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Puna - Toedliche Spurensuche

Puna - Toedliche Spurensuche

Titel: Puna - Toedliche Spurensuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Scholze
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umgebracht wurde. Wie wollen Sie sich verhalten? Verraten Sie seine Ideale, um sicherzugehen, dass er, wenn er noch lebt, überlebt? Sie würden sich in dem Fall staatskonform verhalten, verraten aber unter Umständen das wofür ihr Partner oder Freund oder wie auch immer eingetreten ist. Oder stehen Sie hinter seinen Idealen, egal ob er noch lebt oder schon tot ist, und gefährden unter Umständen damit sein Leben? Sie haben nichts. Sie können nicht trauern. Diese Menschen sind gezeichnet .«
    Wieder entstand Ruhe während Anja darüber nachdachte.
    »Oder versetzen Sie sich in die Rolle der Opfer. Sie wissen nicht, weshalb Sie gefangen genommen wurden. Unter Umständen wissen das noch nicht einmal ihre Peiniger. Alleine die Tatsache, dass sie in ihren Händen sind, belegt, dass die ein Gegner sind. Sie werden immer wieder verlegt. Die Augen sind verbunden oder sie haben einen dunklen Sack auf dem Kopf, am Hals zugebunden. Sie wissen, dass Sie verschwunden sind. Wer verschwunden ist, existiert nicht. Wer nicht existiert, hat keine Rechte. Sie schweben zwischen Tod und Leben und entscheiden nichts. Und das über Jahre, Jahrzehnte. Verhöre, Folter, Isolation, eine viel zu kleine Zelle. Keine Anklage. Kein Anwalt. Wenn Sie Glück haben, landen Sie irgendwann in einem richtigen Gefängnis und kommen nach Jahren frei. Oder sie sterben. Glauben Sie mir, das hinterlässt Spuren ...«
    Maria Assunta machte erneut eine Pause und beobachtete Anja.
    »Das perfide an dem System ist, dass es nur im Verborgenen funktioniert. Dadurch, dass es keine Informationen gibt, dass niemand etwas über das Schicksal weiß, wächst der Schrecken. Sie kommen nur dagegen an, wenn Sie die Schicksale aufdecken und bekannt machen. Dazu brauchen Sie aber Opfer und Angehörige, die den Mut haben, die Leidenswege zu veröffentlichen. Aber die haben in der Regel noch nicht einmal eine professionelle Hilfe, um das Erlebte zu verarbeiten. Das ist sehr schwierig ...«
    »Soweit ich herausgefunden habe, könnte der Sohn, Paulo Esteban Pinto Staller, heute in Chuvica leben ...«
    »Das würde dafür sprechen, dass er sich nach den Erfahrungen, die er mit der Militärregierung gesammelt hat, vollkommen zurückgezogen hat?! In Chuvica ist absolut nichts los und es liegt jenseits von irgendwelchen Zentren ... Ich könnte mich mal bei meinen Kollegen umhören, ob die mal auf diesen Namen gestoßen sind ... Selber habe ich mittlerweile eine Auszeit genommen und arbeite an anderen Themen. Das brauche ich, um die Sachen nicht zu nah an mich heranzulassen. Deshalb kann ich zu dem aktuellen Stand gar nicht so viel sagen .«
    Inzwischen brachte eine ältere, unaufdringliche, kleine Frau zwei Teller mit Lama-Steak und Rouquefortsauce. Beide Frauen bedankten sich. Anja stocherte zwischen den Kartoffeln herum.
    »Und woran arbeiten Sie jetzt ?« , fragte Anja.
    »Ich bin für eine nordamerikanische Umweltschutzorganisation am Recherchieren. Es geht dabei um die Umweltprobleme, die mit dem Schutz vor der Klimakatastrophe verbunden sind .«
    »Das verstehe ich nicht. Was meinen Sie damit ?«
    »Um die Ressourcen zu schonen und den CO 2 -Ausstoß zu minimieren sollen Elektroautos konstruiert werden. Und die bereiten Bolivien große Probleme .«
    »Wieso das denn. Gibt es in Bolivien überhaupt welche ?«
    »Darum geht es gar nicht«, erläuterte Maria Assunta. »Aber die Elektroautos müssen ihre Energie zwischenspeichern. Statt Benzin im Tank brauchen sie Strom im Akku. Und da fängt das Problem an. Die herkömmlichen Akkus sind zu schwer und zu klobig. Moderne Lithium-Akkus dagegen haben eine viel größere Energiedichte. Das bedeutet, dass in einem vergleichbar großen Lithium-Akku deutlich mehr Energie gespeichert werden kann. Also braucht die Welt Lithium, wenn sie die Klimakatastrophe mit Elektroautos verhindern will. Und in Bolivien gibt es eines der größten Lithiumvorkommen .«
    »Das ist doch aber positiv für Bolivien. Es ist doch immerhin eines der ärmsten Länder. So kommt doch Geld in die Kasse - oder irre ich mich ?«
    »Vielleicht schon. Bolivien hatte in der Vergangenheit schon andere wichtige Schätze. Zum Beispiel das Silber. Die alte Stadt Potosí ist eine Erinnerung an diese Zeit. Aber wo ist das Geld für den Reichtum geblieben? Ich glaube überall anders aber am wenigsten in Bolivien. Und mit diesem Schatz wird es ebenso passieren. Jedenfalls glauben das die Menschen hier .«
    »Aber das kann man doch sicher verhandeln? Ich denke, dass es in

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