Puna - Toedliche Spurensuche
wurden sie in die Sicherheitsgurte gepresst.
»Na warte, dem werde ich was erzählen«, ereiferte sich Haydee.
»Bloß nicht. Fahr weiter. Fahr schneller«, gab Anja zurück.
Wieder ließ sich der Toyota zurückfallen, wie, um erneut Anlauf zu nehmen. Und wieder raste er mit Lichthupe und Hupe auf sie zu. Wieder wurde der Abstand immer kleiner.
»Pass auf. Da vorne. Ein Bus«, riefe Anja. Einen Moment später riss Haydee das Steuer nach rechts. Der Busfahrer stieg seinerseits voll in die Bremse. Weniger als dreißig Zentimeter trennten beide Fahrzeuge, als der Bus zum Stillstand kam und Haydee drum herum lavierte.
»Das war knapp«, keuchte sie und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Siehst du unseren Idioten ?«
»Nein, weit und breit nichts zu sehen. Was hat der vor ?«
»Der hat es auf uns abgesehen«, entgegnete Haydee.
»Ich glaube, er hat es auf mich abgesehen. Du warst heute beim Ojo del Inca auch nur zufälligerweise zur falschen Zeit am falschen Ort. Die wollen mich ?«
»Du meinst, es sind die beiden von vorhin ?«
»Das ist durchaus möglich. Wobei der eine wohl nicht am Steuer sitzen kann«, lachte Anja.
»Achtung, da hinten kommt er schon wieder«, rief Haydee.
»Wenn die es wirklich auf mich abgesehen haben sollten, dann müssen wir uns trennen«, überlegte Anja.
»Was meinst Du ?«
»Wir müssen uns trennen. Dir werden sie nichts tun. Die sind an mir interessiert .«
»Kommt nicht in Frage ...«
»Doch, wir müssen uns trennen. Wir locken Sie sozusagen weg .«
»Die Lichter waren wieder dicht hinter ihnen. Nur noch eine Frage von Sekunden. Dann kam der Aufprall. Und wieder ließ sich der Wagen nach hinten fallen.
»Scheiße, ich schaffe das nicht mehr lange«, rief Haydee.
Wieder holte der Toyota auf.
»Gib Gas, damit er uns nicht in der Kurve erwischt. Sonst dreht er uns«, rief Anja plötzlich. Haydee beschleunigte. Doch der Toyota näherte sich unaufhaltsam. Der nächste Aufprall. Haydee konnte das Ausbrechen des Wagens gerade noch verhindern.
»Sieh mal, da vorne kommen uns wieder mehrere Lichter entgegen. Da gewinnen wir wieder etwas Abstand. Lass mich dann einfach irgendwo kurz raus. Ich suche mir ein Versteck und du fährst weiter .«
»Und was soll ich machen ?«
»Weiterfahren. In einigen Kilometern hältst du dann an. Wenn die sehen, dass ich nicht im Auto bin, werden die umkehren«.
»Und Du?«
»Ich werde versuchen, mit dem Bus weiter zu fahren. In Uyuni treffen wir uns. Okay ?« , fragte Anja.
Haydee beschleunigte. Die Lichter von vorne kamen immer näher. Der Toyota hinter ihnen ließ sich dagegen immer weiter zurückfallen. Fast hatte sie der erste LKW aus der Gegenrichtung erreicht. Haydee machte eine Vollbremsung. Anja öffnete die Tür und hastete nach draußen und verschwand in Richtung Felsen. Sie kauerte sich bewegungslos hin. Mit quietschenden Reifen startete Haydee wieder durch. Der zweite LKW war fast schon in Anjas Höhe, da war Haydee bereits außer Sichtweite. In einiger Entfernung sah sie eine dunkle Öffnung. Langsam kroch sie darauf zu. Ein altes Stollenmundloch. Schnell bewegte sie sich hinein. Unterdessen kam das dritte Fahrzeug, ein Bus draußen vorbei gefahren. Anja hockte sich auf den Boden, um möglichst wenig gesehen zu werden. Der Regen hatte sich mittlerweile zu einem gleichmäßigen Landregen entwickelt.
Ein einzelner Pkw kam aus der anderen Richtung angerast. Anja hörte, wie kleine Steine umher geschleudert wurden. Ohne die Fahrt zu reduzieren, jagte er die Straße entlang.
»Glück gehabt«, dachte sich Anja. »Soweit hat der Plan funktioniert«. Nun hoffte sie, dass auch der zweite Teil funktionieren würde. Haydee hatte genug einstecken müssen.
»Hier ist Guido Ahrend«, meldete sich verschlafen der Hauptkommissar am Telefon.
»Hallo Guido. Ich bin´s, Marius ...«
»Machst du eigentlich nie Feierabend ?« , stöhnte er und warf einen Blick auf seinen Wecker. »Weißt du eigentlich, wie spät es ist ?«
»Guido, du warst doch auch an dem Fall Rütting ... ?«
»Und dafür weckst du mich zu nachtschlafender Zeit ?«
»Sie ist tot !« , antwortete Marius Trautmann ohne Umschweife.
»Was sagst Du ?, fragte Hauptkommissar Ahrend.
Ruhe am anderen Ende der Leitung.
Er richtete sich im Bett auf.
»Bist du noch dran, Marius ?«
»Hab ich doch gewusst, dass Dich die Nachricht interessiert«, meldete sich sein Kollege.
»Wie ist das passiert ?«
»Selbstmord.«
»Wie, Selbstmord ... Wie konnte das passieren
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