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Puppen

Puppen

Titel: Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Niall Wilson
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entstanden waren, als die geflügelten Urrythaner aus dem Boden kamen und zu einem neuen Leben aufstiegen. Jene
    Gefühle boten einen deutlichen Hinweis darauf, daß seine Worte nicht der Wahrheit entsprachen.
    »Jetzt stehen nicht mehr so viele Ambiana-Blumen zur Verfügung wie früher«, erläuterte Kes. »Ban und die anderen werden länger brauchen, um den Langen Schlaf zu erreichen.
    Einige von ihnen schaffen es vielleicht nicht, weil sie vorher sterben. Im Lauf der Zeit entfernen sie sich von den Wurzeln der jetzigen Kultur, und mit dem Wechsel der Generationen wird es weniger Urrythaner geben, die ganz am Glauben
    festhalten. Vielleicht trennen sie sich von den anderen, um sich ausschließlich ihren Überzeugungen zu widmen.
    Neue Städte werden entstehen, und andere Dinge erhalten Priorität. Kunst, Technik, das Ambiana und die Priester, die sich darum kümmern, das Aufsteigen und die Erinnerungen an diesen Tag, in Stein gehauen oder auf Papier
    niedergeschrieben… Die Aufzeichnungen werden immer mehr an Bedeutung verlieren, bis sie nur mehr Geschichten sind, die man Kindern erzählt und als Grundlage für Rituale dienen.
    Damit einher geht ein langsames Wachsen. Wenn mehr
    Urrythaner den Langen Schlaf erreichen und sich der Einen Stimme hinzugesellen, die das Lied der Harmonie singt, so nimmt ihr Einfluß zu. Vok ist der erste. Er lernte von den Ahnen, und das findet ebenso Niederschlag in seiner Stimme wie jene Dinge, die er von den anderen Schläfern lernen wird.
    Er bildet die Basis für die neue Eine Stimme, für das neue Lied, und irgendeines herrlichen Tages wird er ebenfalls aufsteigen.«
    »Vielleicht sollte er seinen Namen ändern und sich Adam nennen«, scherzte Paris.
    »Wie bitte?« erwiderte Kes verwirrt.
    Der Pilot schüttelte den Kopf. »Es würde viel zu lange dauern, es Ihnen zu erklären«, sagte er. »Ich mußte nur gerade an den Glauben meiner Familie denken. Als Kind habe ich ihn nicht sehr ernst genommen, und ich muß gestehen, daß ich auch die Urrythaner zu Anfang nicht sehr ernst nahm. Mir sind da einige erhebliche Einschätzungsfehler unterlaufen.«
    »Uns allen«, betonte Kes.
    Schweigend setzten sie den Flug fort, und kurze Zeit später landeten sie bei der Siedlung im Ödland. Tuvok wartete in einem freien Bereich, der sich als Landeplatz für das Shuttle eignete. Er hatte die Augen geschlossen und wirkte völlig entspannt, saß mit überkreuzten Beinen und verschränkten Armen.
    Er reagierte zunächst nicht auf das Shuttle, hob die Lider erst, als es einige Meter von ihm entfernt aufsetzte. Paris
    beobachtete, wie der Vulkanier die Augen öffnete, und für einen Sekundenbruchteil glaubte er, in dem dunklen Gesicht ausgeprägte Emotionalität zu erkennen. Dann setzte Tuvok wieder die Maske aus Logik und Rationalität auf. Es geschah so schnell, daß Paris nicht sicher war, wirklich Gefühle in der vulkanischen Miene gesehen zu haben. Er richtete einen fragenden Blick auf Kes, die geheimnisvoll lächelte – sie hatte es ebenfalls gesehen. Ein bemerkenswerter Tag, in jeder Hinsicht.
    Sie öffneten die Luke, und Tuvok kam herein. Er nahm in einem freien Sessel Platz und schnallte sich an.
    »Sie scheinen sich nicht sehr darüber zu freuen, mich
    wiederzusehen«, stichelte Paris. Er versuchte, ernst zu bleiben, aber es gelang ihm nicht, ein Lächeln zu unterdrücken.
    »Die Rückkehr zum Schiff erfüllt mich mit Zufriedenheit«, sagte Tuvok schlicht.
    »Bedauern Sie es gar nicht, Ihre neuen Freunde zu
    verlassen?« fuhr Paris fort. Er konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen. »Als ich Sie zum letztenmal bei den Urrythanern sah, schienen Sie sich sehr nahe gekommen zu sein.«
    »Mein Verhalten zu jenem Zeitpunkt wurde allein von Logik bestimmt«, entgegnete Tuvok, und ein Hauch von Empörung erklang in seiner Stimme. »Ich hatte den Urrythanern Hilfe versprochen, und dieser Verantwortung mußte ich gerecht werden. Wenn Sie nun so freundlich wären, uns zur Voyager zu bringen… Ich möchte dort die Krankenstation aufsuchen und meinen Kopf vom Doktor untersuchen lassen.«
    Paris’ Lächeln wuchs in die Breite. »Warum haben Sie auf uns gewartet?« fragte er unschuldig. »Es gibt jetzt keine Interferenzen mehr, und das bedeutet: Sie hätten sich an Bord beamen lassen können.«
    Tuvok antwortete nicht und blickte stumm zur Siedlung.
    Während der vergangenen Stunden war soviel geschehen, daß er es für unangemessen hielt, auf die Scherze des Piloten einzugehen. Außerdem

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