Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Titel: Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
Vom Netzwerk:
Drehtür eintritt, bringt er einen schwachen Hauch vom Fluss mit herein, denn draußen hängt die Luft schwer und schwül.
    Als sie sich in einem der verzierten Spiegel hinterm Empfang erblickt, senkt sie rasch die Augen. Ihre Mitbrautjungfern werden sehr enttäuscht sein, dass ihre harte Arbeit vor der Trauung vollständig ruiniert ist: Ihr Kleid sieht so zerknittert aus, als hätte sie es den ganzen Tag in der Handtasche mit sich herumgetragen, und ihre Frisur – die so perfekt gestylt gewesen war – löst sich auf, einzelne Strähnen fallen ihr übers Gesicht, der Knoten hinten ist traurig herabgesackt.
    Der Mann am Tresen beendet ein Telefonat, legt den Hörer mit geübtem Schwung des Handgelenks auf und wendet sich Hadley zu.
    »Kann ich Ihnen helfen, Miss?«
    »Ich suche die Hochzeitsfeier der Familie Sullivan«, sagt sie, und er schaut auf seinen Schreibtisch.
    »Ich fürchte, die hat noch nicht begonnen«, sagt er mit knappem, gepflegt britischem Akzent. »Der Empfang wird im Churchill Ballroom um Punkt sechs Uhr gegeben.«
    »Richtig«, sagt Hadley, »aber im Moment suche ich eigentlich nur den Bräutigam.«
    »Ah, sicher«, sagt er, ruft im Zimmer an und spricht leise in den Hörer, ehe er wieder auflegt und Hadley kurz zunickt. »Suite zwohundertachtundvierzig. Man erwartet Sie.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, entgegnet sie und geht zum Fahrstuhl. Kurz darauf klopft sie an die Tür der Suite und versucht, sich so sehr gegen Dads missbilligende Miene zu wappnen, dass sie ziemlich überrascht ist, als Violet öffnet. Die allerdings missbilligend genug aussieht.
    »Was ist denn mit dir passiert?«, fragt sie, und ihre Augen mustern Hadley vom Haar bis zu den Schuhen, ehe sie wieder nach oben zucken. »Bist du einen Marathon gelaufen oder was?«
    »Es ist heiß draußen«, erklärt Hadley und schaut hilflos an ihrem Kleid herunter. Zum ersten Mal fällt ihr auf, dass sie sich zu allem Übel auch noch einen kommaförmigen Fleck am Saum eingehandelt hat. Violet nimmt einen Schluck Champagner aus einem von Lippenstift bekränzten Glas und begutachtet den Schaden über den Rand hinweg. Hinter ihr sieht Hadley ungefähr ein Dutzend Leute auf dunkelgrünen Sofas sitzen, ein Tablett farbenfroher Gemüsestücke auf dem Tisch vor sich, dazu mehrere Flaschen Champagner auf Eis. Aus den Lautsprechern dringt leise Musik, etwas Instrumentales und leicht Einschläferndes, doch darüber hört sie Stimmen aus dem Nebenzimmer.
    »Ich schätze, wir müssen dich vor dem Empfang noch mal in Form bringen«, seufzt Violet, und Hadley nickt dankbar, wobei ihr Handy – das sie immer noch in der verschwitzten Faust hält – zu klingeln anfängt. Sie sieht auf dem Display, dass es Dad ist, der sich wohl fragt, wo sie bleibt.
    Violet zieht die Augenbrauen hoch. » Der Professor ?«
    »Das ist bloß mein Vater«, erklärt sie, damit Violet nicht denkt, sie bekäme eigenartige transatlantische Anrufe von einem Lehrer. Aber als sie wieder aufs Handy schaut, fühlt sie sich plötzlich ganz leer. Was einmal witzig war, wirkt jetzt bloß ein bisschen traurig. Selbst diese kleine Geste, dieser alberne Spitzname zeugt von einer gewissen Distanz.
    Violet tritt beiseite wie der Türsteher eines exklusiven Klubs und winkt Hadley herein. »Wir haben nicht mehr viel Zeit bis zum Empfang«, sagt sie, und Hadley kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Wann fängt der noch mal an?«
    Violet verdreht entnervt die Augen und würdigt sie keiner Antwort. Sie geht zurück ins Zimmer und drapiert sich und ihr faltenfreies Kleid vorsichtig auf einem der Sessel.
    Hadley steuert auf das kleine Wohnzimmer an der Seite zu, die Verbindung zwischen Schlafzimmer und dem Rest der Suite. Dort findet sie ihren Vater und ein paar andere Menschen um einen Laptop gedrängt. Direkt davor sitzt Charlotte, das Hochzeitskleid um sie ausgebreitet wie Zuckerguss. Hadley kann zwar den Bildschirm nicht erkennen, aber es handelt sich offensichtlich um irgendeine Präsentation.
    Sie spielt kurz mit dem Gedanken, sich wieder hinauszuschleichen. Sie will keine Fotos der beiden auf dem Eiffelturm sehen, oder Grimassen schneidend im Zug, oder Enten fütternd am Teich in Kensington Gardens. Sie will sich keine Beweisbilder von Dads Geburtstagsfeier in einem Oxforder Pub ansehen müssen. Sie braucht nicht daran erinnert zu werden, dass sie nicht dabei war, dass die Bedeutung des Tages ihr an jenem Morgen beim Aufwachen wie ein Bleigewicht um den Hals hing, das sie durch

Weitere Kostenlose Bücher