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Puppen

Puppen

Titel: Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Niall Wilson
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neutralisieren. Es ist ein sehr
    interessanter Vorgang.«
    »Daran zweifle ich nicht.« Janeway seufzte und schob den Becher so weit wie möglich fort, blickte dann wieder zum Hauptschirm.
    Was bis eben eine in Wolken gehüllte, grünblaue und braune Welt gewesen war, hatte sich plötzlich verändert. Der Wandel machte sich zunächst nur in einem kleinen Bereich bemerkbar, der jedoch rasch wuchs und sich ausdehnte. Bunte Farben zeigten sich dort vor einem Hintergrund aus grauweißem Dunst. Sie durchdrangen die Wolken, stiegen mit hoher
    Geschwindigkeit auf.
    »Was ist das, Chakotay?« fragte Janeway. Tief in ihrem Innern wußte sie, daß er diese Frage gar nicht beantworten konnte, aber sie mußte sie trotzdem stellen. Aus irgendeinem Grund hielt sie es für notwendig, das Schweigen zu beenden, so als könnte sie nur dadurch wieder aktiv werden.
    »Keine Ahnung, Captain«, erwiderte der Erste Offizier.
    »Aber was auch immer es ist: Es kommt ziemlich schnell näher. Zwar hat es nicht die Geschwindigkeit eines
    Raumschiffes oder eines Photonentorpedos, aber man kann es wohl kaum als langsam bezeichnen.«
    »Schilde hoch«, sagte Janeway. »Computer, vergrößere
    Sektor siebenundvierzig, Faktor einhundert.«
    Das Bild auf dem Hauptschirm wechselte und zeigte den
    Exodus. Geschöpfe verließen den Planeten, bildeten einen Schwarm aus Farben und funkelndem Licht: die
    urrythanischen Alten. Wie große, anmutige Engel wirkten sie, segelten mit ausgebreiteten Schwingen durchs All. Ekstatische Freude leuchtete nun in Gesichtern, die zuvor traurig gewirkt hatten. Janeway war ziemlich sicher gewesen, daß der
    Kummer einen integralen Bestandteil der urrythanischen Mimik darstellte, doch jetzt erkannte sie die Freude als eigentliches natürliches Element. Sie begriff, den Bewohnern des Planeten in Gedanken Unrecht getan zu haben, hoffte auf eine Gelegenheit, diesen Fehler korrigieren zu können – sobald Paris und Kes mit Tuvok zurückkehrten.
    Inzwischen stand fest, daß sie trotz ihrer Vorsicht vieles übersehen hatten. Das Erwachen. Janeway erinnerte sich daran, diesen Begriffen bei den Urrythanern gehört zu haben.
    Außerdem entsann sie sich an die Hieroglyphen in den Säulen
    – die vielleicht eine Art Kokon darstellten? Doch sie selbst und ihre Begleiter hatten das alles für religiösen Mumpitz gehalten.
    Sie hatte den Glauben der Urrythaner mit entsprechenden Überzeugungen verglichen, die sie aus ihrer Heimat kannte, doch dabei hatte sie wichtige Unterschiede übersehen. Auf Urrytha gab es Hinterlassenschaften, die eine konkrete Botschaft aus der Vergangenheit darstellten und auf Ereignisse hinwiesen, die sich schon einmal zugetragen hatten und irgendwann eine Wiederholung finden würden.
    Kayla war für einen solchen Weg bestimmt gewesen, doch das Eingreifen von Paris und Kes hatte verhindert, daß sie ihn bis zum Ende beschreiten konnte. Janeway fragte sich jetzt, ob es richtig gewesen war, der Bajoranerin das Gegenmittel zu verabreichen und sie zu wecken, ihr dadurch die Teilnahme an einer so wundervollen Verwandlung zu verwehren. Oder hätte sich für Kayla gar nicht die Möglichkeit einer solchen Metamorphose ergeben? Wäre ihr Körper verwest, während die Seele in der Umarmung der Einen Stimme verweilte?
    Diese Fragen mußten für immer ohne Antwort bleiben. Als die urrythanischen Alten ihren Flug fortsetzten, als
    farbenprächtiger, schillernder Schwarm durchs All glitten, begann die Voyager zu summen. Zuerst war es nur eine leichte Vibration, die kaum mehr als ein vages Prickeln verursachte.
    Doch schon nach kurzer Zeit veränderte sich dieses Prickeln und bahnte sich einen Weg in Janeways Selbst, ohne den Eindruck zu erwecken, ihre Privatsphäre zu verletzen.
    Janeway überlegte, warum sie befohlen hatte, die
    Schutzschilde zu aktivieren. Was auch immer sie versuchten: Sie konnten ohnehin nichts gegen die fremde Lebenskraft ausrichten. Welche Maßnahmen bisher auch von ihnen
    ergriffen worden waren: Die Entität ignorierte sie einfach.
    Warum sollte das bei den Schilden anders sein? In der sanften Vibration gab es etwas, das Janeway berührte, das sie
    veranlaßte, trotz der -zumindest denkbaren – Gefahr zu schweigen. Je mehr sich die Wesen der Voyager näherten, desto sicherer wurde sie, daß die Schilde völlig unnötig waren.
    Ob aktiviert oder nicht: Dadurch ergab sich kein Unterschied bei dem, was nun geschah.
    Janeway wandte den Blick kurz vom Hauptschirm ab und
    ließ ihn durch den Kontrollraum

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