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Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Titel: Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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Braut erscheint am Arm ihres Vaters in der Tür.
    Hadley hatte sich so darauf eingestellt, Charlotte zu hassen, dass sie vorübergehend bestürzt ist, wie wundervoll sie in ihrem Glockenkleid und dem zarten Schleier aussieht. Sie ist groß und gertenschlank, ganz anders als Mom, die eher kurz und kompakt ist, so klein, dass Dad sie jedes Mal, wenn sie ausgingen, im Scherz hochgehoben und so getan hat, als wollte er sie in eine Mülltonne stopfen.
    Aber jetzt und hier wirkt Charlotte so anmutig und schön, dass Hadley sich Sorgen macht, sie könne Mom später gar nichts Schreckliches berichten. Ihr Gang zum Altar scheint endlos, doch niemand kann wegschauen. Und als sie endlich ankommt, die Augen immer noch auf Dad gerichtet, sieht sie kurz über die Schulter und schenkt der benommenen Hadley ein Lächeln, das diese – trotz allem, trotz ihres Gelübdes, sie zu hassen – unwillkürlich erwidert.
    Und der Rest? Ist das Gleiche wie immer schon, wie es immer sein wird. Identisch mit hunderttausend Hochzeiten vorher und hunderttausend Hochzeiten, die noch kommen werden. Der Pfarrer tritt vor den Altar, und der Vater gibt seine Tochter mit zwei schlichten Worten aus der Hand. Gebete werden gesprochen, Gelübde abgelegt und schließlich auch Ringe getauscht. Es gibt Lächeln und Tränen, Musik und Beifall, sogar Gelächter, als der Bräutigam sich verspricht und statt »Ich will« bloß »Ja« sagt.
    Und auch wenn alle Bräutigame an ihrem Hochzeitstag glücklich aussehen, liegt im Blick gerade dieses Bräutigams etwas, das Hadley fast den Atem raubt. Er haut sie um, dieser Blick, diese Freude in seinen Augen, die Tiefe seines Lächelns. Das lässt sie erstarren, reißt ihr die Brust auf, wringt ihr das Herz aus wie einen nassen Lappen.
    Am liebsten möchte sie auf der Stelle wieder nach Hause.

9
    7:52
    EASTERN STANDARD TIME
    12:52
    GREENWICH MEAN TIME
    Es war einmal, vor einer Million Jahren, als Hadley noch klein war und ihre Familie noch ganz, da verbrachten sie einen Sommerabend wie so oft alle drei zusammen im Vorgarten. Das Tageslicht war längst verloschen, die Grillen zirpten laut um sie her, und Mom und Dad hockten auf den Verandastufen, Schulter an Schulter, und sahen lachend zu, wie Hadley Glühwürmchen in die dunkelsten Ecken jagte.
    Jedes Mal, wenn sie ihnen nahe kam, verschwanden die hellen gelben Lichter wieder, und als sie endlich eines erwischte, schien es wie ein Wunder, wie ein Juwel in ihrer Hand. Sie hielt es sorgsam zwischen den hohlen Händen und ging zurück zur Veranda.
    »Kann ich das Käferhaus haben?«, fragte sie, und Mom griff hinter sich und reichte ihr das Marmeladenglas. Sie hatten vorher Löcher in den Deckel gestochen, es hatte also nun lauter kleine Öffnungen, kaum größer als die Sterne am Himmel, und das Glühwürmchen blinkte wie verrückt durch das unebene Glas, seine Flügel schlugen heftig. Hadley drückte ihr Gesicht dicht dran, um es zu betrachten.
    »Das ist definitiv ein guter Fang«, sagte Dad ganz sachlich, und Mom nickte zustimmend.
    »Wieso nennt man sie Glühwürmchen, wenn sie doch gar nicht heiß sind?«, fragte Hadley blinzelnd. »Sollten sie nicht einfach Lichtwürmchen heißen?«
    »Na ja«, grinste Dad, »wieso heißen Marienkäfer Marienkäfer, wenn sie doch gar nicht wie Marie aussehen?«
    Mom verdrehte die Augen, Hadley kicherte, und alle drei schauten sie dem kleinen Käfer zu, wie er gegen die dicken Glaswände anflog.
    »Weißt du noch, wie wir letztes Jahr Angeln waren?«, fragte Mom später, als sie schon fast ins Bett gehen wollten. Sie schnappte Hadley hinten am T-Shirt-Saum und zog sie sanft ein paar Schritte zurück, so dass sie halb auf ihrem Schoß saß. »Und wie wir alle gefangenen Fische wieder reingeworfen haben?«
    »Damit sie wieder schwimmen konnten.«
    »Genau«, sagte Mom und legte das Kinn auf Hadleys Schulter. »Ich glaube, der Bursche hier wäre auch glücklicher, wenn du ihn wieder fliegen ließest.«
    Hadley sagte nichts, drückte das Glas allerdings fester an die Brust.
    »Weißt du, was man sagt?«, fragte Dad. »Wenn du jemanden liebst, lass ihn frei.«
    »Und wenn er nicht zurückkommt?«
    »Manche kommen zurück, manche nicht«, sagte er und kniff sie leicht in die Nase. » Ich werde jedenfalls immer zu dir zurückkommen.«
    »Aber du leuchtest nicht«, stellte Hadley fest, Dad jedoch lächelte nur.
    »Doch, immer, wenn ich bei dir bin.«
    Als die Trauung vorbei ist, hat der Regen fast ganz aufgehört. Dennoch sieht man

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