zeitungspapier kamen darauf zum Vorschein. Eines nach dem anderen öffnete er und zeigte ihr Geoden, in deren Innern Abdrücke von Trilobiten zu sehen waren. Anja kannte diese kleinen Meeresbewohner noch aus dem Studium. Paläozoikum, Gliederfüßer, Dreiteilung des Körpers, erinnerte sie sich. Den Kopf mit der Glabella, die Pleuren, die ungefähr im rechten Winkel von der Längsachse rippenartig nach außen verliefen und das Pygidium. Sie betrachtete sie aufmerksam. Sie erkannte winzige porenartige Öffnungen an der Oberfläche der Abdrücke. Auch sahen die Pleuren teilweise wie geschnitzt aus.
    »Autentico«, sagte der Mann, der ihre Zweifel zu erkennen schien.
    » Realmente ? «, fragte Anja.
    »Si«.
    Anja griff zu den anderen Trilobiten. Schließlich sagte sie zu dem Mann gewandt: »No interess«
    »Pero... Señor a, que son autentico«
    »No interess, Señor «. Anja drehte sich zur Seite und sah aus den Augenwinkeln, wie der Mann die Trilobiten wieder in Zeitungspapier einwickelte. Schließlich rollte er sie wieder in das Stück Stoff ein und steckte es in seine Hosentasche. Kurze Zeit später sah sie ihn vor einem Rucksacktouristen. Anja war sich relativ sicher, Fälschungen vorgelegt bekommen zu haben. Ihr Interesse war auf jeden Fall nicht so groß, dass sie in eine genauere Prüfung hätte einsteigen wollen.
    Sie sah eine Gruppe Männer, die diskutierend im Kreis standen. Das Bild löste in ihr ein Schmunzeln aus, ohne, dass sie hätte sagen können, wodurch es ausgelöst wurde.
    Anja stand auf und ging in Richtung Verkaufsstände, die mit ihren Abdeckungen aus bunten Kunststoffplanen ihr Interesse weckten. Sie besah sich die Stände mit Empandas. Eine Frau tauchte gerade ihre Hand in ein Wasserglas und spritze die paar Wassertropfen, die noch an ihren Fingern hingen, über die Teigtaschen. Anja verspürte keinen Hunger. Die Zeitumstellung? Die Höhe? Oder die beobachtete Art, die Waren frischer aussehen zu lassen?
    Sie machte sich auf den Rückweg. Dabei kam sie an der Stelle vorbei, an der vorhin die Männer standen. Löcher waren in den Steinplatten zu sehen und der penetrante Geruch von Urin drang in ihre Nase. Ein Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit.
    Anja suchte auf dem Rückweg noch nach dem Witch-Market, dem Markt der Hexen. Sie hatte Bilder davon in Deutschland gesehen. Schließlich stand sie vor einem dieser Verkaufsstände in der Calle Jiminez. Zwei Meter breit. Die untere Lade und das Untergestell waren blau gestrichen. Darüber war ein treppenartiges Gestell angebracht, auf dem rote Folie befestigt war. Eng beieinander standen darauf verschiedene Tonfiguren und Tonköpfe. Dicht an dicht lagen mit buntem Papier eingeschlagene Schächtelchen nebeneinander und übereinander. Im rechten Teil des Regals hing ein getrockneter Lamafötus. Davor saß eine junge Bolivianerin. Etwas jünger als sie. Ihre langen schwarzen Haare waren zu einem glänzenden Zopf zusammengebunden. Sie trug einen wollenen,

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