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Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Titel: Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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ihre Stimme wieder. Sie dankt der Frau rasch und eilt zur Treppe.
    Als sie ihren Koffer Stufe für Stufe hinunterpoltert, hört sie Stimmengewirr, und als sie unten ankommt, wird sie sofort eingekreist.
    »Da ist sie ja«, sagt eine der Frauen, legt ihr einen Arm um die Schultern und führt sie in einen Kindergottesdienstraum, der anscheinend zur Umkleide umfunktioniert wurde. Eine andere Frau schnappt sich ihren Koffer, eine dritte geleitet sie auf einen Klappstuhl vorm Spiegel, der an der Wandtafel lehnt. Alle vier Frauen tragen bereits ihre lavendelfarbenen Brautjungfernkleider, haben Haarspray aufgelegt, die Augenbrauen gezupft, sich geschminkt. Hadley versucht sich die Namen zu merken, als sie sich vorstellen, aber es ist klar, dass wenig Zeit für Höflichkeiten bleibt. Die Frauen kommen sofort zur Sache.
    »Wir dachten schon, du wirst sie verpassen«, sagt Violet, die Ehrenbrautjungfer, eine Freundin Charlottes aus Kindertagen. Sie zupft an Hadleys Kopf herum und nimmt eine Haarklammer aus dem Mund. Eine andere, Jocelyn, nimmt einen Schminkpinsel, kneift einen Moment die Augen zusammen, und macht sich dann an die Arbeit. Im Spiegel sieht Hadley, dass die anderen beiden ihren Koffer geöffnet haben und das Kleid glatt zu streichen versuchen, das genauso hoffnungslos zerknittert ist, wie sie befürchtet hat.
    »Keine Angst, keine Angst«, sagt Hillary und verschwindet damit im Bad. »Diese Sorte Kleid sieht mit ein paar Falten gleich ein bisschen lebendiger aus.«
    »Wie war der Flug?«, fragt Violet, während sie sich mit der Bürste durch Hadleys Haare kämpft, die von den Stunden im Flugzeug noch völlig verfilzt sind. Ehe Hadley antworten kann, rollt Violet ihre Haare zu einem Knoten zusammen und zieht dabei so fest, dass sich Hadleys blaue Augen zu Schlitzen verengen.
    »Zu stramm«, kann sie einwerfen und kommt sich vor wie Schneewittchen, die von ihrer Stiefmutter zu Tode gekämmt wird.
    Doch als sie nur zehn Minuten später mit ihr fertig sind, muss Hadley zugeben, dass sie ein kleines Wunder vollbracht haben. Das Kleid ist zwar noch ein bisschen zerdrückt, sieht aber besser aus als beim Anprobieren zu Hause, dank der Last-Minute-Rettungsaktion ihrer Mutter gestern Morgen und kreativer Stecknadelarbeit ihrer Mitjungfern. Die Spaghettiträger haben die perfekte Länge, und die lavendelfarbene Seide hängt gerade richtig genau bis zu den Knien. Schuhe hat sie von Mom geliehen: Die Riemchensandalen glänzen wie zwei neue Münzen, und Hadley wackelt mit den lackierten Zehen, als sie hinschaut. Ihr Haar ist zu einem eleganten Knoten hochgesteckt, dazu das Make-up – sie fühlt sich wie ein vollkommen anderer Mensch.
    »Du siehst aus wie eine Ballerina«, sagt Whitney und klatscht erfreut in die Hände. Hadley lächelt ein wenig scheu zwischen all diesen guten Feen. Aber sie muss zugeben, dass es stimmt.
    »Wir sollten gehen«, sagt Violet mit einem Blick auf die Wanduhr, die 12 Uhr 08 zeigt. »Charlotte soll ja an ihrem Hochzeitstag keinen Herzinfarkt kriegen.«
    Die anderen lachen und werfen einen letzten Blick in den Spiegel, dann eilt die ganze Gruppe gemeinsam aus dem Raum, und ihre Absätze klacken laut auf dem Linoleum des Kirchenkellers.
    Hadley jedoch steht wie erstarrt. Ihr ist gerade erst aufgegangen, dass sie ihren Vater vor der Trauung nicht mehr wird sehen können, und das bringt sie völlig aus dem Gleichgewicht. Auf einmal geht alles viel zu schnell, und sie streicht ihr Kleid glatt, beißt sich auf die Lippe, und versucht erfolglos, ihre rasenden Gedanken zu beruhigen.
    Er heiratet , denkt sie und staunt über diese Vorstellung. Heiratet.
    Sie weiß das alles schon seit Monaten – dass er heute ein neues Leben beginnt, mit einer anderen Frau, die nicht Mom ist – aber bis jetzt waren es immer bloß Worte, eine vage Ahnung, ein zukünftiges Ereignis, das vielleicht auch nie eintreten wird, das sich anschleicht wie die Monster aus Gruselgeschichten der Kindheit, Fell und Zähne und Klauen, aber keine echte Substanz dahinter.
    Doch als sie nun mit zitternden Fingern und hämmerndem Herzen im Kellergeschoss der Kirche steht, stellt sie erschreckt fest, was dieser Tag wirklich bedeutet, was sie durch ihn alles verlieren und gewinnen wird, was sich schon alles verändert hat. Und tief drinnen fängt etwas an wehzutun.
    Eine der Brautjungfern ruft von oben, wo das Echo der Schritte leiser geworden ist. Hadley holt tief Luft und versucht, sich Olivers Worte ins Gedächtnis zu rufen, der im

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