Puppengrab
uns anfangen«, sagte Copeland. »Es ist schon fast fünf Uhr. Wir haben einen Plan – so lächerlich er auch ist«, sagte er mit einem Seitenblick auf Neil, »doch wir müssen Bankes zu fassen kriegen.«
»Ihn umbringen, meinen Sie«, verbesserte ihn Neil, woraufhin Copeland erwiderte: »Sicher.«
Eine Stunde später befanden sich alle Einheiten im Ellis Park auf ihren Posten. Sie bedienten sich einiger Picknicktische unter einem Dach, das bei Regen vermutlich leckte. Zwei Transporter mit elektronischem Zubehör und der Überwachungsausrüstung standen bereit. Brohaughs Kabel waren mit der Batterie des am nächsten stehenden Vans verknüpft, damit ihm nicht mitten während der Operation der Strom ausging. Neil krümmte sich innerlich bei der Vorstellung, dass es vielleicht so lange dauern konnte.
Fünf Agenten befanden sich vor Ort: Copeland, Brohaugh, Standlin, Harrison und O’Ryan. Und, natürlich, Neil selbst. Copeland hatte ihn zwar von dem Fall abziehen wollen, aber Bankes wollte
ihn
kriegen.
Neil öffnete sein Pistolenholster. Eine Brise brachte seine Hemdzipfel zum Flattern.
»Alles okay mit Ihnen?«, fragte Harrison.
»Aus dem Weg«, knurrte Neil. »Sie tun gerade so, als hätte ich noch nie eine Geiselnahme erlebt.«
»Ich nehme mal an, dass Sie es noch nie mit einem Psychopathen zu tun hatten, der es auf jemanden abgesehen hat, den Sie lieben.«
Neil sah ihn scharf an. »Da kennen Sie mich aber schlecht.«
Harrison erblasste, und Neil hatte Mitleid mit ihm. »Alles okay mit mir.«
Und das stimmte. Wenigstens konnte er jetzt endlich etwas
tun.
Außerdem freute er sich, Beth als Bankes’ Ziel ablösen zu können.
Komm schon, du Dreckskerl,
dachte er,
krieg mich doch.
Und Bankes hatte ihn gekriegt, leider, indem er eine Mutter und ihre Tochter entführte. Neil war sich nach dem ersten Anruf, der tatsächlich zur Oak Wood Mall zurückverfolgt werden konnte, nicht sicher gewesen, ob er Bankes glauben sollte. Doch dann hatte Bankes ein zweites Mal angerufen, und Neil konnte das entsetzte Schluchzen der Mutter im Hintergrund hören.
»Ich will mit ihr reden«, sagte er. »Und dazu sollte sie besser in der Lage sein.«
Eine Stimme, zitternd und voller Angst. »Er h-hat meine Tochter und m-mich entführt.« Sie klang fürchterlich verschreckt. »Er wird uns u-umbringen.«
Dann war Bankes wieder in der Leitung. »Komm schon, Dreckskerl, hol dir die Frau und das Kind.«
Dann hatte er aufgelegt. Er war lang genug in der Leitung gewesen, und er wusste, was das für die Rückverfolgung des Anrufs bedeutete.
Neil sah auf seine Armbanduhr – fast halb sieben. Die Frau und ihr Kind waren vermutlich gegen zwei entführt worden, aber sie hatten noch immer keine Ahnung, wer sie waren. Niemand hatte bislang eine Frau oder ein Kind als vermisst gemeldet, vermutlich dachten ihre Angehörigen, sie würden den Tag im Einkaufszentrum verbringen.
Neil rief Suarez an, um sich zu versichern, dass es Beth gutging.
Suarez antwortete flüsternd. »Ich habe gerade nach ihr gesehen, Mann, sie schläft tief und fest. Seit ungefähr einer Stunde. Tun Sie, was zu tun ist.«
Copeland und Neil gingen zum Heck des zweiten Vans, wo O’Ryan die Goldritter der modernen Nachrichtenübertragung über ihr Headset in Schach hielt. »Haben Sie alle Kameraleute unter Kontrolle?«, wollte Copeland wissen.
»Ja«, erwiderte sie. »Wir haben alle vor ungefähr zwanzig Minuten abziehen lassen. Bis auf Corey Dunwoody, der Typ, der letztes Jahr von Channel Two gefeuert wurde. Er arbeitet jetzt freiberuflich und hat es mir nicht gerade einfach gemacht, bis ich ihm drohte, ihn wegen Behinderung von polizeilichen Ermittlungen festzunehmen.«
Copeland rieb sich über das Kinn. »Ich kenne ihn noch vom letzten Jahr, als das Attentat auf den Gouverneur verübt wurde. Keine Skrupel, keine Moral, der würde die Titten seiner Mutter an den Teufel verkaufen, um an eine Story zu kommen.«
»Genau«, stimmte O’Ryan zu. »Der typische Reporter eben.«
Bankes ging ein paar Meter hinter Heinz und dem dunkelhaarigen Mädchen namens Samantha her. Sie durchstreiften ein weitläufiges Wohngebiet, das an das Anwesen der Fosters grenzte: ein Vater und seine Tochter beim Gassigehen. Samantha und Heinz waren wirklich seine bislang beste Tarnung. Sie hatten eine Abkürzung durch den hinteren Garten eines Hauses genommen, das leer zu stehen schien.
Den Fosters gehörten ungefähr sechzehn Hektar Land, eine Umzäunung gab es nicht. Die
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