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Puppen

Puppen

Titel: Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Niall Wilson
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jederzeit zwischen ihnen wandeln und den heiligen Blütenstaub aufnehmen.
    Janeway erfuhr auch vom Kummer jener, die nicht zu den Auserwählten gehörten. Vok irrte sich. Nicht alle seine Ahnen hatten mit dem Langen Schlaf begonnen; nicht alle waren für würdig befunden worden. Im Lauf der Jahrzehnte und
    Jahrhunderte degenerierte die Kultur von Urrytha, und die Bewohner des Planeten zogen sich in ein Höhlen- und
    Tunnelsystem zurück, um unter der Oberfläche ihrer Welt zu leben. Die großen Städte der Vergangenheit zerfielen um sie herum, und bei den Ritualen kam es zu Veränderungen.
    Je mehr Urrythaner den Langen Schlaf begannen, desto stärker wurde ihre vereinte Stimme und desto mehr wuchs ihr Einfluß auf die Lebenden. Gleichzeitig war dadurch weniger Ambiana erforderlich, um bei jenen, die auf der Oberfläche des Planeten geblieben waren, den Langen Schaf zu bewirken. Der Einfluß der Ältesten ermöglichte mehr Ruhe und Toleranz: Wer früher als unwürdig eingestuft worden wäre, wurde nun ausgesondert oder ›gebessert‹. In späteren Gruppen gab es solche Individuen nicht mehr. Es entstanden einzelne
    Kommunen, von einem einzelnen Oberhaupt geleitete
    Gemeinschaften. Ihre Angehörigen strebten jene Löslösung an, die Janeway jetzt erlebte, und sie waren bereit, viele Jahrtausende darauf zu warten. Wenn es Zeit für sie wurde, gesellten sie sich der Einen Stimme hinzu, um eine Ewigkeit lang zu singen, bevor das Aufsteigen begann.
    Später fand der Übergang zum Langen Schlaf schneller statt, und dadurch blieb den Urrythanern weniger Zeit, das weltliche Leben zu lieben, zu bauen und den Fortschritt voranzutreiben.
    Sie verbrachten ihre Tage damit, sich aufs Aufsteigen vorzubereiten, dachten nicht an das physische Leben.
    Irgendwann verließen sie die Gärten und zogen sich ins Ödland zurück, damit der Blütenstaub nicht zu schnell wirkte –
    bevor sie Gelegenheit bekamen, die Vorbereitungen
    abzuschließen. Sie mieden die Ruinen der Städte ihrer Ahnen, hielten sich von den Gärten fern und wandten sich auch von dem Wissen ab, das die alten Schriften enthielten. Ihre Aufmerksamkeit galt einzig und allein dem Bemühen, sich auf die Verschmelzung mit der Einen Stimme vorzubereiten. Sie lebten allein für das Aufsteigen und bildeten die letzte Phase des Zyklus.
    Jetzt brachen jene auf, die im Langen Schlaf gewartet hatten.
    Janeway spürte ihre Nähe, als sie an der Voyager vorbeiglitten.
    Sie fühlte das Zentrum ihres Gemeinschaftsbewußtseins, als es sie dem Auge eines Wirbelsturms gleich durchdrang – ruhig, perfekt im Gleichgewicht. Und dann waren die Wesen fort.
    Ihre Botschaft – ihre Stimme – ging ihnen voraus, eilte dem entgegen, was sie erwartete, was sie nach zehntausend und mehr Jahren von ihrer Heimatwelt fortrief und dazu veranlaßte, mit einer Reise durchs Universum zu beginnen.
    Ihr plötzliches Fehlen schuf eine Leere, die alle
    Besatzungsmitglieder der Voyager seufzen ließ. Sie hatten das Gefühl, einen enormen Verlust erlitten zu haben, aber
    glücklicherweise dauerte dieses Empfinden nicht lange. Als ihre Selbstsphären zu den normalen Denkmustern
    zurückfanden, begannen sie damit, auf der Grundlage ihrer Erfahrungen die jüngsten Erlebnisse zu analysieren. Zunächst sprach niemand. Stille herrschte, einige Minuten oder
    vielleicht sogar Stunden lang.
    Schließlich gab sich Janeway einen inneren Ruck und stand auf. Urrytha war wieder ›nur‹ ein Planet, der große Ähnlichkeit mit der Erde aufwies. Die Kommandantin mußte ihre
    Verantwortung wahrnehmen. Es gab Dinge, die ihre volle Aufmerksamkeit erforderten; den Wunsch, über das
    nachzudenken, was gerade geschehen war, konnte sie sich nicht sofort erfüllen.
    »Fähnrich Fowler, aktivieren Sie die Scanner und Sensoren.
    Ich bin ziemlich sicher, daß es jetzt keine Interferenzen mehr gibt.«
    Janeways Worte beendeten die lange Stille und bewirkten neue Aktivität. Neelix entschuldigte sich vielmals und eilte fort, um einen Lappen zu holen und damit den vergossenen Tee aufzuwischen. Chakotay trat zu Fowler und half ihm bei dem Versuch, den Planeten zu sondieren. Zuerst zeichneten sich die Bewegungen der Brückenoffiziere durch eine gewisse Trägheit aus, doch die vom Verschwinden der Wesen
    geschaffene Normalität schien ihnen mit jeder verstreichenden Sekunden neue Kraft zu geben. Die Ereignisse hatten ihnen profunden Einblick in eine völlig andere Welt geboten, doch jetzt normalisierte sich die Situation.
    »Lieutenant

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