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Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Titel: Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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draußen eine beeindruckende Traube aus schwarzen Regenschirmen, zum Schutz gegen Niesel und Nebel, und der Kirchhof sieht eher nach Beerdigung aus als nach Hochzeit. Von oben läuten die Glocken so laut, dass Hadley das Vibrieren bis in die Zehen spürt, als sie die Stufen hinabgeht.
    Kaum zu Mann und Frau erklärt, waren Charlotte und Dad triumphierend zwischen den Kirchenbänken zurück zum Eingang marschiert, durch den sie prompt verschwunden waren. Selbst jetzt, volle fünfzehn Minuten, nachdem sie die Sache mit einem Kuss besiegelt haben, hat Hadley noch keine Spur von ihnen entdeckt. Sie schlendert ziellos durch die Menge und fragt sich, woher Dad bloß so viele Menschen kennt. Er hat sein ganzes Leben in Connecticut gelebt und dabei bloß ein paar Freundschaften geschlossen, wenn man die so nennen konnte. Hier ist er jetzt zwei Jahre und anscheinend ein gesellschaftlicher Magnet.
    Und außerdem sehen die meisten Gäste wie Statisten von einem Filmset aus, als hätte man sie aus dem Leben eines komplett anderen Menschen gepflückt. Seit wann zieht ihr Vater mit Frauen in schicken Hüten und Männern im Cut herum, alle so gekleidet, als hätten sie auf dem Weg zum Tee bei der Queen mal kurz hier vorbeigeschaut? Die ganze Szenerie – kombiniert mit ihrem Jetlag – gibt Hadley das Gefühl, nicht ganz wach zu sein, als sei sie ein oder zwei Takte hinter dem aktuellen Augenblick zurück und versuche vergeblich, aufzuholen. Als ein schmaler Sonnenstrahl durch die Wolken bricht, legen die Hochzeitsgäste den Kopf in den Nacken und klappen voller Verwunderung die Schirme zu, als würden sie unverhofft Zeugen einer höchst seltenen Wetteranomalie. Hadley steht mitten unter ihnen und ist nicht ganz sicher, was im Moment von ihr erwartet wird. Die anderen Brautjungfern sind nirgendwo zu sehen, und es ist sehr gut möglich, dass sie gerade irgendwas Sinnvolleres tun müsste. Hadley hat die ganzen Zeitpläne und Anweisungen, die sie in den letzten Wochen per Mail bekommen hat, nicht so genau gelesen, und vor der Trauung war einfach keine Zeit, genauere Instruktionen zu bekommen.
    »Sollte ich jetzt irgendwo sein?«, fragt sie, als sie schließlich auf Monty stößt, der mit großem Interesse die weiße Oldtimer-Limousine vor der Kirche umkreist. Er zuckt die Achseln und nimmt sofort die Untersuchung des Wagens wieder auf, der wahrscheinlich später mit dem glücklichen Paar zum Empfang brausen wird.
    Auf dem Weg zum Haupteingang entdeckt Hadley erleichtert ein lavendelfarbenes Kleid in der Menge – Violet.
    »Dein Vater sucht dich«, sagt Violet und zeigt auf das alte Gemäuer. »Er und Charlotte sind drinnen. Sie frischt nur gerade ihr Make-up ein bisschen auf, ehe die Fotos gemacht werden.«
    »Wann ist denn der Empfang?«, fragt Hadley, und Violet sieht sie an, als hätte sie gefragt, wo sich eigentlich gerade der Himmel befinde. Anscheinend ist diese Information allgemein bekannt.
    »Hast du keinen Ablaufplan gekriegt?«
    »Ich hatte keine Gelegenheit, richtig drauf zu gucken«, sagt Hadley verlegen.
    »Der ist erst um sechs.«
    »Und was machen wir bis dahin?«
    »Na ja, die Fotos werden eine Weile dauern.«
    »Und dann?«
    Violet zuckt die Achseln. »Alle sind im Hotel untergebracht.«
    Hadley schaut sie verständnislos an.
    »Wo auch der Empfang stattfindet«, erklärt sie. »Ich nehme also an, dass wir zwischendurch dahin gehen werden.«
    »Spaßig«, sagt Hadley, und Violet zieht eine Augenbraue hoch.
    »Willst du nicht deinen Vater suchen?«
    »Stimmt«, sagt Hadley, ohne sich zu rühren. »Ja.«
    »Er ist in der Kirche«, wiederholt Violet sehr langsam, als vermute sie, die neue Stieftochter ihrer Freundin habe nicht alle Pfeifen an der Orgel. »Gleich da drüben.«
    Als Hadley immer noch keine Anstalten macht, sich in die richtige Richtung zu bewegen, werden Violets Züge weicher.
    »Hör mal«, sagt sie, »mein Vater hat wieder geheiratet, als ich noch ein ganzes Stück jünger war als du. Ich verstehe dich also. Aber du hättest es wirklich schlimmer treffen können als mit Charlotte – als Stiefmutter, weißt du?«
    Nein, weiß Hadley nicht. Sie weiß so gut wie nichts über Charlotte, aber das sagt sie nicht.
    Violet schaut grimmig. »Ich fand meine richtig schlimm. Ich habe sie gehasst, wenn sie mich nur um die kleinste Kleinigkeit gebeten hat, so Sachen, die meine Mutter auf jeden Fall auch von mir verlangt hätte, zur Kirche gehen oder Haushaltspflichten erledigen. Bei so was geht es nur darum,

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