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Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Titel: Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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Kleiderschranks niederließ, wo er bis heute Morgen geblieben war. Und jetzt blättert Oliver ihn durch, seine Finger fahren über Seiten, die seit Monaten nicht aufgeschlagen wurden.
    »Es ist seine Hochzeit«, sagt Hadley leise. »Von meinem Vater.«
    Oliver nickt. »Ah.«
    »Ja.«
    »Ich nehme an, dann ist das hier kein Hochzeitsgeschenk.«
    »Nein«, sagt sie. »Eher eine Geste, würde ich sagen. Oder vielleicht ein Protest.«
    »Ein Dickens-Protest«, sagt er. »Interessant.«
    »So was in der Art.«
    Er blättert immer noch ziellos herum, hält gelegentlich inne, um ein paar Zeilen zu lesen. »Vielleicht solltest du es dir noch mal überlegen.«
    »Ich kann mir jederzeit ein Exemplar aus der Bücherei holen.«
    »Ich meinte es nicht nur deswegen.«
    »Ich weiß«, sagt sie und schaut wieder auf das Buch. Ganz kurz erblickt sie etwas, als er weiterblättert, und ohne nachzudenken packt sie sein Handgelenk. »Warte mal.«
    Er hebt die Hände, und Hadley nimmt ihm das Buch vom Schoß.
    »Ich dachte, ich hätte da was gesehen«, sagt sie und blättert mit verengten Lidern ein paar Seiten zurück. Der Atem stockt ihr, als sie einen unterstrichenen Satz entdeckt. Der Strich ist ungerade, die Tinte verblasst. Die einfachste Markierung: nichts an den Rand geschrieben, kein Eselsohr geknickt, um die Seite zu kennzeichnen. Nur eine einzelne Zeile, tief im Buch versteckt, durch einen welligen Tintenstrich hervorgehoben.
    Selbst nach so langer Zeit, nach allem, was sie ihm gesagt und was sie immer noch nicht gesagt hat, und trotz ihrer Absicht, das Buch zurückzugeben (denn so was ist eine richtige Botschaft, nicht irgendein unterstrichener Satz in einem alten Roman), stolpert Hadleys Herz doch bei dem Gedanken, dass sie vielleicht die ganze Zeit etwas Wichtiges übersehen hat. Und jetzt steht es hier auf der Seite, starrt in schlichtem Schwarz auf Weiß zu ihr herauf.
    Oliver schaut sie an, und die Frage steht ihm ins Gesicht geschrieben, also murmelt sie den Satz laut und fährt dabei mit dem Finger an dem Strich entlang, den ihr Vater gezogen haben muss.
    »Ist es besser, etwas Gutes besessen und verloren oder es niemals besessen zu haben?«
    Als sie aufschaut, begegnen sich ihre Blicke für einen ganz kurzen Moment, ehe sie beide wieder wegsehen. Über ihnen tanzen die Enten über den Bildschirm, planschen am Rand des Teichs herum, ihres trauten kleinen Heims, und Hadley senkt das Kinn, um den Satz noch einmal zu lesen, diesmal leise für sich, und dann schlägt sie das Buch zu und schiebt es wieder in ihren Rucksack.

6
    00:43
    EASTERN STANDARD TIME
    5:43
    GREENWICH MEAN TIME
    Hadley schläft, treibt durch einen Traum. Im Geist ist sie auf einem anderen Flug, dem, den sie verpasst hat, drei Stunden weiter. Sie sitzt neben einem Mann mittleren Alters mit zuckendem Schnauzbart, der ständig niest und kein Wort mit ihr spricht, während sie immer nervöser wird und die Hand ans Fenster drückt, hinter dessen Glas nichts als nichts als nichts ist.
    Sie öffnet die Augen, plötzlich ganz wach, und sieht Olivers Gesicht nur Zentimeter vor ihrem, wachsam und still, mit undurchdringlicher Miene. Hadleys Hand zuckt erschrocken zum Herzen, ehe sie begreift, dass ihr Kopf auf seiner Schulter liegt.
    »Entschuldige«, murmelt sie und setzt sich auf. Im Flugzeug ist es jetzt fast vollständig dunkel, die meisten Passagiere scheinen zu schlafen. Selbst die Bildschirme sind wieder schwarz geworden. Hadley zieht ihr kribbelndes Handgelenk weg, das zwischen ihnen eingeklemmt war, und blinzelt auf ihre Armbanduhr, die – wenig hilfreich – immer noch New Yorker Zeit anzeigt. Sie fährt sich mit der Hand durchs Haar, mustert verstohlen Olivers Hemd und ist erleichtert, keine Sabberflecken zu entdecken, vor allem, da er ihr gerade eine Serviette reicht.
    »Was soll ich denn damit?«
    Er deutet mit dem Kopf zur Serviette, und als sie noch mal hinschaut, sieht sie eine der Enten aus dem Film, die er gezeichnet hat.
    »Ist das dein bevorzugtes Medium?«, fragt sie. »Kugelschreiber auf Serviette?«
    Er lächelt. »Die Baseball Cap und die Turnschuhe habe ich ihr verpasst, damit sie amerikanischer aussieht.«
    »Wie rücksichtsvoll. Übrigens, bei uns sagt man Sneakers.« Das Ende ihres Satzes verschluckt ein Gähnen. Sie steckt die Serviette oben in ihren Rucksack. »Schläfst du nie im Flugzeug?«
    Er zuckt die Achseln. »Normalerweise schon.«
    »Aber heute Nacht nicht?«
    Er schüttelt den Kopf. »Offensichtlich

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