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Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Titel: Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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schließlich durch die Schiebetüren auf in den grauen Londoner Nebel und ist zufrieden, dass immerhin die Sonne nicht die Dreistigkeit besessen hat, sich heute Morgen zu zeigen.

8
    5:48
    EASTERN STANDARD TIME
    10:48
    GREENWICH MEAN TIME
    Die Taxischlange ist so lang, dass Hadley fast lachen muss. Sie schleppt ihren Koffer stöhnend an ihr Ende, hinter eine amerikanische Familie mit einheitlichen roten T-Shirts und zu lauten Stimmen. Heathrow ist, wie sich herausstellt, mindestens genauso voll und hektisch wie der New Yorker Flughafen, nur dass hier heute kein Nationalfeiertag ist. Hadley schleicht stumpf mit der Schlange vorwärts, wobei sich der Schlafmangel langsam bemerkbar macht. Alles scheint zu verschwimmen, als ihr Blick von der Schlange vor ihr zu den abfahrenden Bussen und dann zu der Reihe schwarzer Taxis schweift, die still und ernst wie ein Leichenzug wirkt.
    »Es kann doch nicht schlimmer sein als New York«, hatte sie vorhin zu Oliver gesagt, als er sie vor Heathrow gewarnt hatte, aber er hatte nur den Kopf geschüttelt.
    »Ein logistischer Albtraum von unfassbaren Ausmaßen«, hatte er es genannt, und natürlich hatte er Recht gehabt.
    Sie dreht den Kopf hin und her, als wollte sie Wasser aus den Ohren schütteln. Er ist weg , sagt sie sich wieder. So einfach ist das. Trotzdem wendet sie dem Terminal weiter den Rücken zu und widersteht dem Drang, noch einmal nach ihm zu suchen.
    Irgendwer hat ihr mal erzählt, es gebe eine Faustregel dafür, wie lange man braucht, um über jemanden hinwegzukommen: halb so lange wie man zusammen gewesen ist. Hadley hat ihre Zweifel, ob das stimmen kann, ob man etwas so Kompliziertes wie gebrochene Herzen so simpel berechnen kann. Ihre Eltern sind schließlich fast zwanzig Jahre verheiratet gewesen, und Dad hat bloß ein paar Monate gebraucht, bis er sich in eine andere verliebt hat. Und als Michael nach einem ganzen Schulhalbjahr mit Hadley Schluss gemacht hat, da hat sie bloß um die zehn Tage gebraucht, um ihn voll und ganz abzuhaken. Jedenfalls tröstet sie sich mit der Tatsache, dass sie Oliver nur ein paar Stunden gekannt hat, was bedeutet, dass der Knoten in ihrer Brust sich bis zum Ende des Tages aufgelöst haben sollte – spätestens.
    Als sie endlich die Spitze der Schlange erreicht hat, sucht sie in ihrem Rucksack nach der Adresse der Kirche, während der Taxifahrer – ein kleiner Mann mit so langem weißen Bart, dass er wie ein Gartenzwerg aussieht – ihren Koffer grob in den Kofferraum wirft, ohne sein Geschnatter übers Freisprechhandy auch nur eine Sekunde zu unterbrechen. Wieder mal versucht Hadley, sich keine Gedanken über den Zustand des Kleides zu machen, das sie sehr bald anziehen muss. Sie reicht dem Fahrer die Adresse, und er steigt wieder hinters Steuer, ohne die Anwesenheit seines Fahrgastes sonst irgendwie zur Kenntnis zu nehmen.
    »Wie lange fahren wir?«, fragt sie, als sie sich auf den Rücksitz schiebt, und er unterbricht sein Dauerplappern gerade lange genug, um bellend aufzulachen.
    »Lange«, ruft er und biegt dann in den dahinkriechenden Verkehr ein.
    »Super«, sagt Hadley leise vor sich hin.
    Vorm Fenster rollt die Landschaft hinter einem Schleier aus Nebel und Regen vorbei. Das Grau scheint hier über allem zu liegen, und obwohl die Hochzeit drinnen gefeiert wird, empfindet Hadley einen Moment so etwas wie Mitgefühl mit Charlotte. Jede Frau wäre enttäuscht über so ein Wetter an ihrem Hochzeitstag, selbst wenn man Britin ist und ein Leben lang gelernt hat, nichts anderes zu erwarten. Es gibt immer die winzige Hoffnung, dass gerade dieser Tag – dein Tag – anders ausfallen wird.
    Als das Taxi auf die Autobahn fährt, werden die niedrigen Gebäude von schmalen Wohnhäusern aus Backstein abgelöst, die sich unter spindeldürren Antennen aneinanderreihen, von vollgerümpelten Gärten gesäumt. Hadley möchte wissen, ob dies schon richtig zu London gehört, aber sie hat das Gefühl, der Fahrer wäre kein sehr begeisterter Fremdenführer. Wäre Oliver hier, würde er ihr mit Sicherheit über alles, woran sie vorbeikämen, Geschichten erzählen, wobei er bestimmt genug unglaubliche Begebenheiten und Halbwahrheiten einstreuen würde, dass sie ständig auf der Hut sein und sich fragen müsste, ob überhaupt irgendwas an seinen Erzählungen stimmte.
    Im Flugzeug hatte er ihr von Familienreisen nach Südafrika, Argentinien und Indien erzählt, und Hadley hatte mit verschränkten Armen zugehört und sich gewünscht, sie hätte

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