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Puna - Toedliche Spurensuche

Puna - Toedliche Spurensuche

Titel: Puna - Toedliche Spurensuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Scholze
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schaute abwärts. Der größte Teil des Sturzmaterials lag unterhalb der Fahrbahn.
    Hatte sie in Cochabamba innerlich die Wartezeit verflucht, so war sie jetzt froh, erst zu diesem Augenblick an diese Stellen gekommen zu sein. Kaum auszudenken, wenn sie eher losgekommen und in den Steinschlag geraten wären oder wenn sich die Rutschung, die sie vorhin zu Fuß passierten, ereignet hätte, wenn sie mit dem Bus dort entlang gefahren wären.
    Mittlerweile war der Beifahrer zu ihr gekommen. Sie würden warten müssen, bis die Straße geräumt wäre. Er erzählte ihr, dass andere Fahrer vorhin, als sie ihre nächtliche Pause machten, berichtet hätten, dass es schon Probleme auf der Strecke gegeben hätte. Aber die Straße wäre noch passierbar gewesen. Anja erzählte, dass sie vor wenigen Tagen von einem tödlichen Busunfall in Bolivien gehört hätte. Der Beifahrer, Manuel, nickte und sagte, »Es ist der Wille Gottes, ob du am Ende ankommst. Dann brauchst du noch einen guten Fahrer und Glück«.
    »Und wie steht es mit dem Bus? Muss der nicht gut sein ?«
    »Schon, aber ein guter Fahrer bringt auch noch einen schlechten Bus ans Ziel. Da braucht er etwas mehr Glück .«
    »Und wie steht es mit unserem Bus ?«
    »Der ist eigentlich nicht schlecht ?«
    »Eigentlich ?« , bohrte Anja nach.
    »Er ist ein guter Bus. Die schlechten Straßen machten ihm zu schaffen, so wie allen anderen Bussen eben auch. Unser Bus ist aber ...«. Manuel brach ab.
    »Ist aber was ... ?« Anja wurde hellhörig.
    »Naja. Als dieser Bus in den Dienst gestellt wurde, wurde er gesegnet. Gleich bei der ersten Fahrt. So ist das in unserer Firma üblich. Es begann damit, dass mein Vorgänger Pech hatte. Seine Schwester hatte am Vortag geheiratet. Er hat mitgefeiert und ist am nächsten Tag in Sucre zur Arbeit gekommen. Unausgeschlafen. Vielleicht hatte er am Vortag zusätzlich auch zu viel getrunken. Jedenfalls ist er beim Beladen des Busses abgestürzt und war sofort tot. Entsprechend ist es zu Verzögerungen gekommen. Als der Bus dann endlich losfahren konnte, blieb nur noch Zeit für eine stark verkürzte Segnung. Der Bus wird das Unglück einfach nicht mehr los. Als er am Abend am Ziel ankam und der Fahrer ihn rückwärts in die endgültige Position fuhr, drückte eine Betonstrebe der Laderampe das Dach an einer Seite ein. Bei der dritten Fahrt hat der Fahrer während einer Pause einen Herzinfarkt bekommen. Die Busgesellschaft musste mit viel Mühe einen Ersatzfahrer heranbringen. Und dann ...«
    »Ich denke, das reicht mir«, unterbrach ihn Anja. »Wie lange werden wir hier festsitzen ?«
    »Bis die Straße frei ist«, grinste Manuel. »Im Ernst: Ich weiß es nicht. Von der anderen Seite müssen Bagger her. Das kann etwas dauern. Keine Sorge, wir werden die Fahrt sicher zu Ende bringen«.
    »Wieso bist du da so sicher ?«
    »Weil wir den besten Fahrer haben, den ich kenne. Und ich habe auf meinen Fahrten schon einige kennen gelernt«.
    »Und haben wir noch mit weiteren Hindernissen zu rechnen ?«
    »Wenn die Steine hier beseitigt sind? Nein. Wenn die mit dem Bagger so weit gekommen sind, mussten sie vorher die anderen Hindernisse beseitigt haben. Das heißt also, wenn die durch sind, haben wir bis Sucre freie Fahrt«.
    »Ich bin ja wirklich gespannt«, sagte Anja zweifelnd. Sie ging langsam die Straße weiter.
    »Wenn Sie in Sucre angekommen sind, können Sie ja Bescheid sagen, dass sie die Bagger schicken«, rief Manuel lachend hinterher.
    »Heißt das, das man dort unter Umständen noch gar nichts weiß ?«
    »Si. Señora.«. Manuel grinste.
    Anja kam zurück. Ich verstehe nicht, dass Sie da so ruhig bleiben können«.
    »Was soll ich denn sonst machen. Schauen sie doch den Weg, den wir gekommen sind. Wollen Sie etwa, das wir den gesamten Weg mit dem Bus rückwärtsfahren? Es ist hier so eng, dass wir nicht wenden können. Vorwärts ist das schon nicht einfach. Und nun wollen sie wirklich, dass wir rückwärtsfahren ?«
    »Nein, das will ich nicht«, erwiderte Anja.
    »Ja, was haben wir dann an Alternativen außer Warten ?«
    »Aber woher sollen die denn wissen, dass die Strecke unpassierbar ist ?«
    »Das bekommen die schon mit. Keine Sorge. Wir sollten zum Beispiel seit ein paar Stunden auch schon in Sucre sein. Sind wir aber nicht. Also?«
    »Sehr beruhigend finde ich das aber nicht ...«
    »Wir kommen schon an. Nur das zählt«.
    Anja setzte sich auf einen der Steinbrocken. »Señora, bleiben Sie ganz ruhig. Wir kommen an .« . Der

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