Puppenbraut
gerade angesteuert hatte, war wirklich wunderschön. Es gab einen abgeschiedenen Bereich mit einer Sandkiste für kleine Kinder und ihre Mamas, die sich auf den umschließend angeordneten Bänken zum Plauschen trafen. Fröhlich tauschten sie die heißesten Informationen, von Trinkflaschen und mit Keksen oder Apfelschnitzen beladenen Plastikdosen umgeben. Zwischendurch gab es kurze Anweisungen an die Kleinen, was sie zu tun oder zu lassen hatten. Im vorhandenen Geräuschpegel wurden sie von den Kindern allerdings gekonnt überhört. Etwas weiter von der Sandkiste entfernt gab es eine wunderschöne, große Seilbahn, die Cassy hier sicherlich als Allererstes in Beschlag nehmen würde.
Neben den unterschiedlichen Klettergerüsten, die kunstvoll in die Landschaft der angrenzenden Bäume eingearbeitet wurden und dem Platz eine natürliche Note verliehen, gab es wenige, kleine Örtchen, die sicherlich das eigentliche Paradies für die Kinder bedeuteten.
Jenseits des wuseligen Geschehens konnte man, zwischen den Bäumen versteckt, die schönsten Geheimnisse austauschen, ohne dass die zahlreichen Erwachsenen auch nur Notiz von den Kindern nahmen. ‘Ein nahezu perfektes Versteck für Drogenabhängige oder welche, die eben gern Kinder entführen’, dachte Doreen erbittert über diese Erkenntnis, dass man die Kleinen schon so früh brutal der Kindheit berauben konnte.
Es hatte keinen Sinn, diesen Platz nach irgendwelchen Spuren von Zoey Andrews abzusuchen, da selbst die kleinsten davon vermutlich schon von den Cops gesichert waren. Zum Teil war sogar noch das f urchteinflößende Polizei-Absperrband sichtbar. Doreen wollte auch nicht besonders auffallen, indem sie um den Tatort schlich.
Vielmehr beschäftigte sie ein Kiosk in der unmittelbaren Nähe des Spielplatzes. Meistens fiel solchen Leuten etwas auf, weil sie unmittelbar am Geschehen waren. Sie beschloss, ganz vorsichtig in der Sache vorzugehen. Der Verkäufer hatte sicherlich schon genug von den Befragungen der Cops. Mit diesem Gedanken machte sie sich auf den Weg.
„Guten Tag!“ Die Begrüßung klang abgebrochen in dem winzigen Raum, den sie soeben betreten hatte. Der Besitzer schien sich in einem Nebenraum aufzuhalten. Sie nutzte die Gelegenheit, sich im Kiosk etwas genauer umzusehen.
Als Erstes fiel ihr ein kleiner Stehtisch auf. ‘Gar nicht blöd’, dachte sie. ‘Die Mamas können schnell einen Kaffee trinken, während ihre Kinder draußen spielen.’ Die vollständig abgedunkelte Verglasung des Ladens bot einen hervorragenden Blick nach draußen. Der Beobachter, die liebe Mutti oder Zoeys Entführer konnten sich bestens versteckt fühlen. ‘Hast du von hier aus Zoey beobachtet?’, fragte sich Doreen. Die Idee schien ihr nicht gerade unplausibel.
„Tach! Wie kann ich helfen?“, hörte sie jemanden trocken sagen. Sie wandte sich sofort dem Mann zu.
Er war mittleren Alters, groß und blond. Eine sehr merkwürdige Erscheinung. Eine Person, dessen Gesicht man sofort vergaß, nachdem man den Laden verlassen hatte. Keine markanten Merkmale, nichts dergleichen. Hinter dem Mann standen Regale, die mit Magazinen überfüllt waren, was im krassen Kontrast zu seinem sehr spartanischen Äußeren stand.
„Sie haben sehr viele Modezeitschriften.“ Doreen beschloss, direkt vorzugehen.
„Ist ja auch ein Kiosk!“, antwortete er schroff. Dann etwas freundlicher: „Ich mag eben Modemagazine.“
„Ich auch.“ Ree lächelte, um die Atmosphäre zu entspannen. „Jede Menge schöne Frauen, die Sachen tragen, mit denen man sich nicht auf die Straße trauen würde. Hätten Sie einen Kaffee für mich? Ich muss noch kurz auf meine Nichte warten“, log sie.
„Mit Milch und Zucker?“
„Nur mit Milch, bitte.“ Da eine kleine, unangenehme Pause folgte, versuchte sie diese zu überbrücken. „Tollen Laden haben Sie! Ich wollte schon immer etwas mit Zeitschriften und Büchern zu tun haben. Und die Idee erst, so nah am Spielplatz, wo die Eltern schon aus purer Langeweile zur Zeitschrift greifen... Einfach genial!“
„Danke! Ich habe tatsächlich ein wenig nach einem guten Platz für meinen Laden gesucht“, antwortete er sichtlich geschmeichelt. ‘Das wäre dann Herr Dexter Gardener, der Besitzer.’ Doreen lächelte. Die Angewohnheit, auf jedes noch so kleine Detail zu achten, sei es auch nur das kleinste Schildchen an der Eingangstür, zahlte sich wieder mal aus. Sie stellte sich an den Stehtisch, wo der heiße Kaffee in einem Pappbecher bereits
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