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Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Titel: Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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bellenden Hund.
    Er bewegt sich immer noch nicht.
    »Es tut mir leid«, sagt Hadley sanft. »Ich hätte nicht kommen sollen.«
    »Doch«, sagt Oliver, und sie blinzelt ihn an, möchte unbedingt die Worte hören, die in diesem Wort stecken, oder dahinter, oder darunter: Geh nicht oder Bleib bitte oder Mir tut es auch leid. Aber er sagt nur: »Ist schon okay.«
    Sie tritt von einem Fuß auf den anderen, ihre Absätze sinken in die weiche Erde. »Ich muss los«, sagt sie, doch ihre Augen sagen Was soll ich nur tun? , ihre Hände zittern beim Versuch, sich nicht nach ihm auszustrecken, und sagen Bitte.
    »Richtig«, sagt er. »Ich auch.«
    Keiner von beiden rührt sich, und Hadley merkt, dass sie den Atem anhält.
    Bitte mich zu bleiben.
    »Schön, dich wiederzusehen«, sagt er steif und streckt zu ihrer Enttäuschung die Hand aus. Sie greift zurückhaltend danach, und so verharren sie, irgendwo zwischen Greifen und Schütteln, und ihre verschränkten Hände schwanken zwischen ihnen hin und her, bis Oliver endlich loslässt.
    »Viel Glück«, sagt sie, auch wenn sie nicht genau weiß, wobei.
    »Danke«, sagt er mit einem Nicken. Er wirft sich sein Jackett über die Schulter, ohne es noch einmal abzubürsten. Als er sich abwendet und den Garten durchquert, dreht sich Hadley der Magen um. Sie schließt die Augen, um die Flut von Worten abzuwehren, die sie nicht erreicht haben, die nie gesagt wurden.
    Und als sie die Augen wieder aufschlägt, ist er weg.
    Ihre Handtasche liegt noch auf der Bank, und als sie nach ihr greift, sinkt sie auf den feuchten Stein, klappt erschöpft zusammen wie die Überlebende eines heftigen Sturms. Sie hätte nicht kommen sollen. Die Sonne sinkt langsam tiefer, und Hadley müsste eigentlich wieder los, aber von der Energie, die sie hierhergetragen hat, ist offenbar nichts mehr übrig.
    Sie nimmt Unser gemeinsamer Freund in die Hand und blättert das Buch abwesend durch. Als sie eine der Seiten mit Eselsohr aufschlägt, bemerkt sie, dass die Ecke wie ein Pfeil bis zur Mitte der Seite hinuntergeknickt ist, und die Spitze zeigt genau auf den Beginn eines Dialogsatzes: Niemand ist unnütz und überflüssig auf dieser Welt , steht da, der irgendeinem seiner Mitmenschen die irdische Last erleichtert.
    Als sie ein paar Minuten später auf dem Rückweg wieder am Kirchenportal vorbeikommt, steht die Familie immer noch zusammengedrängt in der offenen Tür. Oliver hat ihr den Rücken zugewandt, und das Mädchen, das sie beide entdeckt hat, steht direkt neben ihm. Sie hat ihm schützend die Hand auf den Ellbogen gelegt, so scheint es, und dieser Anblick beschleunigt Hadleys Schritte und treibt ihr das Blut in die Wangen, auch wenn sie nicht genau weiß, wieso. Sie eilt an den beiden vorbei, an der Marienstatue mit ihrem unerschütterlichen Blick, an der Kirche und ihrem Turm, an der Reihe schwarzer Limousinen, die bereitstehen, die Trauergäste zum Friedhof zu bringen.
    Im letzten Moment, fast nebenbei, legt sie das Buch auf die Motorhaube des ersten Wagens. Und ehe irgendjemand sie aufhalten kann, läuft sie die Straße hinunter davon.

14
    11:11
    EASTERN STANDARD TIME
    16:11
    GREENWICH MEAN TIME
    Hätte man sie hinterher nach Einzelheiten ihrer Rückfahrt nach Kensington gefragt – wo sie die U-Bahn-Linien gewechselt, wer neben ihr gesessen, wie lange sie gebraucht hatte – wäre es Hadley schwergefallen, Antworten zu finden. Sie könnte nicht mal sagen, sie habe die gesamte Fahrt wie durch Nebel wahrgenommen, denn das hieße immerhin, dass sie noch irgendetwas wahrgenommen habe, wenn auch verschwommen, doch als sie schließlich an der Station Kensington wieder ins Sonnenlicht tritt, beschleicht sie das unbehagliche Gefühl, wie ein Kieselstein übers Wasser durch die Zeit geglitten zu sein.
    Anscheinend ist Schock – oder wie man diesen Zustand sonst nennen soll – ein wirksames Mittel gegen Klaustrophobie. Sie ist gerade eine halbe Stunde lang blind unter der Erde gereist, und nicht ein einziges Mal musste sie sich im Geist an einen anderen Ort zwingen. Ihr Aufenthaltsort war unbedeutend, ihr Kopf war ohnehin in den Wolken.
    Ihr fällt ein, dass sie die Hochzeitseinladung im Buch stecken lassen hat, und wenn sie auch noch weiß, dass das Hotel nicht weit von der Kirche entfernt und damit hier in der Nähe liegt, kann sie sich beim besten Willen nicht an den Namen erinnern. Violet wäre entsetzt.
    Aber als sie das Handy aufklappt, um Dad anzurufen, sieht sie, dass ihr jemand auf die Mailbox

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