Puppenbraut
konnte sie plötzlich ungewohnte Geräusche wahrnehmen. Oder wollte ihr der Verstand einfach nur einen Streich spielen? Wie aus dem Nichts konnte sie einen leichten Windstoß wahrnehmen. Jemand flüsterte: „Pssst!“, bevor nach einer Weile die ersten lauten Worte fielen:
„HIER IST DAS FBI! LASSEN SIE DIE WAFFE FALLEN! FALLENLASSEN, HABE ICH GESAGT!“ Ein Schuss löste sich. Doreen war mittlerweile wirklich alles egal. Sie streckte ihre Arme einem warmen Licht entgegen.
„Angel, wir brauchen Verstärkung! Ich kann ihren Puls nur ganz schwach wahrnehmen! Ich beginne mit einer Herzmassage!“, lauteten die Anweisungen des Teamchefs, die nur das operierende Team wahrnehmen konnte.
„Scott, ich kümmere mich um die Journalistin! Die Verstärkung ist unterwegs!“ Angels Stimme klang ganz klar. „Ich kann auch nur einen schwachen Puls spüren!“, brüllte sie plötzlich.
„Bryan! Beginne mit einer Herzmassage!“, wies Angel ihren älteren FBI-Kollegen an, der ihrem Befehl sofort folgte. Sollten sie die Frauen durch diese Hölle jemals durchbringen können, mussten sie sofort schnell und richtig handeln!
„Doreen, Sie sind in Sicherheit! Bleiben Sie bei mir! Doreen, drücken Sie meine Hand!“ Nun war Angel sichtlich angespannter. „Doreen, verdammte Kacke, halten Sie durch!“ Man hörte laute Stimmen, die sich zu einer undefinierbaren Masse vereinten. Rees Gedanken flogen weiter und weiter ins Licht. Nun gab es für sie keinen Grund, den wahrgenommen Stimmen zu folgen. Doreen war unendlich glücklich!
„Das ist die Wirkung von Pancuronium, nicht wahr?“, klang es diesmal nach aufsteigender Panik bei der sonst so ruhigen Agentin. „Welche Dosis hat dieses miese Schwein Ihnen gespritzt?“
Der Keller, der diesmal als Tatort gelten würde, füllte sich mit Menschen, die hektisch versuchten, das noch vorhandene Leben zu erhalten. Von oben betrachtet, offenbarte sich eine Szenerie, die man eigentlich nur aus einem grausamen Horrorfilm kannte.
Rettungskräfte, die soeben am Tatort angetroffen waren, tummelten sich um zwei Frauen, die man wie Leichen auf dem Boden ausgebreitet hatte. Im Nebenzimmer lag eine weitere, doch männliche Leiche - mit einer Spritze neben der Hand, die Scott in Bruchteilen von Sekunden als Waffe identifiziert hatte.
Sein präziser Schuss traf das Monster, das das kleine verängstigte Kind wie einen Panzer an sich drückte, mitten in den Kopf. Die Wucht des Treffers schleuderte Travis Carter nach hinten, womit er auf das Bett im Nebenzimmer fiel. Die Spritze fiel zu Boden und zerbrach.
Zoeys unaufhörlicher Panikschrei vermischte sich mit den lauten Anweisungen der Cops und Sanitäter, die mittlerweile in Scharen in den Keller stürmten.
In dieser Szenerie konnte man eine Stimme hören: „Wir verlieren sie! Ich brauche einen Defibrillator! Alle weg! Auf drei! Verdammt!“
Doch Doreen wusste, dass ab sofort alles gut sein würde. Das Licht würde sie an einen besseren Ort bringen. Ihr Herz öffnete sich. Ihre Mission war erfüllt! Endlich konnte sie gehen. Durch ihre Hilfe musste dieser Sadist seine Vorgehensweise ändern und hatte endlich den entscheidenden Fehler gemacht. Doreen konnte verhindern, dass weitere Kinder von seiner Hand starben! Das war mehr, als andere von sich behaupten konnten! Nun war sie bereit, zu gehen...
Ree hörte die Stimme eines Arztes: „Ich brauche Hilfe! Die Patientin kollabiert ebenfalls! Defibrillator! Alle weg! Auf drei!“
Plötzlich nahm sie einen furchtbaren Schlag wahr. Als wäre sie direkt aus dem freien Fall gegen eine Mauer geprallt. Sie wollte wieder zurück, als sie eine panische Stimme hörte:
„Ich habe wieder einen ganz schwachen Herzschlag! Ich werde versuchen, sie zu stabilisieren!“ Zu ihr gewandt, sagte der Arzt flehend: „Jetzt müssen Sie durchhalten, hören Sie? Sie schaffen es! Bitte, bitte, halten Sie durch!“
E N D E
EPILOG
Samstag, 6. Monate nach der Entführung.
Schweißgebadet wachte Doreen Bertani wieder aus ihrem Albtraum auf. Mit einer Hand nach dem Inhalator tastend, setzte sie sich kerzengrade in ihrem Bett auf. Langsam spürte sie, wie sich die lebensrettende Flüssigkeit in ihrer Lunge ausbreitete, um etwas Platz in den Bronchien zu schaffen. Nach einer Weile atmete sie tief ein. ‘Wieder dieser Albtraum. Wann hört er endlich auf?’, dachte sie mit steigender Erleichterung über das Fehlen des Realitätsbezuges. Sie strich sich mit dem Ärmel ihres Pyjamas den kalten Schweiß von
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